Nun ja, die Äpfel fielen nicht weit vom Stamm. Will sagen: Auch bei ihren Kindern gehörte das Musik-Talent fest zur DNA. Das gilt für die Söhne Teddy und Jack, für Tochter Kami (und auch deren Ehemann James Walbourne) und auch für den Benjamin, für Enkel Zak Hobbs. Letztendlich war es Feuilleton-Liebling Teddy Thompson, der diese außergewöhnlich harmonische Familienzusammenführung initiierte. Sein Plan: Jedes Mitglied steuert zwei Songs bei - und dann mal schauen, was passiert.
Guter Plan! Denn das Album spannt so weite musikalische Bögen. Auch wenn die Basis der ruhige Folk ist, hat man manchmal das Gefühl, eine Compilation verschiedener Acts zu hören. Was "Family" ja letztendlich auch irgendwie ist. Man nehme nur den betörend ruhigen, von Teddy Thompson geschriebenen und gesungenen Opener und Titeltrack. Zur Seite stehen ihm bei der schüchtern schimmernden Akustik-Perle Zak (Gitarre) und Linda (Vocals). Folk geht kaum schöner.
Clan-Chef Richard Thompson mag es da schon etwas rustikaler, wie er mit dem nachfolgenden "One Life At A Time" beweist. Der natürlich von ihm geschriebene und intonierte Song hat alles, was guten, was erstklassigen Folk-Rock ausmacht: herrliche Melodien, entspannte Rhythmen, lässiges Arrangement und Texte, denen man gerne genauer zuhört. Zweiter Song, zweiter Treffer.
Und so geht's weiter. Mit "Careful" ist Kami an der Reihe. Gemeinsam mit Gatte James Walbourne legt sie noch eine Schippe Rock drauf, die ganze Familie mischt und singt mit. Das Ergebnis ist ein Track, der mit seinen einschmeichelnden Melodien und Harmony-Vocals an die besten Zeiten von Fleetwood Mac erinnert. Ein Track, der sich bei jeder Adult-Radiostation üppige Airplay-Zeiten verdienen würde.
Mit "Bonny Boys" tritt Mutti Linda gleich wieder auf die Bremse und präsentiert - gemeinsam mit Teddy (Vocals) und Zak (Akustik-Gitarre) - ein ruhiges, schönes, introvertiertes Folk-Rührstück. Nichts fürs Radio, aber fürs Herz. In ähnlich verhaltenen Gefilden hat Zak das nachfolgende "Root So Bitter" angelegt: Vocals, ein bisschen Orgel von Teddy, Richard bedient das Hurdy Gurdy, eine Art Kreuzung aus Fiddle und Zither.
Wie weit der musikalische Kosmos der Thompson-Family reicht, wird auch bei "At The Feet of The Emperor" klar. Vor allem hier. Jack hat sich diesen fünfeinhalb Minuten langen Esoterik-Instrumental-Trip ausgedacht. Nur er am Bass, Richard an Akustik- und E-Gitarre. Dieses Vater-Sohn-Duo rührt hier einen spacigen Soundcocktail an, der - bei genauerem Hinhören - einige interessante Details zu bieten hat. Dennoch bleibt der Beitrag in seiner sessionartigen, unterkühlten Verschrobenheit das schwarze Schaf dieser zehn Familienlieder.
Für den starken Ausklang sorgen die hemdärmelige, moderat rockende Richard-Thompson-Komposition "That’s Enough" und das wunderbar verträumte "I Long For Lonely", präsentiert von Kami und ihrem Gatten James Walbourne.
Eine begleitende "Behind the scenes"-DVD erzählt die Entstehung der CD aus den Perspektiven der verschiedenen Protagonisten. Auch hier spürt man, wie eng verwoben diese Familienbande ist.
Fazit: Richard Thompson hat den Musiker-Clan für diese etwas andere Familienaufstellung zusammen gebracht. Das Ergebnis ist subtiler, intimer Folk und Folk-Rock.
Label: Sparrow (Universal) | VÖ: 31. Oktober 2014 |
Titelliste CD
Titelliste DVD
Video-Interview
01 | Family | 06 | At The Feet of the Emperor |
02 | One Life At A Time | 07 | Right |
03 | Careful | 08 | Perhaps We Can Sleep |
04 | Bonny Boys | 09 | That's Enough |
05 | Root So Bitter | 10 | I Long For Lonely |
01 | Making of "Family" |