Linda Feller Video macht Amazon.de zum Waffenhändler

Linda Feller Interview

Linda Feller: "Countrymusik macht das Leben leichter"

Seit 35 Jahren versorgt Linda Feller die deutsche Country-Gemeinde mit ihrem persönlichen Mix aus Country, Pop und Schlager. Ihr Jubiläum feiert die sympathische Thüringerin mit einem Jubiläumsalbum, bei dem sogar Country-Ikone Dolly Parton mitwirkte. Wie es so war mit Dolly war eines der Gesprächsthemen.

Pünktlich wie eine Schweizer Uhr klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: die gut gelaunte, sehr sympathische Stimme von Linda Feller. Professionell? Aber Hallo! Aber - und das zeichnet die gerade 54 gewordene Thüringerin aus - ihre Haltung wirkt in keinem Moment einstudiert oder gar künstlich. Ganz im Gegenteil. Die Sängerin, die in diesem Jahr ihr 35. Country-Jubiläum feiert, trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie ist natürlich. Echt. Oder, wie es heute heißen muss, authentisch. Vielleicht das Geheimnis ihres Erfolges? "Vielleicht", sagt sie, "jedenfalls habe ich immer das gemacht, zu dem ich zu 100 Prozent stehen kann."

Linda Feller ist authentisch

Das war und ist ein Mix, bei dem sich die Genres Country, Pop und Schlager musikalisch die Hand reichen. Ein Crossover der Stile, was ihr nicht nur Freunde gemacht hat, wie sie sagt: "Die einen werfen mir vor, dass ich zu viel Country mache, die anderen, dass ich zu viel Schlager oder Pop singe." Dabei sei doch das Genre, das Etikett, gar nicht so entscheidend, denn: "Es geht um Musik, um die Songs und die Interpreten." Wie recht sie hat...

Es war auch ein Song einer ganz speziellen Interpretin, der ihr den Weg in die Musik-Karriere ebnete. Nicht irgendein Titel, sondern: "Apple Jack" von Dolly Parton. Mitte der 80er Jahre landete die, sagen wir mal "Country-Göttin", einen ihrer vielen Hits. Wie es der Zufall wollte, stellte ihre Plattenfirma Amiga, gerade ein Album mit Cover-Versionen amerikanischer Country-Songs zusammen. "Apple Jack" sollte die damals gerade 19 Jahre alte Linda Feller beisteuern. Zu dem Zeitpunkt hatte sie, wie sie bekennt, noch überhaupt keinen Zugang zum Nashville-Sound. Wie auch? Sie lebte zu dem Zeitpunkt zwar nicht mehr im heimischen Thüringen, sondern in Ost-Berlin. Aber die Mauer hat damals nicht nur Ost von West getrennt, sondern auch den kulturellen Transfer.

Mit "35 Jahre . Das Jubiläumsalbum" schließt sich der Kreis

CD Cover: Linda Feller - 35 Jahre - Das Jubiläumsalbum

Mit "Apple Jack" kam übrigens nicht nur ihre Schallplatten-Künstlerinnen-Karriere ins Rollen. Der Song verhalf ihr auch zu ihrem ersten Engagement als Sängerin in einer Band. In einer Country-Band natürlich. "Das war die beste Schule überhaupt", meint sie heute rückblickend, "da habe ich unheimlich viel dabei gelernt." Heute, ziemlich genau 35 Jahre später, hat sich vieles verändert: Die DDR ist Geschichte, in Nashville wird gerockt und gerappt und die Tonträger-Industrie leidet. Da tut es gut, dass auf Manches Verlass ist. Linda Feller darf man getrost als Konstante bezeichnen. Zumal sich mit ihrem neuen Album "35 Jahre - Das Jubiläumsalbum" der künstlerische Kreis für sie schließt. Denn: Sie singt erneut ihr Erstlingswerk - das grandiose "Apple Jack". Dieses Mal allerdings im Duett mit - Trommelwirbel, Tusch! - Dolly Parton.

