Nach ihrem Debüt-Album "The Ones We Never Knew" von 2004 beim Universal South Label, bringt Holly Williams nun - fünf Jahre später - ihr zweites Album heraus: "Here With Me" hat sie zusammen mit Justin Niebank produziert. Es stellt als Debüt-Album für ihr neues Label, Mercury Records, einen gewissen Neuanfang dar - auch musikalisch.
Die elf neuen Lieder von Holly Williams stellen weiterhin eine Mischung aus Folk, Roots, Americana und Pop dar, scheinen aber noch ausdruckstärker und erwachsener. Was besonders auffällt, ist der autobiographische Hintergrund der meisten Tracks: In "Mama" bedankt sich die Sängerin auf geradlinig-aufrichtige Weise - ohne jegliche Anlehnung an Heintje-mäßiges Geschmalze – bei ihrer Mutter für deren Verhalten den Kindern gegenüber während ihrer Scheidung. Zum Wohle der Kinder hatte sie ihre Wut und Tränen unterdrückt, damit die Töchter ihren Vater nicht hassen lernen. Den geliebten Vater spricht sie in "Let Her Go" (geschrieben zusammen mit dem unvergleichlichen Marcus Hummon) an: Sie erkennt an, dass Väter in ihren Töchtern auf immer das kleine, geliebte Mädchen sehen, bittet aber darum, dass sie ihre Prinzessinnen ziehen und eigene Wege finden lassen. Diese Bitte trägt sie in flotter, folkiger Verpackung vor, also ohne jegliche Bitterkeit oder Vorwürfe. Auch "Without Jesus Here With Me" geht auf ein autobiographisches, erschütterndes Ereignis zurück: 2006 hatte Holly mit ihrer Schwester Hilary einen schweren Autounfall, den beide mit viel Glück überlebten. Im Song benennt es Holly nicht als Glück, sondern als Jesus: Sie wird - wie sie zugibt ausnahmsweise - religiös. Sicher ist, dass dieser Vorfall das Leben der jungen Sängerin von Grund auf verändert hat. Und das hört man auch: im getragen-erzählerischen Song - zu gezupften Gitarrenakkorden als Hauptuntermalung - der einen den Atem anhalten lässt.
Auch das Themenfeld zwischenmenschlicher Beziehungen wird von Holly autobiographisch beleuchtet: In "I Hold On" erzählt sie mit säuseligem Gesang davon wie schwer es ist, nach einer gescheiterten Beziehung wirklich los lassen zu können. Das Mundharmonika-Solo im Song lässt musikalisch auf Dylan-Einflüsse schließen. Auf dem Folk-Blues Track bleibt sie auch mit "Three Days In Bed", einem Lied über eine kurze, aber ergreifende Liebesgeschichte in Paris. Das Besondere: Nach guter, alter Liedermachertradition begleitet sich die Songwriterin selbst und nur auf der Gitarre. Zwei Tracks sind im Gegenzug sehr Klavier-lastig: "Alone" lässt einen im langsamen Walzertakt wiegen und "Birds" ist ein eindrucksvolles Cover des Neil Young-Songs.
Der Tenor des Albums liegt bei langsameren, gefühlsbetonten Lieder wie "He’s Making A Fool Out of You" und "Gone With The Morning Sun", die Holly Williams mit ausdrucksstarker Stimme in die Herzen ihrer Zuhörer schreibt. Ausnahmen sind unter anderem "A Love I Think Will Last" - ein Liebesduett mit Chris Janson, das in seinem flotten, leicht Honkytonk-Stil an Cashs und Carters "Jackson" erinnern lässt - und der Pop-Rock-Song "Keep The Change": Diese erste Single-Auskopplung wurde von Hillary Lindsey und Luke Laird geschrieben - was man an der Tonlage hört. Holly singt in höherer Lage als bei den Songs, die sie sich selbst schreibt. Das klingt anders, aber trotzdem gut.
Fazit: Gutaussehende Sängerin mit Talent für Melodien und Texte und vor allem: viel viel Stimme. Egal ob eine Williams oder nicht: diese Musik geht unter die Haut.
Label: Wrasse Records (Harmonia Mundi) | VÖ: 17. Juli 2009 |
01 | He's Making a Fool Out of You |
02 | Mama |
03 | I Hold On (mit Chris Janson) |
04 | Keep The Change |
05 | Let Her Go |
06 | Three Days In Bed |
07 | Alone |
08 | A Love I think Will Last (mit Chris Janson) |
09 | Gone With The Morning sun |
10 | Without Jesus Her With Me |
11 | Birds |