James Otto - Sunset Man

CD Cover James Otto - Sunset Man
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Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
Userwertung

Dass der Mann hier wenig mit feingeistigem Bluegrass oder hintergründig Sozialkritischem am (fehlenden) Hut hat, sagt schon mal das Coverfoto: Ein Kerl von der Statur eines John Waynes, lange Haare, Vollbart, dunkles Outfit, auf der Kühlerhaube eines alten Chevys lümmelnd - so jemand kann nur für härtere Musikfälle in Betracht kommen. Richtig? Ja. Aber nicht nur!

James Otto hat sich in den letzten Jahren einen stattlichen Ruf in der Countryszene erspielt, ersungen und erschrieben. Der Sohn eines Army Ranger Drill Sergeants wuchs mehr oder weniger in ganz Amerika auf - je nachdem wohin Papi gerade versetzt wurde - später ging er selbst zur Navy. An Bord eines Flugzeugträgers bereiste er die ganze Welt. Doch egal wo der Zwei-Meter-Mann auch vor Anker lag, sein Herz schlug stets für die Musik: Erst für Hardrock (Van Halen), später für Funk (Prince) und noch später, als er schließlich mal in Alabama sesshaft wurde und so mit der gleichnamigen Band und Acts wie Charlie Daniels und Hank Jr. und Lynyrd Skynyrd in Berührung kam, waren Country und Southern Rock der Sound von James Otto. "Diese Musik hat mich umgehauen", verrät er in seiner Biografie, "sie hat mein Leben verändert. Seit dem habe ich alles aufgesaugt, was aus Nashville kam: von Johnny Cash bis Buck Owens, von Dwight Yoakam bis Randy Travis, von Willie Nelson bis John Anderson."

Die logische Konsequenz für den Gitarristen, Sänger und Songschreiber war der Umzug nach Nashville. Dennoch dauerte es, bis seine Karriere in die Gänge kam: viele Shows, noch mehr Gespräche, unzählige selbst geschriebene Titel und ein - von der ersten Plattenfirma - verbocktes Debütalbum ("Days Of Our Lives"). Dennoch wurde das Potential von James Otto damit deutlich. Und deshalb fand der singende Kleiderschrank auch Zutritt in den genau so erlauchten wie umstrittenen Kreis der Nashville-Rebellen, der MuzikMafia. Der Rest: eine Geschichte aus der wunderbaren Welt der Countrymusik. Der vorläufige Höhepunkt: die aktuelle CD "Sunset Man".

Das Album hat es wirklich in sich. Produziert von John Rich ("Big & Rich") und Otto himself, lässt die CD elf wirklich feine Songs vom Stapel. Freilich ist nicht alles Gold was glänzt, bzw. dröhnt: Der eine oder andere Song - wie zum Beispiel der Opener "Ain't Gonna Stop" oder das finale "The Man That I Am" - kommen ganz klar aus dem Big & Rich-Fach. Will heißen: sehr brachiale Gitarren-Riffs und Sprechgesang in den Strophen, im Refrain gibt's dann die harmonische Country-Wiedergutmachung. Ein Konzept, das vor ein paar Jahren neu war, jetzt aber von so vielen Country-Newcomern kopiert wurde, dass man es nur noch in sparsamen Dosen genießen kann. Auch wenn es James Otto - als Muzik-Mafiosi - vermutlich besser als die meisten macht.

Nein, widmen wir uns lieber den guten Momenten, den starken Songs des Albums. Sie überwiegen bei weitem und machen klar, mit welch einem Kaliber von Sänger und Songschreiber man es mit dem vermutlich deutschstämmigen Interpreten zu tun hat. Zweifellos hat der Typ mit der Football-Quarterback-Figur seine besten Momente in den, für ihn atypischen, sanften, balladesken Titeln. Die beiden Liebeslieder "For You" und "Where Angels Hang Around" zählen genauso dazu wie das southern-rockige "When a Woman's Not Watching", das sehr soulige "Damn Right" und der schwerblütige Countryrocker "You Don't Act Like My Woman". Alleine diese Songs rechtfertigen den Kauf der CD. Doch auch die weiteren, größtenteils selbst geschriebenen Titel überzeugen: das an den alten Stones-Feger "Beast of Burdon" erinnernde "These Are the Good Ole Days" genauso wie der traditionell gehaltene Appell an die gute Laune, der in CD-Mitte eingebettete Titelsong "Sunset Man".

Fazit: Ein echter Otto von einem Kerl - aber auch als Sänger und Songschreiber ein Schwergewicht: moderner, größtenteils gefühlvoller Country- und Southern-Rock, mit souligem Einschlag.

Label: Warner Bros. Nashville (in Deutschland nicht veröffentlicht) VÖ: 8. April 2008

  • Titelliste

  • Links

01 Ain't Gonna Stop 07 You Don't Act Like My Woman
02 Just Got Started Lovin' You 08 When a Woman's Not Watching
03 For You 09 Drink & Dial
04 These Are the Good Ole Days 10 Damn Right
05 Where Angels Hang Around 11 Man That I Am
06 Sunset Man


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