Chris Isaak - First Comes the Night

CD Cover: Chris Isaak - First Comes the Night

"First Comes The Night" ist das erste Chris Isaak-Album seit sechs Jahren und bietet top-nostalgischen Rock 'n' Roll und Country-Balladen.

Zwinker, Zwinker! Der Mann hat Humor! Und ein grandioses Händchen für nostalgischen Herz-Schmerz-Rock 'n' Roll, düstere Balladen und unschuldige Country-Melodien. So gut wie jeder der zwölf neuen Songs (plus fünf Bonus-Tracks auf der Deluxe-Version) könnte atmosphärisch Jahrgang 1955 aufweisen - klangtechnisch ist das Werk natürlich up-to-date. Dafür sorgen schon die Produzenten Paul Worley, Mark Needham und Dave Cobb.

Chris Isaak ist ein Phänomen. Nicht nur, weil der Mann aus Stockton, Kalifornien, Mitte des Jahres seinen 60. Geburtstag feiert - und seine nach wie vor prächtige Haartolle kein einziges graues Haar aufweist und er sein Blendax-Lächeln aus einem nahezu faltenfreien Gesicht aufblitzen lässt. Auch musikalisch gelingt dem schlaksigen Star die Überraschung. Denn wie kaum ein Zweiter hat Chris Isaak das Gefühl, die Atmosphäre und das so herrlich naive Moment des ursprünglichen Rock 'n' Roll, des Rockabilly und des frühen Country so vollkommen verinnerlicht. Anstatt aber die Vorgaben nur neu zu interpretieren, überführt er die Roots weiter in die Neuzeit. Wie das klingt, belegen die zwölf Titel (Deluxe-Version: 17 Songs) seines neuen Albums "First Comes The Night".

Chris Isaak gibt den Nachlassverwalter

"First Comes The Night" ist das Nachfolge-Album des 2011 erschienenen Sam Philips/Sun Records-Tributes "Beyond The Sun". Das Werk wurde hoch gelobt - und hat offenbar auch beim Künstler selbst bleibenden Eindruck hinterlassen. Denn Chris Isaak scheint in der Epoche, als Sam Phililps, Elvis, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash den Rock 'n' Roll den Rockabilly erfanden, hängen geblieben zu sein. Das macht er schon mit dem Opener und Titeltrack klar: ein putziger, an Roy Orbison erinnernder Schmuse-Rock 'n' Roller. Die Tolle wippt im behäbigen Takt.

Doch Chris Isaak ist nicht nur für sein Faible für traditionelle Klänge bekannt. Der auch als Schauspieler erfolgreiche Künstler ist auch ein Meister für düstere, zum fürchten schöne Klänge bekannt. Auch sein größter Hit "Wicked Game" hat diese Qualitäten. Aber auch einige Titel von "First Comes The Night". Zum Beispiel das Soundtrack-taugliche "Please Don't Call", die finstere Ballade "Reverie" und vor allem das für jeden David-Lynch-Film geeignete "Kiss Me Like A Stranger".

Als Schauspieler weiß Chris Isaak genau, was einen guten Film ausmacht. Da gibt es durchaus Parallelen zu einer CD: Hier wie da braucht es ein Wechselbad der Gefühle, es braucht Action und Verschnaufpausen, Freude und Leid, Spannung und Entspannung. Und die Summe aller Songs ist der Plot. Ein Teil der Geschichte ist - wen wundert es bei einem wie Chris Isaak - natürlich King Elvis gewidmet. Man nehme nur "Donw In Flames" - ein großartig aufgelegter Rock 'n' Roller der Kenner vermutlich gleichermaßen an "All Shook Up" und "King Creole" erinnern dürfte. Nicht nur wegen der schmissigen Doo-Wop-Chöre. Später im Verlauf von "First Comes The Night" greift Isaak den Retro-Faden auf um neu aufzurollen: "Insects" lässt mit dem straighten, dennoch Vintage-gefärbten Rock an die Dire Straits denken, als sie sich während ihrer "Calling Elvis" ebenfalls am King abarbeiteten.

"First Comes The Night" - ein vielschichtiges Retro-Gemälde

In das Retro-Klangbild mogeln sich auch erfrischend fröhliche Tex-Mex-Farben. Besonders gilt das für "Perfect Lover" und für "Don't Break My Heart". Beide Tracks leben von pappsüßem Kitsch, von Kirmes-Orgeln, von unwiderstehlichen Refrains und von wunderbar naiven Textzeilen. Wer die Mavericks mag, wird auch diese zwei Songs ins Musikliebhaber-Herz schließen. Mit der staubigen Prärie-Country-Ballade "The Way Things Really Are" beendet Chris Isaak diese Reminiszenz an die guten, alten Musiktage. Natürlich mit einem Augenzwinkern.

In den fünf Bonus-Songs der Deluxe-Version bleibt er dem Klangkonzept von "First Comes The Night" treu. Fünf Titel mit pomadigem Rock 'n' Roll, schmalzigem Retro-Country, nostalgischen Chören und angestaubten Sounds. Ein vom ersten bis letzten Ton starkes Album - das die Produzenten Paul Worley (Dixie Chicks, Lady Antebellum), Dave Cobb (Chris Stapleton, Jason Isbell) und Mark Needham (Elton John, Fleetwood Mac) meisterhaft inszenierten.

Fazit: Alter Wein in neuen Schläuchen - aber sehr, sehr schmackhaft. Chris Isaak gelingt mit "First Comes The Night" eine Verbeugung vor dem frühen Rock ´n´ Roll, Rockabilly und Country.

Label: Vanguard / Rhino (Warner) VÖ: 19. Februar 2016
01 First Comes The Night
02 Please Don't Call
03 Perfect Lover
04 Down In Flames
05 Reverie
06 Baby What You Want Me to Do
07 Kiss Me Like A Stranger
08 Dry Your Eyes
09 Don't Break My Heart
10 Running Down The Road
11 Insects
12 The Way Things Really Are
13 Some Days Are Harder Than The Rest
14 Keep Hanging On
15 Every Night I Miss You More
16 The Girl That Broke My Heart
17 Love The Way You Kiss Me
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