Holly Williams - Here With Me

CD Cover: Holly Williams - Here With Me

Ein Country-Star names H. Williams - das gab es doch schon öfter? Der Weg von Holly zu Hank ist auch nicht nur namentlich sehr kurz: Die 28-jährige Sängerin, Songwriterin und Gitarristin ist die Tochter von Hank Williams, Jr. und somit Enkelin des legendären Hank Williams. Als Beispiel für "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" setzt sich die wunderschöne Blondine in Nashvilles Country-Szene durch - ohne allerdings musikalisch-stilistisch allzu sehr in die Fußstapfen ihrer Vorfahren zu treten. Sie schafft es mit eigener musikalischer Mischung, gutem Songschreiber-Können und einer ausdrucksstarken Stimme, sich einen eigenen Namen zu machen: Sie hätte also denselben Erfolg auch ohne den Williams-Namen-Bonus.

Nach ihrem Debüt-Album "The Ones We Never Knew" von 2004 beim Universal South Label, bringt Holly Williams nun - fünf Jahre später - ihr zweites Album heraus: "Here With Me" hat sie zusammen mit Justin Niebank produziert. Es stellt als Debüt-Album für ihr neues Label, Mercury Records, einen gewissen Neuanfang dar - auch musikalisch.

Die elf neuen Lieder von Holly Williams stellen weiterhin eine Mischung aus Folk, Roots, Americana und Pop dar, scheinen aber noch ausdruckstärker und erwachsener. Was besonders auffällt, ist der autobiographische Hintergrund der meisten Tracks: In "Mama" bedankt sich die Sängerin auf geradlinig-aufrichtige Weise - ohne jegliche Anlehnung an Heintje-mäßiges Geschmalze – bei ihrer Mutter für deren Verhalten den Kindern gegenüber während ihrer Scheidung. Zum Wohle der Kinder hatte sie ihre Wut und Tränen unterdrückt, damit die Töchter ihren Vater nicht hassen lernen. Den geliebten Vater spricht sie in "Let Her Go" (geschrieben zusammen mit dem unvergleichlichen Marcus Hummon) an: Sie erkennt an, dass Väter in ihren Töchtern auf immer das kleine, geliebte Mädchen sehen, bittet aber darum, dass sie ihre Prinzessinnen ziehen und eigene Wege finden lassen. Diese Bitte trägt sie in flotter, folkiger Verpackung vor, also ohne jegliche Bitterkeit oder Vorwürfe. Auch "Without Jesus Here With Me" geht auf ein autobiographisches, erschütterndes Ereignis zurück: 2006 hatte Holly mit ihrer Schwester Hilary einen schweren Autounfall, den beide mit viel Glück überlebten. Im Song benennt es Holly nicht als Glück, sondern als Jesus: Sie wird - wie sie zugibt ausnahmsweise - religiös. Sicher ist, dass dieser Vorfall das Leben der jungen Sängerin von Grund auf verändert hat. Und das hört man auch: im getragen-erzählerischen Song - zu gezupften Gitarrenakkorden als Hauptuntermalung - der einen den Atem anhalten lässt.

Auch das Themenfeld zwischenmenschlicher Beziehungen wird von Holly autobiographisch beleuchtet: In "I Hold On" erzählt sie mit säuseligem Gesang davon wie schwer es ist, nach einer gescheiterten Beziehung wirklich los lassen zu können. Das Mundharmonika-Solo im Song lässt musikalisch auf Dylan-Einflüsse schließen. Auf dem Folk-Blues Track bleibt sie auch mit "Three Days In Bed", einem Lied über eine kurze, aber ergreifende Liebesgeschichte in Paris. Das Besondere: Nach guter, alter Liedermachertradition begleitet sich die Songwriterin selbst und nur auf der Gitarre. Zwei Tracks sind im Gegenzug sehr Klavier-lastig: "Alone" lässt einen im langsamen Walzertakt wiegen und "Birds" ist ein eindrucksvolles Cover des Neil Young-Songs.