Kent Wells, der langjährige Dolly Parton-Produzent, hat das stimmliche Aufeinandertreffen der beiden Ausnahmesängerin inszeniert. Wie es heißt, auf Initiative von Dolly Parton. "Das ist für mich natürlich ein Ritterschlag", sagt Linda und man hört selbst durch die Telefonleitung, dass hier Stolz und Demut gleichermaßen mitklingen, "vor allem hat mir Dolly ein persönliches Video geschickt, in dem sie einerseits bedauert, dass wir wegen Corona nicht gemeinsam im Studio den Song einsingen und uns nur die Sound-Files zuschicken konnten. Andererseits hat sie gesagt, dass sie mich, sobald das wieder möglich ist, nach Nashville einlädt, damit wir beide den Song gemeinsam live singen." Geht’s noch besser? Wohl kaum. Auch deshalb, da Dolly Parton für Linda Feller - wie für unzählige andere auch - einfach die Größte ist. "So eine hat es vorher noch nicht gegeben, und so eine wird es nie mehr geben. Sie ist die Königin." Weil sie unvergleichlich singe, weil sie hoch musikalisch ist, weil sie alle ihre Songs selbst schreibe. Und: Man spüre, dass es ihr um Musik und Inhalte gehe und nicht vordergründig um Erfolg und Geld.

Dolly & Linda: ein Dreamteam

Da haben die beiden vermutlich noch eine Gemeinsamkeit. Denn wenn Linda Feller von ihrem Auftritt in der Grand Ole Opry spricht, dann leuchten - man kann das regelrecht durch den Hörer erkennen - ¬¬ihre Augen. Bill Anderson sei bei ihrer Show dabei gewesen, und dazu die Legende Porter Wagoner, einst Förderer eben jener Dolly Parton. "Die beiden waren völlig aus dem Häuschen, die waren begeistert", sagt sie und kann damit behaupten, dass sie im Hohen Tempel der Country Music bestehen konnte. Als einzige Deutsche auf Einladung übrigens. "In der berühmten Radio-Show bin ich der einzige deutsche Act, der da teilnehmen durfte. Das macht mich schon ein bisschen stolz."

Und das völlig zu Recht. Porter Wagoner hat ihr bei der Gelegenheit übrigens gesagt, dass er sie gerne in deutscher Sprache singen gehört hätte. Damit sprach die Legende einen Punkt an, der bis heute fleißig in der deutschen Country-Szene diskutiert wird. Country auf Deutsch: Geht? Oder geht nicht? Linda hat hier eine klare Meinung: "Ich bin keine Amerikanerin, ich bin in Deutschland aufgewachsen, also ist es für mich logisch, dass ich auch in Deutsch singe." Zumal es in der Countrymusik ja um Storytelling gehe, um Geschichten, die hierzulande nicht jeder auf Englisch so gut verstehe.

Um ein Nicht-Verstehen handelte es sich jetzt auch, als das Video zu ihrer Single "Liebe ist ein andres Wort für Wahnsinn" viral ging. Es wurde: geblockt und zwischenzeitlich aus dem Netz genommen. Warum nur? "Das haben wir uns alle auch erst einmal gefragt", sagt sie. Der Grund dafür ist schräg und gleichzeitig irritierend: In der Christoph Leis-Bendorff, Rudolf Müssig und Frank Ramond-Komposition gibt es eine Textzeile, die da lautet: "… die Bombe tickt …" Das war's. Mehr musste die Spracherkennungs-Software oder der spezielle Algorithmus nicht hören, um Gefahr zu wittern.

Was Algorithmen so anrichten können - gemeinsam mit dem Video wurde ein Link zum Album auf Amazon.de gesetzt. Als das Video nach mehreren Prüfungen freigegeben wurde, war der Link zu Amazon immer noch aktiv und das Video erneut gesperrt, weil Amazon.de von zum Beispiel Facebook jetzt als Waffenhändler eingestuft wurde. Verrückt!

Linda Feller - Liebe ist ein andres Wort für Wahnsinn (offizielles Musikvideo)

"Da haben wir es mal wieder: Die Technik kann den Menschen nicht ersetzen", sagt sie und klingt dabei trotzdem nicht verärgert. Wie es scheint, ist die naturverbundene Thüringerin ohnehin ein echter Sonnenschein, dem es nicht so leicht die Laune verhageln kann. Selbst das Virus nicht. Obwohl auch sie sehr darunter leidet, da fast alle Live-Termine gestrichen werden mussten. "Das ist schon sehr schade. Ich hätte gerne die Resonanzen auf mein neues Album von meinen Fans bei Konzerten erlebt." Doch was man nicht ändern kann, über das muss man auch nicht jammern, meint sie. Schlauer sei es da, das Beste daraus zu machen – mit jeder Menge anstehender TV-Auftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz scheint ihr auch das zu gelingen. Kompliment!

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