Zunächst als Verlags-Songschreiber engagiert, steuerte er später Backing-Vocals bei Acts wie Dwight Yoakam und Carlene Carter bei. Gemeinsam mit der Legende Ralph Stanley nahm er mehrere Bluegrass-Alben auf, darunter auch die 2002 erschienene und mit einem Grammy bedachte CD "Lost in the Lonesome Pines". Dazu kommen imposante Erfolge hinter den Kulissen, als Songwriter für Schwergewichte wie George Strait und die Dixie Chicks. Kurz: Wenn es einen Musiker in Nashville gibt, der mit allen musikalischen Wassern gewaschen ist, dann ist es: Jim Lauderdale.
Jim Lauderdale verpackt positive Inhalte in schwungvollen Folk-Rock und Country
Dabei hat dieser schmächtige Mann mit den schulterlangen grauen Haaren durchaus ein bevorzugtes Terrain. Mehr noch: Jim Lauderdale hat schon Americana gemacht, da war das Label für dieses hippe musikalische Gebräu noch gar nicht erfunden. Der Sohn eines Geistlichen und einer Musiklehrerin hat schließlich schon vor Jahren Country- und Folk-Klänge mit jazzigen Harmonien, rockigem Drive, bluesiger Schwermut und souligem Feuer versetzt. Diese musikalische Experimentierfreudigkeit zeichnet auch die 13 neuen Titel von "Hope" aus.
"Hope" dient dabei nicht nur als gut klingende Überschrift für den neuen Songreigen. Ganz im Gegenteil. Jeder einzelne Track hält für den Hörer eine mutmachende, motivierende oder zum Durchhalten animierende Message bereit. Und jede Wette: Wer die Titel der CD hört, geht den Tag mit einer positiveren Haltung an - vermutlich sogar, wenn man nicht mal auf die Texte achtet. Denn: Schon die Musik, die nicht selten Bezug zum sonnigen Folk-Rock der 1970er Jahre nimmt, ist auf gute Laune und eben "Hoffnung" gepolt.
Nehmen wir nur mal den Opener "The Opportunity to Help Somebody Through It". Mit vorwärtstreibendem Drive, einem großartigen, markanten Gitarren-Riff und souligen, Rhythm and Blues-gefärbten Harmonien lässt der Track an die Rolling Stones der frühen 70er denken, an Alben wie "Sticky Fingers" und "Exile On Mainstreet". Super Einstand.
Andere Töne schlägt "Memory", die erste Single-Auskopplung der CD, an. Den Track hat Lauderdale zusammen mit dem legendären, erst vor kurzem verstorbenen Grateful Dead-Texter Robert Hunter geschrieben. Es geht darin - und damit ist der Song auch ein Vermächtnis - um die Bewältigung von Trauer und um das Andenken von Verstorbenen. Schmerz trifft auf Hoffnung, wenn Lauderdale singt: "One thing I know is/you're with me everywhere I go." "Robert hat den perfekten Text hinterlassen", sagt Jim Lauderdale über den Song, "um meine Gefühle für ihn zusammenzufassen und um all die Menschen zu ehren, die wir seitdem verloren haben."
"Hope" - 13 musikalische Hoffnungsträger
Ein Album, das nur positive Gefühle zulässt? Ist das nicht etwas zu viel von Friede, Freude, Eierkuchen? Wird das nicht langweilig? Klare Antwort: Nein! Keineswegs! Denn Jim Lauderdale und seine versierten Mitmusiker, darunter Chris Scruggs, Kenny Vaughan und Craig Smith, verpacken die lebensbejahenden Inhalte in abwechslungsreiche Songs und Sounds. Ein Klang-Spektrum, das von sonnigen, an die frühen Eagles erinnernde Songs ("Sister Horizon") über Crosby, Stills, Nash & Young- ("Breathe Real Slow") und Tom Petty-typische Tracks ("It's Almost More Than All The Joy") auch erdigen Country und zünftig-zupackenden Honky Tonk ("Here's to Hoping") bereit hält.
Klar, Vintage-Klänge dominieren. In dem Song-Balsam für Trennungsschmerz "The Brighter Side of Lonely" schwingt beispielsweise jene luzide Unbeschwertheit mit, die Glen Campbell während seiner "Rhinestone Cowboy"-Ära auszeichnete. Und in "Mushrooms Are Growing After The Rain" (immer schön positiv denken!) kommen einem erneut die Eagles in den Sinn, als sie Folk-Rock mit kalifornischer Lässigkeit und manch jazziger Harmonie vermählten. Klasse!
Zwei besondere Songperlen hat sich Lauderdale für den Ausklang von "Hope" aufgehoben: Das an einen gut gelaunten Van Morrison denken lassende, mit fulminanten Klavier-Solo ausgestatte "When Searching For Answers". Und "Joyful Noise", bei dem Folk-Akkorde auf einen treibenden Motown-Beat treffen. Von wegen langweiligem Friede, Freude, Eierkuchen!
Fazit: Think pink der besonders gelungenen Art: Jim Lauderdale verpackt auf "Hope" 13 Song-Mutmacher in klasse Folk-Rock-, Americana- und Country-Klänge. Das perfekte Album zur richtigen Zeit!
Label: Yep Roc (H'Art) | VÖ: 30. Juli 2021 |
01 | The Opportunity to Help Somebody Through It |
02 | Sister Horizon |
03 | The Brighter Side of Lonely |
04 | Mushrooms Are Growing After the Rain |
05 | Memory |
06 | Breathe Real Slow |
07 | Brave One |
08 | Don't You Dream Anymore? |
09 | We Fade in We Fade Out |
10 | It's Almost More Than All the Joy |
11 | Here's to Hoping |
12 | When Searching for Answers |
13 | Joyful Noise |