1997, 2010 und 2013 ist Claire Lynch von der International Bluegrass Music Association zur Sängerin des Jahres gewählt worden. Damit besitzen lediglich Alison Krauss (4 x), Dale Ann Bradley (5 x) und Bluegrass-Queen Rhonda Vincent (8 x) mehr dieser Auszeichnungen. Doch nicht nur in Bluegrass-Kreisen ist Claire Lynch längst eine Bekanntheit, so hat Dolly Parton die Sängerin schon des Öfteren als Background-Sängerin für ihre Studio-Alben engagiert. Und nicht nur für die Country-Ikone aus Sevierville - auch für Emmylou Harris und Patty Loveless hat Claire Lynch bereits Alben mit ihrer sanften Stimme veredelt.
Neue Liebe gab für Claire Lynch den Ausschlag für die Song-Auswahl von "North by South"
Hintergrund für das neue Album "North by South" ist eine neue Liebe, denn Claire Lynch ist mittlerweile mit einem Kanadier verheiratet. Ein guter Grund für die Sängerin, sich erstmals wirklich intensiv mit Liedern von Songschreibern aus dem Land mit der Ahornflagge zu beschäftigen. Von einem der bekanntesten des Landes, dem Liedermacher Ron Sexsmith, stammt der Opener von "North by South", "Cold Hearted Wind", der durch den frischen Gesang von Claire Lynch zu einem luftig-leichten Genuss wird. Welches Standing Claire Lynch in der Szene genießt, zeigt die Tatsache, dass sie hier von Jerry Douglas, einem der besten Bluegrass-Interpreten auf der Dobro-Gitarre, begleitet wird. Der Musiker tritt insgesamt drei Mal auf "North by South" binnen der zehn Songs in Erscheinung. Vor allen Dingen beim vom dreifachen Juno-Gewinner David Francey stammenden und etwas ungewöhnlich aufgebauten "Empty Train" zeigt der Musiker eine brillante, nahezu entfesselte Leistung an seinem Instrument.
Genrespezifisches Hitpotential bringt "Kingdom Come” mit. Eine positiv stimmende Nummer, die ebenfalls wieder mit Prominenz Extrapunkte sammelt - so entspringt das perlende Banjospiel den flinken Fingern von Bela Fleck, während Stuart Duncan beweist, warum die Fiddle sein Lieblings-Instrument ist. Beide Gäste wirken zudem bei "Gone Again" mit, das gekonnt zwischen Solo-Einlagen und harmonischem Gesang hin- und herwechselt.
Die schönste Ballade von "North by South" stammt von Liedermacher JP Cormier. "Molly May" verbreitet eine warmherzige und zugleich melancholisch-maritime Stimmung, die man eher aus der irischen Musik kennt. Bei der vierminütigen Nummer voller Sehnsucht unterstützt Produzentin Alison Brown ihre Label-Kollegin Claire Lynch nicht nur beim Harmonie-Gesang, sondern auch mit ihrem Parade-Instrument, dem Banjo. Fast schon düster kommt im Vergleich dazu die zweite Ballade "Black Flowers" daher, die von der anglo-kanadischen Sängerin Lynn Miles stammt. Claire Lynch zeigt bei ihrer Interpretation, dass sie in der Lage ist, auch eine betrübliche Thematik mit der passenden Klangfarbe zu versehen, bei der sie - wie in diesem Fall - an Jewel erinnert.
Fazit: Überwiegend fröhlich und lebensfroh, aber gern auch mal schön melancholisch - mit "North by South" ist Claire Lynch wieder ein vielseitiges Bluegrass-Album gelungen, das Profis aus der Szene durch ihren spielfreudigen Einsatz zusätzlich bereichern.
Label: Compass (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 16. September 2016 |
01 | Cold Hearted Wind (mit Jerry Douglas) |
02 | Molly May (mit Alison Brown) |
03 | Kingdom Come (mit Béla Fleck & David Grier) |
04 | Andrew's Waltz (mit David Grier & Stuart Duncan) |
05 | Empty Train (mit Jerry Douglas) |
06 | Gone Again (mit Béla Fleck & David Grier) |
07 | Black Flowers |
08 | Milo (mit Stuart Duncan) |
09 | It's Worth Believin' (mit Jerry Douglas) |
10 | All The Diamonds In The World |