Mit dafür verantwortlich könnten auch die verschiedenen Tourneen im Vorprogramm mancher Country-Größe und -Ikone sein. So teilte sich der 1983 in einem Nest namens Hoke Bluff, Alabama, geborene Sänger und Songschreiber beispielsweise die Bühne mit Eric Church, Dierks Bentley, der Zac Brown Band und einem gewissen Willie Nelson. In Hamburger spielte er mit Darius Rucker. Von den Besten lernen - Drake White scheint das Motto beherzigt zu haben.
Drake White sieht die Welt jetzt mit anderen Augen
Doch auch für Drake White schien in den letzten Jahren nicht immer die Sonne. Im Gegenteil. Anfang letzten Jahres wurde bei ihm AVM, eine angeborene Fehlbildung der Blutgefäße diagnostiziert. Eine seltene und heimtückische Krankheit, die - im schlimmsten Falle - zu einem Schlaganfall oder Lähmungen führen kann. Nicht nur seine Karriere stand auf dem Spiel. Doch Drake hat, so heißt es, die Krankheit besiegt. Ein Triumph, der den Erfolg seines 2016 erschienenen Albums "Spark" schon fast zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Was ist schon ein Hit gegen ein Leben?
Keine Frage, so ein Schicksalsschlag verändert einen Menschen. Es lässt ihn mit einem veränderten Fokus auf die Welt blicken, die Prioritäten verschieben sich: Unwichtiges wird überflüssig, Wichtiges noch wichtiger. Es zählt: das Hier und Jetzt. Vor diesem Hintergrund muss man die Handvoll neuer Songs von "Stars" hören und bewerten.
Den Auftakt der EP macht "Luckiest Man". Auch wenn Drake White bei dem Track nicht seine Songschreiber-Finger mit im Spiel hatte, ahnt man, dass der Song perfekt auf sein neues Leben beschreibt. Ein starker Track. Auch weil Drake - siehe: Unwichtiges wird überflüssig - das Soundkostüm um unnötige Schleifchen und Klang-Verzierungen entschlackt hat. Das pure, auf die Essenz reduzierte Arrangement lässt die großartige Stimme von White noch stärker in den Mittelpunkt rücken.
Besser denn je: Drake White auf "Stars"
Wer jetzt aber glaubt, der stämmige Kerl aus Alabama sei zu einer Art Heiligen oder einem vergeistigten Esoteriker mutiert, wird schon mit dem nächsten Track aufatmen: "Mix 'Em With Whiskey" ist, wie es der Titel verspricht, ein echter Drinkin'-Song. Ein Hochprozentiger dazu: getragener, schwer dahinrollender Rhythmus, bluesige, an alte Stones-Tage erinnernde Gitarren-Riffs und eine Melodie, die entfernt an "People Get Ready" erinnert. Nein, so klingt kein Heiliger. Nicht mal ein Teetrinker. So klingt jemand, der sein Leben in vollen Zügen genießt. Ein strammer Whiskey gehört da ab und an dazu.
Natürlich auch gutes Essen, wie er in dem nachfolgenden "Eat, Drink & Dream" wortreich und witzig betont - ein im Midtempo angesiedelter Country-Rocker mit hitverdächtiger Refrain-Melodie. Neben White waren Tommy Cecil und Greylan James für den Song verantwortlich. Nach ähnlichem Muster ist auch "My Favourite Band" gestrickt. In dem von White gemeinsam mit Ross Ellis, Dan Fernandez und Michael Whitworth komponierten Titel verrät uns Drake White, wer so seine musikalischen Helden sind - man hätte es ahnen können: Neben Patsy Cline, den Muscle Shoals-Musikern gehört auch Blues-Hero Stevie Ray Vaughn dazu. Tja, der Mann hat Geschmack.
Den hellsten Song-Stern von "Stars" hat sich White für den letzten Track der EP aufgehoben: das wunderschöne, größtenteils akustisch gehaltene Country-Folk-Rührstück "All Would Be Right With The World". Ein leiser, zu Herzen gehender und auf herrliche Art Optimismus verbreitender Song. Ein Mutmacher, wie geschaffen für diese Zeit.
Fazit: Nach überstandener Krankheit schlägt Drake White mit "Stars" ein neues Kapitel in seiner Karriere auf - künstlerisch gereift und authentischer denn je. Leider hat das neue Material nur für eine EP gereicht.
Label: Eigenvertrieb (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 24. April 2020 |
01 | Luckiest Man |
02 | Mix 'Em With Whiskey |
03 | Eat, Drink & Dream |
04 | My Favorite Band |
05 | All Would Be Right With The World |