Dem Platin-Erfolg schickte er nur ein Jahr später "Ticket to L.A." hinterher - für das Platz eins in der Country- und Platz 15 in der Pop-Wertung heraussprang. So gesehen erlangte der 1981 im kalifornischen Anaheim geborene Sänger und Songschreiber Star-Status innerhalb kürzester Zeit.
Wurde im Eiltempo zum Star: Brett Young
Die Spitze erobern ist, wie man weiß, das eine. Sich dort zu halten, das andere. Mit dem 2021 veröffentlichten, eher umständlich betitelten Werk "Weekends Look a Little Different These Days" musste Brett Young jedenfalls eine recht herbe Klatsche einstecken: Es reichte für das Album nur für einen neunten Platz in den Country- und einen völlig enttäuschenden 79. Rang in der Pop-Bestenliste. Macht einen das nervös? Aber ganz bestimmt. Nur: was tun?
Zum Beispiel ein neues Album aufnehmen - und dann hoffen, dass man mit den Songs, mit den Vibes den Nerv der Zeit trifft. Ob es Brett Young gelingt, bleibt abzuwarten. Denn richtig hip kann man den Sound, den der Kalifornier im Verlauf der (nur) acht Songs ausbreitet, nicht bezeichnen. Im Gegenteil. Brett Young scheint gerade etwas auf Retro-Trip zu sein. Nicht dass der smarte Sänger an den Wurzeln des Genres schürfen und jetzt Buck Owens und Ray Price huldigen würde, das sicher nicht. Doch der Klang des 1990er-Jahre-Country, als Garth Brooks, Alan Jackson & Co. die Charts dominierten, prägt zu einem guten Teil auch "Across the Sheets".
Am deutlichsten natürlich in der Cover-Version des 1994 erschienenen Tim McGraw-Hits "Don't Take The Girl". Ein Titel mit dem Brett Young einiges verbindet, wie er sagt: Es sei ein entscheidender Song gewesen, der ihn zum Musikmachen, zum Country-Sound brachte. Ein, und das ist nicht unerheblich, ruhiger, romantischer Titel. Ein Love-Song mit wehmütiger Note - und davon serviert er auf dem neuen Album gleich mehrere. Zum Beispiel die ruhige, in balladeske Noten verpackte Selbstanklage "Let Go Too Soon" oder das düster-traurige, dem Songtitel gerecht werdende "Uncomfortable" (beide Songs schrieb er u.a. mit Jon Nite) oder das gemeinsam mit Ross Copperman und Gabe Simon komponierte "I Did This to Me", in dem er sich abermals eines großen Fehlers in Liebesdingen bezichtigt - den er aber immerhin in vergleichsweise fröhlich-aufgekratzte Harmonien verpackt.
Cover-Versionen und sparsam bestückt: "Across the Sheets"
Wie es scheint, erlebt Young derzeit nicht gerade einen kreativen Höhenflug. Wie könnte es sonst sein, dass er a) das Album mit nur kümmerlichen acht Songs bestückt, unter denen sich b) die Tim McGraw-Cover-Version findet und er c) in seinem eigenen Backkatalog wildert: das romantisch getragene "You Ain't Here to Kiss Me" gehörte schließlich bereits zur Setlist seines 2017er Debüt-Albums. Immerhin: ein guter Song und die Neuauflage darf man als gelungen bezeichnen.
Ebenfalls auf der Haben-Seite darf man den schmissigen Country-Rocker "Dance With You" verbuchen. Ein träumerischer, starker Song mit 90ies-Vibes und sehr gefälliger Refrain-Melodie. Rhythmisch interessant fällt "Love Goes On", eine weiterer Love-Song, aus. Neben der Liebe und dem Liebesleid bringt Young noch das Spirituelle auf Tablet: "Back to Jesus" hat er - glücklicherweise - nicht als braven Gospel, sondern als romantischen, bibelfesten Country-Rock-Song angelegt. Im 90er-Jahre-Style natürlich.
Fazit: Mit acht Songs sparsam bestückt, liefert Brett Young bei "Across the Sheets" soliden, fast immer romantisch angehauchten Country-Rock der alten Schule ab. Highlight setzen der Opener "Dance with You" und das Tim McGraw-Cover "Don't Take the Girl".