Vermutlich blieb Scooter Lee wenig übrig, als Musikerin, als Entertainerin zu werden. Aufgewachsen in New Orleans, in der St. Charles Avenue, standen Musik, Tanz und Showbusiness auf der Tagesordnung. Da die kleine Scooter Lee über ein bemerkenswertes Gesangstalent verfügte, unterzeichnete sie, oder vielmehr ihre Eltern, bereits mit 14 Jahren ihren ersten Plattenvertrag - und das dazu beim Label der New Orleans-Legende Allen Toussaint. Noch als Teenie arbeitete sie mit Größen wie Jerry Lee Lewis, Fats Domino und Irma Thomas - eine bessere musikalische Ausbildung gibt es nicht.
Scooter Lee arbeitete mit allen Country-Größen
Nach dem traditionellen Rock 'n' Roll der frühen Karrierejahre verlor Scooter Lee in den 70er Jahren ihr Herz an den Country-Sound. Umzug nach Nashville inklusive. Es folgten Jahrzehnte exzessiven Tourens mit nahezu allen Country-Größen, darunter: Linda Ronstadt, Kris Kristofferson, Tammy Wynette und sogar mit Johnny Cash & June Carter. In den 90er Jahren machte das Showtalent aus Louisiana in Nashville dann vor allem durch ihre ganz speziell auf (Line)Dance-Musik zugeschnittenen Alben aufmerksam; sie wurde eine der Triebfedern für diesen Hype.
Mittlerweile lebt Scooter Lee in Atlanta, Georgia. Wobei: Eigentlich lebt sie aus dem Koffer, da sie ständig auf Tour ist. Zwischen den Konzertreisen findet die, in Genre-Kreisen als "hardest working artist on the road" titulierte Künstlerin immer wieder Zeit für CD-Aufnahmen. Für "Midnight Hauler" ließ sich das Energiebündel indes zwei Jahre Zeit, um jetzt an ihren 2017 erschienenen Erfolg von "Don't Mind if I Do" anzuknüpfen.
Vollgas - ab dem ersten Takt von "Midnight Hauler"
Vielleicht war die kreative Recording-Pause notwendig. Vielleicht aber hat sie für ihr neues Album einfach auch einen speziellen, künstlerischen Plan verfolgt. Jedenfalls macht das - üppig mit 15 Tracks bestückte - Album einen höchst homogenen und sorgfältig arrangierten Gesamteindruck. Und: Scooter Lee versprüht ab dem ersten Takt des Titeltracks und Openers eine Power von der andere, auch jüngere Acts nur träumen können. Zugegeben: Der fetzige, mit Bläsersatz ausgestattete Rock 'n' Roll von "Midnight Hauler" lässt der Künstlerin auch keine Wahl als: Vollgas. Und das gibt sie. Mit beiden Beinen, wie es scheint. Als Profi weiß Scooter Lee natürlich nur zu genau über den ersten Eindruck Bescheid: win or loose. Sie gewinnt und so bleibt man auch gerne bei den folgenden Tracks von "Midnight Hauler" am Ball.
Es ist, wie eingangs erwähnt, ein Trip in ihre Heimat. Songs wie das selbst verfasste "Home to Louisiana", die coole, urige Version von "See You Later, Alligator" und ihre temperamentvolle Fassung des Hank-Williams-Klassikers "Jambalaya (On The Bayou)" verweisen direkt auf ihre musikalischen und persönlichen Wurzeln. Verständlich, dass sich da auch gefühlvolle und wehmütige Momente einschleichen. So beweist die Vollblut-Entertainerin mit ihrer Version des Buddy Holly-Klassikers "Raining in my Heart", dass sie auch im Balladen-Fach zu brillieren versteht - ein absoluter Volltreffer. Den Schlussakkord der vollauf gelungenen CD setzt indes ein waschechter Country-Song: "Big City", die Ode an Nashville, hat alles, was einen traditionellen Country-Titel ausmacht. Und mit Scooter Lee hinter dem Mikro vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Fazit: Scooter Lee hat sich für "Midnight Hauler" zwei Jahre Zeit gelassen - um jetzt eines ihrer stärksten Alben zu präsentieren. Die ewig junge Entertainerin scheint im dritten Frühling zu sein.
Label: AGR Television | VÖ: 30. August 2019 |
01 | Midnight Hauler |
02 | Slow Me Down |
03 | Crazy over You |
04 | I Ain't Never |
05 | I Love You I Do |
06 | Home to Louisiana |
07 | Jambalaya (On the Bayou) |
08 | Going Back to Louisiana |
09 | Same Kind of Crazy |
10 | Raining in my Heart |
11 | See You Later, Alligator |
12 | I Forgot to Remember |
13 | Time to Swing |
14 | You Call Everbody Darling |
15 | Big City |