Der Titel "Sweet Southern Sugar" seines neusten Albums lässt deshalb auch vordergründig wieder auf starke Country Music-Einflüsse hoffen. Aber auch auf eine Wiederbelebung des sogenannten Southern Rock. Um es direkt vorweg zu sagen: Ja, auch auf Kid Rocks neustem Album kann man eindeutige Country Music-Einflüsse hören und spüren. Trotzdem hat sich der mittlerweile 46-Jährige wieder etwas vom Genre entfernt. Country Music hat längst nicht mehr den Stellenwert seiner früheren Alben. Tut das der Musik von Kid Rock gut oder ist "Sweet Southern Sugar" ein vernachlässigbares Album?
Kid Rock holt den Rock der 80er zurück
Dass Kid Rock den Hardrock der 80er Jahre für sich entdeckt hat wäre zu viel gesagt. Immerhin hatten auch schon viele frühere Songs Anleihen an die große Zeit des Rock und Hardrock. Die Lieder "I Wonder" und "Stand The Pain" könnten allerdings direkt aus dieser Zeit gefallen sein. Kid Rock schafft es dabei, dem so bekannten Sound seine ganz eigene Stärke hinzuzufügen.
Das trifft übrigens auch auf "Sugar Pie Honey Bunch" zu. Der Cover-Song des 1965 erschienen Liedes der Four Tops bekommt durch Kid Rock einen ganz anderen Drive. Der einstmals fröhliche Titel bekommt hier eine ganz eigene, melancholische Note. Spürt man, dass hier der Erfolg von "All Summer Long" wiederholt werden soll? Absolut. Tut das dem erstklassigen Song einen Abbruch? Absolut nicht. "Sugar Pie Honey Bunch" hat tatsächlich das Zeug zum nächsten großen Hit!
Sweet Southern Sugar ist hauptsächlich ein Rock-Album
Wer Kid Rock kennt und seine Alben die letzten Jahre verfolgt hat, weiß, dass trotz Country Music-Einflüsse der Rockanteil immer sehr hoch ist. Dies ist bei "Sweet Southern Sugar" nicht anders. Egal ob "Po-Dunk", "American Rock 'n' Roll" oder "Grandpa's Jam": Zartbesaitete oder Neulinge könnten sich erschrecken. Den Vogel schießt der Opener "Greatest Show On Earth" ab, der fast schon in Metal abrutscht.
Auch die Texte haben es in sich. Neben der Glorifizierung von Drogen und Alkohol und dem etwas leichteren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht wird gerade das böse F-Wort geradezu inflationär genutzt. Das ist bei Kid Rock zwar nichts Neues, könnte Einsteiger und zahme Gemüter allerdings die Schamesröte ins Gesicht treiben. Das muss man definitiv mögen, sonst wird es nichts mit dem Hörgenuss.
Auch Country Music ist vertreten
Alle, die sich mittlerweile fragen, was ein Hardrock-Album auf einer Seite wie CountryMusicNews.de zu suchen hat, sei hier nun der Grund genannt. Sweet Southern Sugar kann mit einigen wirklich tollen Country-Songs auftrumpfen. "Tennessee Mountain Top", "Back to The Otherside" und "Raining Whiskey" sind wahre Ohrwürmer und profitieren stark von Kid Rocks einzigartiger Stimme, welche einfach sehr gut zu Gitarre, Klavier und Pedal Steel passt. Auch in diesen Songs ist allerdings eine gehörige Portion Rock enthalten.
80er Rock, Hardrock und Country Music. Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal? Bei jedem anderen Künstler könnte man dies vermuten. Kid Rock schafft es allerdings alle drei Richtungen so hervorragend zu verbinden, dass jedes Lied ein wahrer Ohrenschmaus ist. Es gibt wirklich keinen Track auf dem Album, der sich gleich anhört oder langweilig klingt. Southern Rock lebt und heißt Kid Rock! Gegen Ende des Jahres kommt hier noch einmal ein ganz großes Highlight. Einzig der teilweise harte Sound und die expliziten Texte könnten für den ein oder anderen zu viel sein.
Fazit: Wer keine Probleme mit Hardrock und Kraftausdrücken hat darf sich dieses Album nicht entgehen lassen. Ein absolutes Highlight.
Label: BMG (Warner) | VÖ: 3. November 2017 |
01 | Greatest Show On Earth |
02 | Po-Dunk |
03 | Tennessee Mountain Top |
04 | I Wonder |
05 | American Rock 'n' Roll |
06 | Back to the Otherside |
07 | Raining Whiskey |
08 | Stand The Pain |
09 | Sugar Pie Honey Bunch |
10 | Grandpa's Jam |