Den Durchbruch als Songschreiber feierte Hardy etwas später mit dem Titel "Up Down" für Morgan Wallen. Von da an ging es für ihn Schlag auf Schlag, Hit auf Hit: Von Blake Shelton über Dallas Smith bis zu Thomas Rhett sicherte sich das Who-is-Who der Country-Gemeinde seine kreativen Dienste. Verständlicherweise, denn wo Hardy draufstand, war Hit drin. Verdienter Lohn: mehrere CMA-Songwriter-Award-Nominierungen und für die Academy of Country Music Awards war er 2022 sogar der Songschreiber des Jahres.
Songschreiber der Extraklasse: Hardy
Respekt, kann man da nur sagen. Das gilt auch für seine, so nebenbei gestartete Solo-Karriere. Sein 2019 erschienenes und mit zahlreichen Gastauftritten garniertes Debüt-Album "Hixtape, Volume 1" landete auf Platz 35 der Country-Charts, "A Rock", ein Jahr später erschienen, kletterte sogar bis auf Platz vier. Das erneut ein Jahr später veröffentlichte "Hixtape, Volume 2" blieb dagegen eher bedeutungslos.
Nun also "The mockingbird & THE CROW". Das Album stellt so etwas wie eine Zäsur in seiner Karriere dar. Es zeigt den Künstler zum einen intimer und persönlicher als jemals zuvor, was sich auch in einer sehr überschaubaren Gaststar-Riege äußert. Zum anderen schlägt er auf diesem neuen Werk wesentlich härtere, mitunter sogar knallharte Klänge an. Häufig zeigt Hardy seine zwei musikalischen Seiten - den Countrymusiker und den Rocker - innerhalb eines Songs. "The mockingbird & THE CROW", der Singvogel und die Krähe.
Ganz ohne Gastauftritte geht es aber auch auf "The mockingbird & THE CROW" nicht. Neben dem Metal- und Punk-Musiker Jeremey McKinnon, mit dem er sich bei dem wuchtigen Track "Radio Song" das Mikro teilt, gibt es bei "Wait In The Truck" (erneut) ein musikalisches Stelldichein mit Rauhkehlchen Lainey Wilson. Und bei dem super-würzigen "Red" macht er wieder mal gemeinsame Sache mit seinem Buddy Morgan Wallen. Keine Frage, die zwei Country-Rebellen harmonieren miteinander.
Drei Kooperationen also. Verglichen mit seinen früheren Werken sind das wenige. Dafür aber haben es die drei Tracks in sich. Nehmen wir nur mal "Wait in the Truck": ein wundervoll bluesiger, naturbelassener Track. In dem knapp viereinhalbminütigen Titel stellt der Meister-Songschreiber ein Musterbeispiel für gelungenes Storytelling aus. Behutsam entwickelt er die Geschichte, viele Takte lang passiert außer einem Akustikgitarren-Riff und einem reduzierten Groove sehr wenig - dafür aber baut sich umso mehr die Atmosphäre auf. Takt für Takt - bis schließlich Lainey Wilson hinzustößt und sich der Song zum Ende hin als ein gewaltiges Country-Gospel-Epos auswächst. Wow, das ist hochprozentiger Stoff!
Die zwei Herzen in seiner Brust: "The mockingbird & THE CROW"
So hochwertig geht es auf "The mockingbird & THE CROW" mehrfach zur Sache. Beispiel: "Here Lies Country Music". In diesem Fall ist es nicht nur eine Phrase. Der Songtitel ist auch ein Versprechen und dazu eine stimmige Definition, was Country Music bedeutet oder sein sollte. Dass er gerade diesen Track nicht in ein rockiges Arrangement verpackt, ist als Statement zu verstehen: die Tradition wird in Nashville wieder hochgehalten. Aber nicht stur und schon gar nicht stumpfinnig. Country ist längst ein offenes Genre, in dem so ziemlich alles erlaubt ist. Rock sowieso. Und wenn es sein muss auch knüppelharter Hard Rock, wie im Falle von "Jack". Geht der Song zu Beginn noch als düsterer Folk oder Folk-Rock-Song durch, mausert er sich mit jeder Strophe bis gegen Ende alle Dämme brechen und - ja, muss man so sagen - ein Dezibel-Inferno losbricht. Heftig, sehr heftig!
Warum das so ist, warum diese zwei Herzen, die des Rockers und des Country-Sängers, in seiner Brust pochen, erklärt er uns im Titeltrack "The mockingbird & THE CROW". Ein Song wie ein Lebenslauf. Man bekommt eine Ahnung davon, wie es für ihn war, in Mississippi aufzuwachsen. Wie es ihm ging, was er hörte ("Sweet Home Alabama" und "Smoke on the Water") und wie es ihn schließlich nach Nashville verschlug. Er sei ein Singvogel mit einem Mikrofon. Bis zur Hälfte des Tracks, dann wird es wieder laut und heftig. Das andere, das Rocker-Herz übernimmt das Kommando.
Wie hip Country heute klingen kann, zeigt sich in dem Titel "Truck Bed". Klar, die Roots lassen schon mal inhaltlich grüßen. Doch Sound, Groove und Arrangement sind im Rock, vielleicht auch im Pop angesiedelt. Nach dem gemächlichen Beginn, bei dem das hypnotisch wiederholte Gitarrenriff glatt an die guten, alten Police erinnert, wird es gegen Ende wieder deftig. Wie es scheint, ist das der neue Hardy. Ein Country-Sänger, der mit jeder Note weiter in den Rock driftet.
Fazit: Wenige Gaststars, ganz viel Rock: Hardy gewährt auf "The mockingbird & THE CROW" Einblicke in sein Seelenleben und beweist, dass er sowohl Rocker als auch Country-Sänger ist.
Label: Big Loud (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 20. Januar 2023 |
Disk 1 | |
01 | Beer |
02 | Red (mit Morgan Wallen) |
03 | Wait in the Truck (mit Lainey Wilson) |
04 | Drink one for Me |
05 | I in Country |
06 | Screen |
07 | Happy |
08 | Here lies Country Music |
09 | the mockingbird & THE CROW |
10 | Sold Out |
11 | Jack |
12 | Truck Bed |
13 | .30-06 |
14 | I Ain't in the Country no More |
15 | Radio Song (mit Jeremy McKinnon) |
16 | Kill Sh!t Till I Die |
17 | The Redneck Song |