Eines kann man Teddy Thompson auf keinen Fall nachsagen: langweilig zu sein. Mit seinen Alben sorgt der Sohn der britischen Folk-Legenden Richard und Linda Thompson für reichlich Abwechslung in seinem Gesamtwerk. Während seine ersten beiden Veröffentlichungen Sammlungen voller stimmungsvoller und melancholischer Indie-Pop-Songs mit einem Schuss Folk waren, widmete er sich auf seinem dritten Studioalbum "Upfront & Down Low" der Interpretation traditioneller Country-Klassiker. Auf seiner aktuellen CD gibt sich der mittlerweile 32-Jährige nun unerwartet fröhlich. Auch wenn die ebenso intelligenten wie humorvollen Songs des in London geborenen Sängers und Songschreibers meist um ernste Themen wie die Suche nach Liebe, Verlust und das Treffen falscher Entscheidungen kreisen, sind die Titel mit ihren eingängigen Beats zum größten Teil tanzbar.
Einen nicht geringen Anteil daran haben die manchmal luftigen, manchmal verwegenen Arrangements von Produzent Marius de Vries (Massive Attack, David Gray, Björk, Madonna, Rufus Wainwright). Von Verkehrsgeräuschen über Vogelgezwitscher bis hin zu klassischem Piano, Blechbläsern und Folk Gitarren - es gibt fast nichts, was er nicht zu atmosphärischen und stimmungsvollen Arrangements verarbeitete. Dennoch steht bei den elf Albumtiteln und dem Bonustrack Thompsons angenehme Stimme stets im Vordergrund. Herausgekommen ist ein ebenso feinsinniges wie ironisches Album voller Charme und Humor. Ein überzeugender und bisweilen eigenwilliger Mix aus Folk, Pop, Country und Rock. Thompson versteht es, Stimmungen in einfachen, aber eindringlichen Sätzen einzufangen und in wunderschöne, manchmal überraschende Melodien einzubetten.
Mit einem fröhlich-leichten Rhythmus eröffnet der Song "The Things I Do" das Album. Der ernsthafte Inhalt des Titels wird durch Folk-Einschläge und fröhliche Backing Vocals parodiert und erweckt den Eindruck, als würde Thompson sich selbst nicht ganz ernst nehmen. Noch ironischer ist der Folgesong "What's This?!!": Verspielte und energische Melodien, witzige Lyrics und kratzige Gitarren wechseln sich mit einem brav gespielten Piano ab. Der abgehackte Gesang und Rhythmus verleihen der Nummer eine coole Note - ganz anders als bei dem Folgesong "In My Arms". Trotz klatschenden Beats fällt der Titel melodiöser, aber keinesfalls ruhig aus. Genauso wie auf das eingängige und zarte "Where to Go From Here" kann darauf getanzt werden, so dominant sind die Schlagzeugbeats. Nachdenklicher fällt der Song "Don't Know What I Was Thinking" mit leichtem Country-Anstrich aus, bevor es mit Diexieland-Klängen in "Can't Sing Straight" wieder etwas flotter - und schön schräg - wird. In cooler Elvis-Manier gesungen und mit eigenwilliger Bläser-Sektion steht der Song in starkem Gegensatz zu dem sehr sanften und melancholischen "Slippery Slope (Easier)": eine richtige Gänsehaut-Ballade, die Thompsons musikalische Bandbreite auf besondere Weise veranschaulicht. Denn schon beim nächsten Song, Jonathan's Book", geht wieder der Schelm mit ihm durch. Die ersten Takte des Titels erinnern an die Hitchcock-Melodie des Komponisten Bernard Hermann. Puren Rock 'n' Roll dagegen liefert der Wahl-New-Yorker mit dem flotten 50er-Jahre-Shuffle-Song "One of These Days" - komplett mit exaltiertem Piano-Geklimper und Background-Gekreische: Ein lockerer Song, lässig vorgetragen und mit einem humorvollen Unterton. Mit der provokativen Ballade "Turning the Gun on Myself" dagegen holt Thompson den Zuhörer wieder in die Gegenwart zurück. Trotz des bedrückenden Inhalts wird der Song zunehmend heiterer und findet seinen Höhepunkt im unbekümmerten Pfeifen von Marius de Vries. Mit dem rasanten Titelsong "A Piece of What You Need" endet das Album offiziell. Obwohl die Titellänge auf dem Cover mit 18:36 Minuten angegeben ist, dauert der Song nur etwa fünf Minuten. Wer weitere zehn Minuten Geduld hat, wird mit einem Bonus Track - einem Cover des Songs "The Price of Love" der Everly Brothers belohnt. Langeweile ist auf diesem Album ein Fremdwort, Abwechslung die Devise.
Fazit: Ein facettenreiches Album voller Ironie und Charme, das mit einer ausgewogenen Mischung aus Fröhlichkeit und Wehmut nicht nur Fans zufrieden stellen wird. Eine tüchtige Prise Eigensinn macht "A Piece of What You Need" zu einer durch und durch hörenswerten Platte.
Label: Verve Forecast (Universal) |
VÖ: 23. Januar 2009 |
01 |
The Things I Do |
07 |
Slippery Slope |
02 |
What's This?! |
08 |
Jonathan's Book |
03 |
In My Arms |
09 |
One of These Days |
04 |
Where to Go from Here |
10 |
Turning the Gun on Myself |
05 |
Don't Know What I Was Thinking |
11 |
A Piece of What You Need |
06 |
Can't Sing Straight |
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