The High Line Riders - Bumping Into Nothing

CD Cover: The High Line Riders - Bumping Into Nothing

Nur bei eingefleischten Musik-Nerds wird’s bei dem Namen "The High Line Riders" klingeln. Dann aber vielleicht in den höchsten Tönen. Denn die New Yorker Formation um Mastermind Ed Pettersen hat nur ein einziges Album vorgelegt ("Somewhere South of Here") - doch der 1997 erschienene Silberling erntete brillante Kritiken.

Nun - lang ist's her. Besagter Ed Pettersen hat seitdem in vielen Teichen gefischt, er war in Bands und als Solo-Künstler unterwegs, er war in Folk-, Pop- , Rock- und sogar Electro-Projecten involviert und es gelang ihm dabei immer wieder ein kleiner Geniestreich. Dennoch: Der Mann ist ein Suchender. Aber womöglich einer, der mit seiner Mitte der 90er Jahre gegründeten, schon bald wieder aufgelösten und jetzt reformierten Band vielleicht sein musikalisches Glück gefunden hat. Fest steht jedenfalls, dass die hier 13 von ihm selbst produzierten Tracks eine packende, begeisternde Atmosphäre verströmen, von der man sich nur zu gerne anstecken lässt.

Dass Petterson und seine Mitstreiter - Pete Abbott: Drums, Gary Goodlow: Gitarre, David Santos: Bass, Mike Brenner: Steel Guitar - gewillt sind, es ordentlich krachen zu lassen, verrät schon das Cover. Klappt man es auf, zeigt sich ein Schwarz-Weiß-Foto von einem Effektboard: Verzerrer, Equalizer, Harmonizer, Wah-Wah-Pedal und so weiter. Diese, im Fachjargon nicht gerade politisch korrekt, als "Tretminen" bezeichneten Klangexperten, benötigen keine Folkies, Softies und Weichspüler. Es ist: Equipment für Rocker und Radaubrüder.

Dabei sind The High Line Riders natürlich alles andere als Metallica oder Motörhead. Die Band hat sich vielmehr einem strammen, ganz auf robuste Gitarrenakkorde und einen knochentrockenen Beat zugeschnittenen Folk-Rock verschrieben. Ihre angenehmen, nicht selten im Country fußenden Harmonien bilden dabei die Erdung; solistische Ausflüge sorgen für Glanzlichter. Wer sich eine Vorstellung aus einer Kreuzung aus Neil Young, Steve Earle und den Drive-By Truckers vorstellen kann, bekommt eine Ahnung von dem Sound der New Yorker.

Wie hoch das Ansehen von Ed Pettersen in der Americana-Gemeinde ist, belegt auch die stattliche Anzahl der beteiligten Gäste. Schon bei dem über viereinhalbminütigen Opener "Every Time It Rains" hat der New Yorker Singer/Songwriter Freedy Johnston seine Finger im blues-rockigen Spiel. Starker Auftakt!

Bei dem anschließenden "Cold Comfort" präsentiert die Band einen Vintage-Country-Rocker - und zwei weitere Gäste: die norwegischen Singer/Songwriter Henning Kvitnes und Ida Jenshus. Gemeinsam gelingt ihnen eine melancholische Ode an die Bequemlichkeit. Da spricht viel Weisheit, viel Lebenserfahrung mit. Letztere geht The Farewell Drifters, den dritten Gästen der CD, natürlich noch ab. Die Jungspunde gelten mit ihrem gleichermaßen dynamischen wie traditionellen Sound aber als große Hoffnung im Americana. Dass ihnen aber auch die Lederjacke gut steht, belegen sie bei dem simplen, aber beherzten Rocker "Janey".

Doch die Band kommt natürlich auch exzellent ohne Verstärkung aus. Das belegen sie erstmals beim Titeltrack: ein schnörkelloser, kräftiger Folk-Rocker mit dicht gewebtem Soundteppich. Old-fashioned, aber auch zeitlos. Was ohnehin für die meisten Songs des New Yorker Ensembles gilt. Mancher Titel klingt dennoch schlichtweg aus der Zeit gefallen. Zum Beispiel das harmonisch recht einfallslose "Holding Pattern".

Größtes Manko der CD ist aber – sorry! – der nicht gerade variationsreiche und nicht immer intonationssichere Gesang vom Scheffe, von Ed Pettersen. Der Mann singt freilich nicht schlecht, er hat auch genügend Power. Aber er muss sich bei seinem Vortrag schon sehr bemühen. So klingen die Vocals nicht nur bei dem fetzigen Folk-Rocker "Hard On Me (Out Of Innocence)" leider nicht lässig und locker, sondern gewollt und angestrengt. Dass er gelegentlich etwas daneben liegt: geschenkt. Aber mehr vokale Coolness, vielleicht muss man auch sagen: Charisma, würden aus dem guten Album ein sehr gutes machen.

Fazit: Nach 17 Jahren Abwesenheit gelingt den New Yorkern um Ed Pettersen ein starkes Comeback.

Label: Blues Rose (edel) VÖ: 17. April 2015

  • Titelliste

01 Every Time It Rains 08 You Can't Get There From Here
02 Cold Comfort 09 I Don't Think About When You Were Mine
03 Janey 10 Small Town In My Mind
04 Bumping Into Nothing 11 I'm Where You Were
05 Holding Pattern 12 Hard On Me (Out of Innocence)
06 I Hope You're Happy Now 13 Cold Comfort (Alternative Mix)
07 Jason Molina's Blues    

vgw
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