Nachdem seine erste Band, die auf Rock spezialisierte Formation Default, eine Pause eingelegt hat, ist es Dallas Smith seit 2012 vor allen Dingen mit seinem kraftvollen Country-Rock gelungen, sich einen guten Ruf in der im Vergleich zu den USA deutlich kleineren Country-Szene in Kanada zu verschaffen. Wie bei allen vorherigen Werken ist Dallas Smith bei "Side Effects" seinem Stamm-Produzenten Joey Moi treu geblieben, der in den vergangenen Jahren durch Florida Georgia Line und Jake Owen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Mit "Side Effects" kündigt sich jedoch eine neue musikalische Ausrichtung an.
Neues Album "Side Effects" präsentiert eine andere musikalische Zielrichtung
Schon beim ersten Durchlauf von "Side Effects" fällt auf, dass der Sänger, der sich sonst gern etwas lauter und rockiger ausgelebt hat, nun sein Heil offenbar primär im Midtempo-Bereich sucht. So stellt das in Kanada bereits vor einem knappen Jahr veröffentlichte "Kids With Cars" schon die kraftvollste Nummer der gesamten Produktion dar. Das Lied, bei dem es um das erste eigene Auto während der Highschool-Zeit geht, ist bewusst mit stampfenden Beats aufgemotzt - eben genau so, wie es sein muss, wenn man damit bei heruntergelassenem Fenster vor den an der Bushaltestelle wartenden Mädels einen auf dicke Hose machen will. Der Bro-Country-Sound erinnert leider arg an Florida Georgia Line - sonderlich originell ist das nicht. "Hoods and Tailgates" gehört leider in eine ähnliche Kategorie, hier nervt vor allem der Elektro-Sound, auf dem der Song aufgebaut ist.
Mehr Laune bereitet dagegen der von Jaren Johnston, Neil Mason und Jeremy Stover geschriebene Openervon "Side Effects". "Only One You" erinnert an die Zeiten, in denen Keith Urban mit Alben wie "Golden Road" und "Be Here" zum Superstar aufgestiegen ist. Ein leichter, treibender Drum-Beat unterstützt von perlendem Gezupfte an Gitarre und Banjo und obendrein reichlich Platz für Solo-Einlagen auf der E-Gitarre - eine Nummer, an der sicher auch der Australier seinen Spaß hätte. Ähnlich intensive Gitarrenarbeit ist sonst nur noch beim kernigen "Tab With My Name On It" zu hören.
Hauptthema der Songs auf "Side Effects" sind Beziehungen. "Autograph", "I'm Already Gone", "50/50" oder "One Little Kiss" lassen sich fraglos ganz gut anhören und immer wieder blitzt dazu die stimmliche Klasse von Dallas Smith auf, aber eine packende Melodie oder den Refrain, den man schon nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf bekommt, lassen die Kompositionen vermissen. Alles auf "Side Effects" wirkt etwas zu einheitlich produziert, ohne dass es echte Ausreißer nach ganz oben gibt. Schade, denn das Dallas Smith sonst mehr Hits und Abwechslung zu bieten hat, lässt sich auf den beiden ersten Alben nachhören.
Erst mit dem finalen "Twelve Pack Soundtrack" gelingt es noch einmal, sich wieder ein Stück aus der Einheits-Produktion zu lösen. So punktet das Stück von Ross Copperman, Josh Kear und Chris Tompkins mit hymnischen Melodien und einem poppigen Chorus.
Fazit: "Side Effects" ist fraglos gut zu konsumieren, aber den hohen Abwechslungsfaktor und die üppige Quote an Hits seiner ersten beiden Alben erreicht Dallas Smith leider nicht. Dazu ist der sonst so rockige Background des Sängers fast gänzlich verschwunden.
Label: Dallas Smith (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 2. September 2016 |
01 | Only One You |
02 | Side Effects |
03 | Sky Stays This Blue |
04 | Tab With My Name on It |
05 | Autograph |
06 | 50 / 50 |
07 | Kids With Cars |
08 | Hoods and Tailgates |
09 | One Little Kiss |
10 | I'm Already Gone |
11 | Sleepin' Around |
12 | Twelve Pack Soundtrack |