Justin Townes Earle - Midnight at the Movies

Justin Townes Earle - Midnight At The Movies CD Cover
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Redaktionswertung Bewertung: 4 Sterne = gut
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Justin Townes Earle? Der Name kommt bekannt vor, dann aber doch nicht wirklich. Ein absoluter Neuling? Andererseits lesen sich die biographischen Daten des 27jährigen wie die eines Altrockers: In Nashville geboren und aufgewachsen, seit seiner Jugend als Musiker in Bluegrass- und Ragtime-Combos unterwegs, mit Steve Earle auf Tour - bis er wegen zu hohem Drogenkonsum gefeuert wurde. Aber in seinem jungen Alter hat der talentierte Songwriter es auch schon geschafft, ein cleanes Comeback zu starten - und jetzt startet er so richtig durch.

Und nun weiß man auch, wieso der Name des jungen Mannes mit dem verschlafen treuen Hundeblick einem bekannt vorkommt: Als Beispiel für "Ich trage einen großen Namen" trägt er Gene und Namen seines Vaters, der großen Folkrock-Legende Steve Earle; und außerdem einen Mittelnamen zu Ehren von Townes Van Zandt. Zu diesen grundlegenden Prägungen gesellen sich noch eine Liste weiterer großer Referenzen, die Justin beeinflussen: Jimmy Reed, Kurt Cobain, The Replacements, Ray Charles, The Pogues. Eine bunte Mischung amerikanischer Helden, von den 50er Jahren bis heute - und so gestaltet sich auch die Musik auf dem zweiten Album "Midnight At the Movies". Hier präsentiert Justin unter einem edlen Papp-Cover in retro-50er Jahre Atmosphäre zwölf Songs mit unterschiedlichen Einflüssen, die aber doch ein einheitliches Bild abgeben.

Der Opener des Albums ist auch gleichzeitig der Titel-Track. Zum Einstieg in das Album hört man modern elektrische Klänge gepaart mit Country-Gitarren zu einer langsamen, balladesken Nummer. Mit warmer, weicher Stimme, die er versucht so verraucht wie möglich klingen zu lassen, malt Justin mit sanften Tönen das Albumcover nach, das den Innenraum eines kleinen, altmodisch eingerichteten Hinterland-Kinos zeigt: Hier lümmelt sich der Sänger mit einer Blondine - beide schauen verträumt drein. Auf der Innenseite des Klappcovers - und im Lied beschrieben - findet man zusätzlich vereinzelt schmusende Pärchen. Dabei vermitteln sowohl Cover als auch das Lied eine leicht melancholische Stimmung. An prominenter erster Stelle scheint der Titeltrack als Motto für das ganze Album zu stehen: viele verschiedene Charaktere kommen im Kino zusammen, so wie viele unterschiedliche Musikrichtungen auf dem Album zu finden sind.

Der zweite Song auf dem Album, "What I Mean to You", scheint aus einer ganz anderen Zeit zu stammen: Ein schmachtender Lovesong mit Banjo und einfachem Klavier in altmodischer, traditioneller Honky-Tonk-Swing Manier, der sich sofort im Kopf festsetzt und diesen zum Mitnicken animiert. Selbst der summende Hintergrundchor und pfeifende Melodien dazwischen fehlen nicht. Absolut bodenständig, traditionell und trotzdem alles andere als altbacken.

Die folgenden Songs repräsentieren einen bunten Mix: Bei einigen hört man einen deutlichen Bluegrass-Einfluss, wie bei "They Killed John Henry" oder dem bluesigen "Halfway To Jackson". Einen schnellen Beat haben auch die Titel "Black Eyed Suzy" und die Honky-Tonk Nummer "Walk Out". Der Blues an sich kommt auch nicht zu kurz: "Poor Fool" ist nach traditionellem Blues-Muster gestrickt mit laid-back Walking Bässen, die vom Klavier kommen. "Can't Hardly Wait" - der einzige Song auf dem Album, der nicht von Justin selbst sondern von Paul Westerberg geschrieben wurde - ist rockiger und zugleich Beweis für die erwähnten Indie-Einflüsse. Auch ein reines Instrumentalstück ist mit "Dirty Rag" vorhanden: wie ein kleines Zwischenspiel hört man Gitarren-Picking der hohen Schule.

Zwischen all diesen schnellen Nummern finden sich aber auch langsamere und vor allem zutiefst emotionale Töne. "Mama's Eyes" ist eine grundehrliche Selbsteinschätzung des Sohns gegenüber dem Vater, der wie ein Schatten über ihm droht. Man spürt die starken Gefühle des Singersongwriters wenn er dann im Spiegel erkennt, dass er die Augen seiner Mutter hat. Emotional genauso unter die Haut gehen "Someday I'll Be Forgiven For This" zu langen Bogenstrichen auf der Geige und "Here We Go Again", das einem Tränen in die Augen treibt.

Fazit: "Midnight At the Movies", das steht für viel Gefühl - sowohl bei den langsamen als auch bei den schnelleren Nummern. Mit hörbarer Integrität steht Justin Townes Earle hinter dem was er musiziert, schreibt und singt - wie ein ganz Großer mit jahrzehntelanger Erfahrung. Dass er mit solch hochwertiger Musik noch ganz am Anfang seiner großen Karriere steht, lässt auf noch viel mehr hoffen.

Label: Bloodshot Records (in Deutschland nicht erschienen) VÖ: 03. März 2009


  • Titelliste

  • Links

01 Midnight at the Movies 07 Black Eyed Suzy
02 What I Mean to You 08 Poor Fool
03 They Killed John Henry 09 Halfway to Jackson
04 Mama's Eyes 10 Someday I'll Be Forgiven for This
05 Dirty Rag 11 Walk Out
06 Can't Hardly Wait 12 Here We Go Again

vgw
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