Lainey Wilson - Sayin' What I'm Thinkin'

CD Cover: Lainey Wilson - Sayin' What I'm Thinkin'

Mit "Sayin' What I'm Thinkin'" veröffentlicht Lainey Wilson ein bemerkenswertes Debüt-Album.

Lainey Wilson, die coole, Newcomerin aus Louisiana, trägt, wie sie selbst sagt, ihr Herz auf der Zunge. "Sayin' What I'm Thinkin'" betitelt sie jedenfalls mutig ihr zwölf Songs starkes Debütalbum. So viel vorab: Die von Hit-Man Jay Joyce produzierte CD ist auch inhaltlich stark. Deshalb die Prognose: Von Lainey Wilson wird man in Zukunft noch öfter hören. Sie hat das Zeug zum - na ja, warum nicht - zum Star!

Zwei elementare Kriterien bringt die Country-Sängerin dafür allemal mit: Sie ist erstens nicht gerade besonders schüchtern. Im Gegenteil. Sie ist selbstbewusst, scheint zu wissen, was sie will. Und zweitens: sie ist talentiert, singt mit starker, gelegentlich an Gretchen Wilson erinnernder Stimme und sie hat darüber hinaus ein ausgezeichnetes Händchen für klasse Songs. In ihrer Biografie steht zu lesen, dass sie bereits mit neun Jahren die ersten Songs geschrieben hat - angeblich auch über Tequila und Zigaretten (mehr darüber verraten wir in dem demnächst erscheinenden Interview, das wir mit ihr geführt haben).

"Sayin' What I'm Thinkin'": Lainey Wilson sagt und singt was sie denkt

So ist es schon fast Ehrensache, dass Lainey Wilson bei jedem der zwölf Tracks als Autorin, beziehungsweise Co-Autorin gelistet ist. Klar doch: Sie singt auch was sie denkt. Das darf man durchaus glauben, denn viele ihrer gemeinsam mit Co-Autoren wie Casey Beathard, John Pierce und Matt Rogers entstandenen Tracks tragen eindeutig biografische Züge. Beispielsweise das ruhige, vorwiegend mit Mandoline und verhaltener Rhythmik vorgetragene "Things a Man Oughta Know". Hier gibt sie mit warmer, immer aber etwas angeraut klingender Stimme ein paar grundsätzliche Ratschläge, wie Mann Frau behandeln sollte.

Ein kesser Track. Ein passender Track. Getreu ihrem Motto, mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg zu halten, schneidet sie auch mal eher provokante Themen an. Bestes Beispiel dafür liefert der Song "Pipe", den sie gemeinsam mit John Pierce und Luke Dick geschrieben hat. Zu einem verzerrten, bekifft nach Psychedelic Rock klingenden Bassriff ermuntert sie im Refrain den Hörer ziemlich ungeniert zum Drogenkonsum: "Smoke it!" lässt sie frech verlauten - und kalkuliert damit sicher einen kleinen Skandal in konservativen Kanälen ein (oder legt es aus PR-Gründen darauf an). Vielleicht aber erhofft sie sich mit diesem kecken, in Nashville immer noch eher selten gehörten Statement ein paar Sympathien, beispielsweise von Ober-Kiffer Willie Nelson oder seiner jungen Gesinnungsgenossin Kacey Musgraves?

Mit Lainey Wilson ist Nashville um eine großartige Künstlerin reicher

Egal. Der Song bietet mit seinem munteren Sound auch ohne Kalkül und ohne Joint im Mundwinkel ein echtes Hörvergnügen. Ein Glanzlicht der CD setzt der Song aber nicht. Das liegt vor allem daran, dass das übrige Songmaterial einfach mehr Tiefgang und Klasse besitzt. Zum Beispiel das wohl dem Corona-Lockdown geschuldete "Keeping Bars in Business". In dem keineswegs verbitterten, sondern mit gefühlvollen und angemessen sehnsüchtigen Harmonien ausgestatteten Song beleuchtet sie die vielen positiven Seiten dunkler Kaschemmen, der Bars, als Ort der Begegnung, des Austauschs, des Flirts, der Freude, kurz: des Menschseins. Wer nach diesen knapp vier Songminuten keine Lust auf ein Kneipen-Bierchen verspürt, sollte schleunigst zum Arzt.

Dass die Lady ordentlich Rocken kann, versteht sich bei ihrem Temperament von selbst. So ist es nicht verwunderlich, dass sie mit einem wuchtigen Southern-Country-Rocker in das Album einsteigt: "Neon Diamonds", ein Song, der live garantiert gewaltig abgeht. Auf Tonträger macht er vor allem aber mal klar, dass wir es hier mit einer selbstbewussten, stimmgewaltigen Künstlerin zu tun haben - und so weckt der Song vor allem Neugierde auf das, was da noch so kommen möge. Zum Beispiel "Sunday Best", der nächste Track. Ein netter, im gemäßigten Tempo gehaltener Titel, der mit seinem auf gute Laune getrimmten Refrain an Kacey Musgraves erinnert. Nicht übel.

Aber man spürt auch, dass sie da noch mehr ist, dass sie noch mehr drauf hat - und liegt damit goldrichtig. So setzt sie mit dem bereits erwähnten "Things a Man Oughta Know" eine erste echte Qualitätsmarke; mit dem nachfolgenden, sehr lässig im Southern-Blues angesiedelten "Small Town Girl" und der wunderschön balladesken Single-Auskopplung "Dirty Looks" setzt sie weitere. Und das gelingt ihr auch mit den weiteren Songs von "Sayin' What I'm Thinkin'": "Straight Up Siedeways" und "WWDD" rocken mit brettharten Gitarrenriffs und tonnenschweren Beats - und mit "Rolling Stone" und dem leisen, sehr intimen Titeltrack präsentiert sie zum Ende der CD ihre weiche und introvertierte Seite. Wenn dann die letzten Akkorde von "Sayin' What I'm Thinkin'" verklingen, weiß man: Nashville ist um eine großartige Künstlerin reicher.

Fazit: Stimmgewaltig, selbstbewusst, hoch musikalisch: Mit "Sayin' What I'm Thinkin'" gelingt Lainey Wilson ein vorzügliches Debütalbum. Jede Wette: Von ihr wird man in Zukunft noch mehr hören.

Label: Broken Bow / BMG (Warner) VÖ: 19. Februar 2021
01 Neon Diamonds
02 Sunday Best
03 Things a Man Oughta Know
04 Small Town, Girl
05 L.A.
06 Dirty Looks
07 Pipe
08 Keeping Bars in Business
09 Straight Up Sideways
10 WWDD
11 Rolling Stone
12 Sayin' What I'm Thinkin'
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