Linda Feller - Langsam aber sicher

Linda Feller ist eine versierte Sängerin mit einer höchst angenehmen, wenn auch nicht gerade Country-typischen Stimme. Und auch ihr Produzententeam Christoph Leis-Bendorff und Rudolf Müssig versteht ihr Handwerk. Sie wissen, wie man eingängige, flotte Countrynummern schreibt, arrangiert und wertig aufnimmt: Nils Tuxen sorgt an Dobro, Steelguitar und Mandoline für die notwendigen Countryklangfarben. Bei einem Liedertitel wie "Papa stell dein Bier hin, weil Mama tanzen will", da muss man natürlich erst einmal schlucken. Doch dann denkt man zurück, an die letzte Goldene Hochzeit und an die vielen Tanzmuffelnden Herren und deren enttäuschte Gattinnen, die so gerne ein Bisschen geschwoft hätten und befindet: Gut beobachtet. Doch Fellers Balladen auf "Langsam aber sicher" sind meist in synthesizergeigenverhangener Schlagerbeliebigkeit verhaftet - und in Liedern wie "Du gabst ihr deinen Namen" oder "Mein für-immer-Mann" hat natürlich das Weib dem Manne schön unterwürfig zu sein.

Den Uptempo-Nummern ist ein gewisser Pepp und ein gesteigertes weibliches Selbstbewusstsein hingegen nicht abzusprechen: Das bereits erwähnte "Papa stell dein Bier hin" eröffnet das Album höchst schwungvoll, "Wer ruft dauernd an" ist eine flotte Eifersuchtsnummer mit einer Gattin, die mal Tacheles redet. Bei "Sorry -Mein Herz hat zu" wird der verdächtig umtriebige Nichtsnutz recht keck kurzerhand vor die Tür gesetzt. Aber unter all den Untreuen und Nichtsnutzigen findet sich in "Pass auf wo du mich küsst" auch einer, der wirklich was von Frauen versteht. "Du weißt ein paar Stellen, wo's schnell gefährlich wird" singt Feller. Doch aus dem morgendlichen Quickie wird nichts, er muss ja gleich zur Arbeit: "Drum wenn du jetzt nicht bleiben kannst, pass auf, was du entfachst" wird der Liebesspender gewarnt. Bei so vielen Männergeschichten wundert nur eins: Warum hat es eigentlich kein Duett mit einem Kollegen auf "Langsam aber sicher" geschafft?

Fazit: Für alle, für die "Schlagercountry" kein Schimpfwort ist, ist sie auch 2005 erste Wahl, die Countrysängerin aus Thüringen, die kürzlich zugab "ganz fürchterliche Angst vor Pferden" zu haben.