Auf seinem neuen Silberling stellt Lee Brice einmal mehr unter Beweis, was ihn über die Jahre ausgezeichnet hat: gekonnt inszenierte, unter die Haut gehende Melodien und ein bunter Strauß an Emotionen. Der Titeltrack "I Don't Dance", der das Album eröffnet, ist gleich so ein Beispiel. Ein satter Bass stampft wie eine Lokomotive, eine seichte Melodie setzt ein, und die markante Strophe ebnet den Weg für einen pompösen Refrain. Eine Powerballade, wie sie im Buche steht. Aber auch für gute Laune und Leichtigkeit ist Brice zu haben, wie "No Better Than This" umgehend beweist. Aber trotz betonter Lässigkeit ist die Nummer irgendwie etwas schwach auf der Brust und hinterlässt keinen wirklich bleibenden Eindruck. "Show You Off Tonight" macht es da schon deutlich besser. Der Midtempo-Song besticht erneut durch fein herausgearbeitete Melodien, die wie eine Klette im Ohr hängen bleiben. Die leicht rauchige, angenehme Stimme des Mannes aus South Carolina tut ihr Übriges. Einen ersten Ausflug in die Welt des Pop unternimmt Brice dann mit "Always the One", das mit seinen synthetischen Bässen klar zeigt, dass Genregrenzen für ihn kein Hindernis darstellen. Dies zeigt sich noch deutlicher beim folgenden "Good Man", in dem Brice auch vor Rap-Einlagen nicht zurückschreckt. Eine unterhaltsame Exkursion, mehr aber auch nicht.
Abwechslungsreiche Hits
Unkonventionell und poppig geht es dann auch mit "Drinking Class" weiter. Hymnisch zelebriert Brice seine Zugehörigkeit zur hart arbeitenden Mittelklasse, die sich am Freitag gerne mal den einen oder anderen Drink genehmigt. Fast schon hypnotisch wirkt es, wie Brice im Hintergrund die Melodie mitbrummt, die ein Klavier und ein dröhnender Bass vorgeben. Erinnert irgendwie an Mönchsgesang und gibt dem Lied eine markante Eigennote. Nach so viel Experimentierfreude ist es aber mal wieder Zeit für etwas Bodenständiges, und das druckvolle und eingängige "That Don't Sound Like You" passt da voll ins Profil. Stark! Mit "Girls in Bikinis" gibt es dann noch einmal einen Sommer Song auf die Ohren, der mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist und wirklich Spaß macht.
Gefühlt hat man zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Menge gehört, doch auf der mit 16 Songs bestückten Deluxe Version von "I Don't Dance" ist jetzt gerade einmal Halbzeit. Doch große Überraschungen gibt es nicht mehr. Brice hält am bewährten Konzept fest und gibt sich mal laut und dynamisch ("Sirens"), mal ruhig und verletzlich ("Hard to Figure Out", "Panama City"). Unbedingt anhören sollte man sich "My Carolina", in dem mal ohne Schnörkel das volle Brett ausgepackt wird. Auch "Closer" ist eine richtig groovige Nummer, und das spärlich begleitete "Whiskey Used to Burn" bildet nach einer Stunde einen tollen Abschluss.
Fazit: Auch auf seinem dritten Album zeigt Lee Brice, dass er als Songwriter viele Facetten zu bieten hat und sich so leicht in keine Schublade stecken lässt. "I Don't Dance" hat trotz kleinerer Durchhängephasen eine ganze Menge unterhaltsamer und abwechslungsreicher Hits zu bieten, von denen der eine oder andere sicher den Weg in die Charts finden wird.
Label: Curb (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 9. September 2014 |
01 | I Don't Dance |
02 | No Better Than This |
03 | Show You Off Tonight |
04 | Always The Only One |
05 | Good Man |
06 | Drinking Class |
07 | That Don¹t Sound Like You |
08 | Girls In Bikinis |
09 | Sirens |
10 | Somebody's Been Drinking |
11 | Hard to Figure Out (The Airport Song) |
12 | My Carolina |
13 | Panama City |