Der Tenor des Albums liegt bei langsameren, gefühlsbetonten Lieder wie "He’s Making A Fool Out of You" und "Gone With The Morning Sun", die Holly Williams mit ausdrucksstarker Stimme in die Herzen ihrer Zuhörer schreibt. Ausnahmen sind unter anderem "A Love I Think Will Last" - ein Liebesduett mit Chris Janson, das in seinem flotten, leicht Honkytonk-Stil an Cashs und Carters "Jackson" erinnern lässt - und der Pop-Rock-Song "Keep The Change": Diese erste Single-Auskopplung wurde von Hillary Lindsey und Luke Laird geschrieben - was man an der Tonlage hört. Holly singt in höherer Lage als bei den Songs, die sie sich selbst schreibt. Das klingt anders, aber trotzdem gut.

Fazit:
Gutaussehende Sängerin mit Talent für Melodien und Texte und vor allem: viel viel Stimme. Egal ob eine Williams oder nicht: diese Musik geht unter die Haut.

Label: Wrasse Records (Harmonia Mundi) VÖ: 17. Juli 2009
01 He's Making a Fool Out of You
02 Mama
03 I Hold On (mit Chris Janson)
04 Keep The Change
05 Let Her Go
06 Three Days In Bed
07 Alone
08 A Love I think Will Last (mit Chris Janson)
09 Gone With The Morning sun
10 Without Jesus Her With Me
11 Birds
vgw
Anmelden
Weitere Musik von und mit Holly Williams
Aus BMLG Records wird Nashville Harbor Records & Entertainment​
Aktuelle Nachrichten
Das Label der Big Machine Label Group, BMLG Records, wird in Nashville Harbor Records & Entertainment umbenannt. Ursprünglich als Joint Venture im Jahr 2009 unter dem Namen Republic Nashville...
Chris Janson - The Outlaw Side of Me
CD Besprechungen
Auf seinem neuen Album "The Outlaw Side of Me" singt Chris Janson mit Darius Rucker, Brantley Gilbert, Dolly Parton und Slash Ein Redneck? Aber Hallo! So wie...
Rechtsstreit im Hause Williams
Aktuelle Nachrichten
Ist Sam Williams "eingesperrt"? Sam Williams, der Sohn von Hank Williams Jr., wandte sich mit einem Video auf YouTube an die Öffentlichkeit. Darin beschuldigt er seinen Vater und seine Schwester,...
Billboard Jahres End Charts 2020: Country-Songs
Jahres End Charts
Das Konzept der Country Music Association (CMA), Frauen mehr in den Vordergrund zu puschen, scheint 2020 aufzugehen. Den erfolgreichsten Song in diesem Jahr kann Newcomerin Gabby Barrett für sich...
Billboard Jahres End Charts 2020: Country-Künstler
Jahres End Charts
Bei den Erfolgen, die Luke Combs in diesem Jahr feiern konnte, ist es kein Wunder, dass er auch der erfolgreichste Country-Künstler des Jahres 2020 ist. Bereits 2019 war er der erfolgreichste Country-...
Justin Moore - Live at the Ryman
CD Besprechungen
Justin Moore präsentiert den 2018 aufgezeichneten Mitschnitt "Live at the Ryman". Vor zwei Jahren war Justin Moore das erste Mal als Headliner in Nashvilles...
Josh Turner - Country State of Mind
CD Besprechungen
Josh Turner singt auf "Country State of Mind" mit Kris Kristofferson, Chris Janson, Randy Travis und anderen. Josh Turner zieht mit seinem neuen Album "Country...
The Cadillac Three - Country Fuzz
CD Besprechungen
"Country Fuzz" betiteln The Cadillac Three ihr viertes Album – der Name ist Programm. Doch: Was ist eigentlich "Country Fuzz"? Tja, gute Frage. Es könnte wohl so...
Billboard Jahres End Charts 2019: Country-Songs
Jahres End Charts
Der erfolgreichste Country-Song ist "Whiskey Glasses" von Morgan Wallen. Während andere Songs sich länger auf Platz 1 der Billboard Hot Country Songs halten konnte, hat sich "Whiskey Glasses" länger...
Billboard Jahres End Charts 2019: Country-Künstler
Jahres End Charts
Bei den Erfolgen, die Luke Combs in diesem Jahr feiern konnte, ist es kein Wunder, dass er auch der erfolgreichste Country-Künstler des Jahres 2019. Dies sind die Jahres End-Charts, die Luke Combs...