Manches freilich schon. Man nehme nur "Long Hauls & Close Calls". Das ist extrem harter Tobak und unter Garantie näher an Bands wie Anthrax oder eben Pantera, als an Rascal Flatts oder anderen angesagten Nashville-Acts. Viel, viel näher ... Nein, der Sänger, Songschreiber, Gitarrist und ehemalige Punkband-Schlagzeuger liegt mit dem Mainstream des Genres nach wie vor im intensiven Clinch. Trotzdem - oder vielleicht deshalb - hält das 13 Titel umfassende, jetzt mit Klapp-Cover aufgehübschte Album einige hervorragende Songs, Melodien und Stimmungen parat.
Das liegt zum einen am originellen Songwriting von Hank Nummer III. Zum anderen auch an den beteiligten Musikern. Allen voran: Der derzeit vermutlich schnellste Finger Nashvilles - der füllige Fender-Virtuose Johnny Hiland. Seiner flüssigen und seelenvollen Spielweise ist es zu verdanken, dass die teils grobschlächtigen und mit betont rotzlöffeliger Attitüde vorgetragenen Songs einen erlesenen Kontrapunkt bekommen. Man nehme nur "Me & My Friends", "Wild & Free" oder das sehr schnelle und sehr traditionelle "P.F.F.".
Keine Frage, auch diesem Williams liegt Country am Herzen. Aber das raue, das wilde, das staubige, und nicht der Designer-Country heutiger Hochglanz-Cowboys. Seine Enttäuschung über den Ausverkauf des Genres artikuliert er manchmal trotzig und wütend, manchmal auch richtiggehend sentimental -wie bei "The Grand Ole Opry (Ain´t So Grand)." Aus welchen Inspirationsquellen der Country-Rebell schöft, wird auch in dem Titel "3 Shades Of Black" deutlich - ein rustikales, entfernt an "Ghostriders In The Storm" erinnerndes Inferno. Geschrieben, gesungen und eingespielt im Alleingang. Alle Achtung!
Deutlich gemütlicher fallen dagegen Titel wie "If You Can´t Help Your Own", das musikalisch traditionelle, inhaltlich skandalöse "Candidate For Suicide" und das urwüchsige "Stoned & Alone" aus. Begleiter wie Joe Buck am Bass, Marty Stuart an Mandoline und Gitarre, Dobro-Experte Andy Gibson, Schlagzeuger Shawn McWilliams und der besagte Johnny Hiland stehen ihm kompetent zur Seite.
Fazit: Ein emotionsgeladenes, teilweise traditionelles, vor allem ungestümes Album des momentan größten Rebellen der Countrymusik. Wer sich die guten, alten BR5-49 unter Ecstasy vorstellen kann, bekommt einen Geschmack von der CD.
Label:Curb (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 21.Oktober 2008 |
Titelliste
Links
01 | The Grand Ole Opry (Ain't So Grand) | 08 | H8 Line | ||
02 | Wild & Free | 09 | Long Hauls& Calls | ||
03 | Me & My Friends | 10 | Stones & Alone | ||
04 | Six Pack of Beer | 11 | P.F.F. | ||
05 | I Wish I Knew | 12 | Shades of Black | ||
06 | If You Can't Help Your Own | 13 | Workin' Man | ||
07 | Candidate For Suicide |