Alles drei ist auch, zugegeben, nicht besonders schwer. Das Hamburger Publikum hatte schon immer eine besondere Affinität für Songschreiber und gute Musik. Die Laeiszhalle, die ehemalige Musikhalle, ist ein alt ehrwürdiges Haus, deren Säle für Musikkonzerte gebaut sind und selbst ohne technischen Schnick Schnack wären die Stimmen und Gitarren und natürlich das Banjo, das wir an dieser Stelle nicht unterschlagen wollen, in jedem Winkel des Saales zu hören gewesen. Hinzu kommt, dass es ein reiner Konzertsaal ist, es keine Bar direkt im Saal gibt und Getränke vom Foyer nicht mit in den Saal gebracht werden durften. Na ja, und Hamburg muss man einfach lieben. Alleine schon, weil Charlie Worshams Lieblingsband, die Beatles, hier ihren Karrierestart hatten. Aber fangen wir vorne an.
Martin Kelly stimmt auf die CMA Songwriters Series 2018 ein
Das Wichtigste vorab: Martin Kelly ist kein Mitglied der Kelly Family, die ja bekanntlich irische Wurzeln hat. Martin Kelly kommt hingegen aus Schottland und auch wenn beide Länder jenseits des Ärmelkanals liegen, trennt sie doch die Irische See. Zugegeben, an die Stimme von Martin Kelly muss man sich erst einmal gewöhnen, aber wenn man das geschafft hat, überzeugt der Schotte durchaus mit seinem Können.
Allerdings erwähnt Martin Kelly mehrfach, dass er keine Country Music macht. Bleibt also die Frage, ob man bei einer Veranstaltung, auf der vier Künstler auftreten, überhaupt einen Künstler braucht, der vorab das Publikum einheizt. Wenn man diese Frage mit ja beantwortet, stellt sich gleich die nächste Frage, ob man dann nicht auf einen einheimischen Künstler hätte setzen können, damit die nationale Szene gestärkt wird und die Mainstream-Medien eher einen Bezug zu Country Music bekommen.
Ein starkes Quartett
Nach nur ein paar Minuten Pause betreten die vier Haupt-Protagonisten Chris DeStefano, Ashley Campbell, Drake White und Charlie Worsham die Bühne. Letzter ist auch der Conférencier des Abends und bindet mit seinen persönlichen Vorstellungen der anderen Teilnehmer sowie seinen humorvollen Zwischenbemerkungen das Publikum an jeden einzelnen Songschreiber.
Jeder, der sich mit Country Music auskennt, weiß, wieviel Talent jeder einzelne Künstler, der es in der Music City USA zu etwas gebracht hat, in sich hat. Da machen die vier keine Ausnahme. Ahsley Campbell und Charlie Worsham haben sich vor ihrem Durchbruch als Studio-Musiker ihr Brot verdient. Chris DeStefano schrieb Filmmusik und Werbe-Jingles in Los Angeles, bevor er auf Carrie Underwood traf und Drake White schaffte sich sogar eine Golden Retriever an, den er Songwriter nennt und mit einer kleinen Glocke am Halsband versah, damit er immer darin erinnert wurde, warum er nach Nashville kam.
Spontanität wurde bei der CMA Songwriters Series 2018 großgeschrieben. So spielte Charlie Worsham "Lawnchair" auf Wunsch des Publikums. Drake White sang ein Lied, das er aus den Geschichten des Abends textete, während er den Song bereits vortrug und als Ashley Campbell zum Banjo griff, gab es als Nachschlag ungeprobt "Duelling Banjos", wobei Charlie Worshams Gitarre den Part des zweiten Banjos übernahm.
Viel Persönliches bei der CMA Songwriters Series 2018
Der Zuschauer bekam in Laufe des Abends Einblicke in persönliche Lebensabschnitte der einzelnen Songschreiber. Den wohl emotionalsten Moment bei der CMA Songwriters Series 2018 lieferte Ashley Campbell. Als sie über den Tod ihres Vaters, Glen Cambell, sprach, konnte sie die Tränen nur schwer unterdrücken. Beim anschließenden Tribut-Song spürten die Zuschauer den eigenen Kloß im Hals.
Gegen 22:30 Uhr sollte der Abend eigentlich zur Neige gehen, aber Charlie Worsham spürte die Lust des Publikums nach mehr und fragte, ob man einfach weitermachen solle. Was mit starkem Beifall bestätigt wurde, allerdings wies die Laeiszhalle darauf hin, dass man um 23:00 Uhr fertig sein müsste. So gab es schnell noch ein Runde Zuschlag und die Mehrheit der Zuschauer hätte in dem Moment wohl lieber auf den Opener verzichtet und mehr von Chris DeStefano, Ashley Campbell, Drake White und Charlie Worsham gehört. Um 23:01 Uhr war das Konzerte nach gut drei Stunden voller Musik und Geschichten beendet.
Die Country Music Associaten (CMA) überlegt derzeit, ob es auch 2019 eine CMA Songwriters Series in Deutschland geben soll. Die Gäste des Abends, gleich ob auf oder vor der Bühne, würden wohl sofort eine entsprechende Petition unterschreiben, denn gelungener kann ein Konzertabend kaum sein.