Obwohl es der 1957 in North Carolina geborene Sänger und Songwriter nunmehr auf mittlerweile rund 20 Alben bringt, auf einen Grammy (bestes Bluegrass Album) und auf viel beachtete Zusammenarbeiten (u.a. mit Dwight Yoakam, Rodney Crowell und Legende Ralph Stanley) verweisen kann, ist Jim Lauderdale nie so richtig über den Status des ewigen Geheimtipps hinaus gekommen.
Daran wird wohl auch sein neues Werk "Patchwork River" nicht viel verändern. Denn: Das ist nicht hip, nicht sehr schick, nicht Mainstream – das ist erdiger, solider, teils rebellischer, teils introvertierter, immer aber eindringlicher Country/Rock/Blues/Folk. Nicht innovativ, aber so gehaltvoll wie eine gut gemixte Margarita. Und auch so erfrischend. Man nehme nur "Winnona". Ein temperamentvoller, treibender Titel. Leider ist dem Klapp-Cover kein Booklet mit den Lyrics beigefügt. Das ist extrem schade, da alle 13 Titel im Team Lauderdale (Musik) und Robert Hunter (Texte) entstanden.
Wieder muss man freilich sagen. Denn mit dem vielgepriesenen Ex-Textschmied von Grateful Dead verbindet Lauderdale eine fruchtbare, wenngleich auch immer wieder unterbrochene Zusammenarbeit seit Ende der 1990er Jahre. Bis heute hat die Magie zwischen den beiden offenkundig nicht nachgelassen, wie diese wunderbare CD beweist. Wer sich bei Songs wie dem bluesigen "Jawbone", dem schwerblütigen Soul-Dampfer "Good Together" oder dem eher im Folk angesiedelten "Up My Sleeve" an die Rolling Stones der frühen 70er Jahre ("Exile On Mainstreet") erinnert fühlt, liegt garantiert nicht falsch.
Nicht nur, weil Lauderdale und Hunter ein ähnlich harmonisches Yin und Yang abgeben wie Jagger & Richards. Auch weil Sound, Ausdruck und Überzeugung an diesen Meilenstein der Musikgeschichte anknüpfen. Überzeugte Deadheads werden natürlich auch eine Gemeinsamkeit mit der Hippie-Institution Grateful Dead ausmachen. Einverstanden ...
Doch: Wo aber bleibt der Country? Keine Sorge! Auch wenn Fiddle und Pedal Steel Guitar hier nicht gerade den Ton angeben, hält der wie immer grandios hingebungsvoll interpretierende Sänger einige C-Tracks parat: "Turn To Stone" (robust), "Alligator Alley" (witzig!), "El Dorado" (rockig) und "Between Your Heart And Mine" (schnörkellos gut) bieten lupenreinen Country. Vor allem aber: exzellente Songs – Songs, die alle irgendwie auf der Grundlage von 40 Jahren Rock, Folk, Blues und Country basieren. Ein Destillat, das mit der herrlichen, an den frühen Neil Young erinnernden Ballade "Far In The Far Away" vielleicht seine schönste Geschmacksnote entwickelt. Nicht zuletzt auch wegen kompetenter Unterstützung von Meistermusikern wie Drummer Chad Cromwell, Keyboarder John Jarvis, Bassist Garry Tallent und dem großen Al Perkins an der Pedal Steel Guitar.
Fazit: Songs aus dem Grenzfeld von Blues, Rock und Country – und damit immer wieder an den Stones-Klassiker "Exile On Mainstreet" erinnernd. Robert Hunter (Ex-Grateful Dead) schmiedete dazu grandiose Textzeilen. Leider ohne Lyrics-Booklet, das ziemlich einzige Manko einer grandiosen CD.
Label: Emergent / 92E (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 11. Mai 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Patchwork River | 08 | El Dorado |
02 | Jawbone | 09 | Up My Sleeve |
03 | Good Together | 10 | Far In The Far Away |
04 | Alligator Alley | 11 | Between Your Heart And Mine |
05 | Louisville Roll (mit Patti Griffin) | 12 | Winnona |
06 | Tall Eyes | 13 | My Lips Are Sealed |
07 | Turn The Stone |