Mit "Country Super Hits Vol. 1" belegt Jim Lauderdale, dass er trotz eines runden Dutzend von der Kritik meist überschwenglich gelobten Alben - 2002 gab es für seine CD "Lost In The Lonesome Pines" sogar den Grammy als bestes Bluegrass-Album - zu den mit am meisten unterschätzten Musikern Nashvilles zu zählen ist. Unterschätzt natürlich nur vom Konsumenten. Unter Kollegen dagegen genießt der gleichermaßen von Dr. Ralph Stanley und George Jones beeinflußte Musiker seit Mitte der 80er Jahre ein enorm hohes Ansehen. Immerhin finden sich von ihm geschriebene Songs auf Alben von Größen wie George Strait, Mark Chesnutt, Gary Allan, Dixie Chicks, Patty Loveless und Vince Gill. Das ist respektabel- wird aber seinen Fähigkeiten nicht so ganz gerecht.
Das macht auch "Country Super Hits, Volume 1" klar. Charmant, stilvoll, angenehm relaxt und dabei nie seinen eigenen Qualitätsanspruch aus den Augen verlierend, streift der sympathische Musiker dabei durch ein Dutzend neuer Eigenkompositionen. Zunächst schreitet er dabei seinen traditionellen Countrybackground ab - "Honky Tonk Mood Again", "Playing On My Heart Strings", "Two More Wishes" und "Cautions", die ersten vier Songs der CD, erinnern in jeder Beziehung an den Countrysound der 70er und 80er Jahre. Kleine, feine Songs, mit ins Ohr gehenden Melodien; kleine, nachvollziehbare Stories, mit teils zu Herzen gehenden Inhalten. Das ist solides Handwerk - und mit klimperndem Honky-Tonk-Piano, wehmütiger Pedal-Steel-Guitar, auf Sparflamme köchelnden Grooves und souliger Orgel absolut zeitlos umgesetzt. Harte-E-Gitarrenriffs findet man hier genauso wenig, wie aufgeblähte Keyboard-Teppiche oder gar Bläser. Und das ist nur gut so ...
Ab der CD-Mitte zeigt sich der mit trockener Stimme angenehm intonierende Sänger aber auch öfters seine weiteren musikalischen Facetten. So gibt er in "If You've Never Seen Her Smile" vollauf überzeugen den Folkieà la Dylan, bei "Right Where You Want Me" schlägt er etwas rockigere Töne im Stile von John Hiatt an und bei "That's Why We're Here" überrascht er mit einem wirklich unter die Haut gehenden Gospel-Soul. Wow!
Damit hat Jim Lauderdale aber noch längst nicht sein Blatt ausgereizt. Auch wenn das restliche Material durchwegs von astreiner Qualität ist, ragen dennoch zwei weitere Songs heraus: "I Met Jesus In A Bar", ein lakonisch geistreicher Song, den man jederzeit auch einem Geistesblitz von Kris Kristofferson oder Willie Nelson zuschreiben würde. Und "You Can't Stop Her", ein quirliger, gut gelaunter Country/Rockabilly-Zwitter, in bester Dwight Yoakam-Manier.
Fazit: Jim Lauderdale zeigt, dass er im traditionellen Country zu einer der wichtigsten Stimmen geworden ist. Erstklassiges Songwriting, prima interpretiert und mit einigen Überraschungen garniert.Label: Yep Rock (Cargo Records) | VÖ: 1. Dezember 2006 |
Titelliste
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01 | Honky Tonk Mood Again | 08 | Single Standard Time |
02 | Playing On My Heart Strings | 09 | I Met Jesus In a Bar |
03 | Two More Wishes | 10 | That's Why We're Here |
04 | Cautious | 11 | Change |
05 | If You Never Seen Her Smile | 12 | You Can't Stop Her |
06 | Right Where You Want Me | 13 | She's Got Some Magic Going On |
07 | Are You Okay |