Immer wieder spricht der sympathische Texaner zwischen seinen Songs über die Kiezgestalten und den SM-Club unter seinem Hotelzimmer, nimmt einen tiefen Schluck Flensburger Pilsener und schaut auf die Neonreklamen vor dem Clubfenster. Mit seinen Anekdoten gewinnt er die Herzen der Hamburger im Vorbeigehen. Und mit seinen Songs sowieso. Culwell - nur mit Akustikgitarre und seiner Stimme angereist - spielt fast alle Songs seines neuen Albums "Flatlands", darunter "Won't Come Home" und "Never Gonna Cry". Besonders gut kommt auch der Titelsong zum neuen Album an, auf dem Culwell stark an den Springsteen zur Nebraska-Zeit erinnert. Als Culwell sein Set nach knapp 40 Minuten mit "I Think I'll Be Their God" beendet, hat die Reeperbahn ihren ersten Montagabend-Höhepunkt erlebt.
Will Hoge spielt in einer eigenen Liga
Um Punkt 20:40 Uhr betritt dann Will Hoge die kleine Bühne des Clubs Kukuun. Auch er ist alleine gekommen, ohne Begleitmusiker. Es ist ein historischer Moment - immerhin ist es das erste Deutschland-Konzert des inzwischen 43-jährigen. Los geht es mit "Too Old to Die Young" - einer melancholischen Meditation über die Schmerzen des Älterwerdens vom Album "No 7". Hoges Gitarrenspiel ist filigran, seine Stimme kraftvoll und jederzeit in der Liga, Knie zu erweichen. Hoge spielt in den nächsten rund zwei Stunden Songs aus allen Phasen seiner Karriere, reiht Highlight an Highlight. Weiter geht es mit "Growing Up Around Here" vom neuen Album "Smalltown Dreams" und dem starken "Still a Southern Man".
Als sei es das letzte Mal
Der intime Rahmen und die reduzierte Instrumentierung geben den Songs von Will Hoge an diesem Abend eine Extraportion Intensität. Bei "Too late too soon" wechselt Will Hoge ans Piano und das Publikum im Saal singt andächtig mit. Stark sind auch "Home is where the heart breaks", "Washed By The Water", "Strong" und "Better Off Now". Country, Rock, Blues, Soul: Hoge schert sich nicht um Etiketten. Für ihn zählt nur der Song, die Story, das echte Gefühl.
Neonlicht und entflammte Herzen
Doch es sind nicht nur die Songs, die das Publikum durchgehend fesseln. Will Hoge hat eine Präsenz, die den Raum mühelos bis in die letzte Reihe füllt. Der mit schwarzem Hemd und schwarzem Sakko gewohnt klassisch gekleidete Charmeur singt meist mit geschlossenen Augen, er taucht tief in seine Liederwelt ein und spielt, als sei es hier und heute das letzte Mal. Dass er nicht nur die ruhigen Töne beherrscht, zeigt "Pocketful of Change", für das er die E-Gitarre einstöpselt und andeutet, wie sehr er rocken kann. Nach etwas mehr als zwei Stunden und nicht weniger als 23 Songs entlässt Will Hoge ein begeistertes Hamburger Publikum in die Nacht. Und während drinnen die Beleuchtung schummriger wird, leuchten draußen hell die Neonlichter. Will Hoge hat heute viele Herzen entflammt.
Will Hoge wird noch Konzerte in Frankfurt am Main und Köln spielen. Mehr dazu im Terminkalender.