Wie der Name des Silberlings schon vermuten lässt, geht es (auch, aber nicht nur) um eines DER klassischen Motive der Country Music: Heimat in Form der amerikanischen Kleinstadt. So auch im Auftaktsong "Growing Up Around Here". Der Protagonist möchte als Jugendlicher nichts wie raus aus der Provinz, doch all die zurückgelegten Meilen führen ins Nichts, und er entdeckt Stolz und Liebe für seine ländlichen Wurzeln. Gewohnt kernig und bodenständig geht Hoge die musikalische Umsetzung dieser Thematik an. Satte Akkorde, wohl temperierte Melodien, dazu die farbenreiche Stimme des Künstlers - das ist absolut stimmig! Mit "They Don't Make 'Em Like They Used To" folgt sogleich eine regelrechte Country-Rockhymne, die mit reichlich Kraft und Emotionen ausgestattet voll ins Schwarze trifft.
Überhaupt verdeutlicht "Small Town Dreams" schon auf den ersten Metern, dass Hoge als Songwriter die Messlatte immer höher legt. Denn auch der dritte Titel "Better Than You" ist ein echter Hörgenuss, von der druckvollen Strophe bis hin zum mitreißenden Refrain. Unbedingt reinhören! Bei aller Spielfreude ist es kein Geheimnis, dass Hoge durchaus auch manchmal die sanften Klänge genießt, und so kommt das ruhige "Little Bitty Dreams" wenig überraschend. Es geht um Träume, um Liebe, um Glück und um Verzicht. Themen, die der 42-jährige glaubhaft und mit viel Seele präsentiert. "Just Up The Road" ist ein weiterer Song der gemächlichen Gangart, der mit seiner Klavierbegleitung einen weiteren Glanzpunkt setzt. Auch "The Last Thing I Needed" schlägt ernste und verhaltene Töne an, kommt mit seiner souligen Inszenierung jedoch ein wenig gewöhnungsbedürftig daher.
Hauptsächlich setzt Hoge weiter auf die flottere Schiene, und schindet damit mächtig Eindruck. Da wäre zum Beispiel "Guitar or a Gun", das sich nachhaltig in den Vordergrund rockt, und das griffige "All I Want Is Us Tonight" steht ihm in nichts nach. "Desperate Times" geht ebenfalls ins Ohr, kann sich aber mit den genannten Vorgängern nicht ganz messen. Doch eine rasante Perle hat Hoge noch im Köcher, und die präsentiert er ganz zum Schluss. Schon der erste Refrain von "Til I Do Again" reißt einen förmlich aus dem Sessel, und man wird mit einem waschechten Gassenhauer verabschiedet.
Bleibt noch ein Song zu besprechen, der definitiv nicht zu Unrecht als Vorabsingle des Albums auserkoren wurde. "Middle of America" ist eine patriotische, aber nicht pathetische Lobpreisung des einfachen Lebens im Herzen der USA, eine Ode an das amerikanische Selbstverständnis. Im Stile von John Mellencamps "Our Country" landet Hoge hier einen Volltreffer. Schon sehr verwunderlich, dass er mit diesem Song (und mit seiner Musik im Allgemeinen) nicht mehr Beachtung bei den Radiostationen fand (und findet).
Fazit: Will Hoge ist schon lange im Geschäft, doch selten hat er so unverschämt gut geklungen wie auf "Small Town Dreams". Ein Muss für all jene, die gutes Songwriting und ehrliche, handgemachte Musik zu schätzen wissen.
Label: Cumberland (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 7. April 2015 |
Titelliste
01 | Growing Up Around Here | 07 | All I Want Is Us Tonight |
02 | They Don't Make 'Em Like They Used To | 08 | Just Up The Road |
03 | Better Than You | 09 | Desperate Times |
04 | Little Bitty Deams | 10 | The Last Thing I Needed |
05 | Guitar Or A Gun | 11 | Til I Do It Again |
06 | Middle of America |