Doch davon gibt es bei der zweiten Alabama-Messe nur sehr, sehr wenig. Die meisten Songs klingen, als ob irgendwo in den Südstaaten in einer Provinz-Kirche eine rhythmische Messe gefeiert wird - mit einer Oldie-Band in der Randy Owen den Sänger gibt. Natürlich hat das alles seinen eigenen Charme. Die Musik und die von Owen genauso überzeugenden wie hingebungsvoll gesungenen Traditionals verströmen größteteils mehr Authentizität und Seele, als die meisten aktuellen Neuerscheinungen aus Nashville. Doch, wie gesagt, etwas mehr weltliche Ausgelassenheit früherer Alabama-Tage wäre trotzdem mal wieder schön.
So aber geht's einfach vom ersten bis zum letzten Takt festlich zu Werke. Den Anfang machen "I Ama Pilgrim" und "Church In The Wildwood", zwei von Owen neu arrangierte Traditionals. Und zwei wirklich nette, herrlich friedlich-nostalgische Lieder. Während der Opener noch vage anAlabama erinnert, denkt man bei der Melodie des zweiten Titels unwillkürlich an "Hoch auf dem gelben Wagen2. Aber keine Sorge, werter Leser, Walter Heinemann singt nicht mit. Dagegen begrüßen Owen und seine mittlerweile zu Backing-Vocals-Statisten degradierten Co-Alabamas Teddy Gentry und Jeff Cook im nächsten Track ("Will The Circle Be Unbroken") Del McCoury und Ron McCouryund deren Bandmusiker. Das Ergebnis ist ein exzellenter Bluegrass-Gospel und ein absolutes Highlight der CD dazu.Die nachfolgenden Titel führen auf eine Reise in die Vergangenheit. Songs wie "If I Could Hear My Mother Pray Again" und "Suppertime" fallen in ihrer gemütlichen Vortragsweise prächtig nostalgisch aus, und auch das anschließende, seit Urzeiten temperamentvollste Glanzlicht einer jeden rhythmischen Messe, das unvermeidliche "Down By The Riverside", könnte locker auch vor 50 Jahren so eingespielt worden sein. Gleiches gilt auch für "Love Lifted Me" und das von Teddy Gentry verfasste "When It Comes My Time2. Wer sich Musik zu einem Schwarz-Weiß-Western vorstellen kann - so ähnlich klingt das Ganze. Dass Religion und Politik in Amerika längst in wilder Ehe leben, belegt der letzte Titel der CD - eine nach Weihrauch duftende Version der Nationalhymne "The Star Spangled Banner". Kann denn wirklich niemand den Leuten diese Patriotismus-Sülze austreiben?
Fazit: Mit Randy Owen & Co. geht es in die Kirche: dezent aufgemöbelte Traditionals und Gospels. Ein bisschen weltlicher Spaß wäre von der Band auch mal wieder ganz nett.
Label: RCA Nashville (Sony) | VÖ: 6. April 2007 |
Titelliste
Links
01 | I Am a Pilgrim | 08 | Lonesome Valley | ||
02 | Church in the Wildwood | 09 | Refrain of John Dillon James | ||
03 | Will the Circle Be Unbroken | 10 | Love Lifted Me | ||
04 | If I Could Hear My Mother Pray Again | 11 | When It Comes My Time | ||
05 | Suppertime | 12 | One Life | ||
06 | Down by the Riverside | 13 | Star Spangled Banner | ||
07 | Precious Memories |