Mit "Kommst du damit klar?" bringt das stimmgewaltige Schwestern-Trio nun ihr zweites Album auf den Markt. Wie schon bei ihrem Debütalbum "Zarte Bande" waren Christoph Leis-Bendorff, Rudi Müssig und Frank Ramond für Musik, Texte und Produktion verantwortlich. Das Resultat? 13 poppige Songs mit amüsanten Texten, die gute Laune machen - aber leider kaum mit Country in Verbindung zu bringen sind. Nur wenige Merkmale - beispielsweise eine Mandoline in der Begleitung, die aber vom Elektro-Pop fast komplett überlagert wird - zeigen in diese Richtung.
Mit dem Titeltrack machen Schwesterherz schon gleich klar, was man auf dem Album erwarten kann: ein beat-lastiger Schlager-Pop-Song im Up-Tempo, in dem die drei jungen Damen ihren emanzipiert-feministischen Standpunkt beziehen. Sie beschreiben im Text die typische junge, starke Frau von Heute und fragen herausfordernd: "Kommst du damit klar?" Womit der Hörer auf jeden Fall klar kommt, ist der charakteristische dreistimmige Gesang, der die Musik des attraktiven Dreigespanns ausmacht. Damit knüpfen sie an große Vorbilder – wie Wilson Phillips oder The Corrs – an, stecken das Ganze aber in eine modern-poppig-flotte Verpackung. Dabei ist die deutsche Sprache im durchweg englisch-lastigen Genre sehr erfrischend.
Auch die Texte der folgenden Songs – Frank Ramond ist auch für Stars wie Roger Cicero und Annett Louisan tätig – sind auf die selbstbewussten jungen Frauen abgestimmt. Damit bieten sie sozusagen ein weibliches Pendant zu so manchem männlichen Macho-Sänger, den man in der Country-Szene doch zuweilen antreffen kann. In "Wenn ich du wär" rechnen sie mit der Männerwelt und deren alltäglichen Vorwürfen ab. Mit Selbstironie zählen sie – abwechselnd singend – in "So was würden Männer niemals denken" typische Frauen-Gedanken auf. In "Den kriegen wir schon hin" wollen sie einen Mann regelrecht ummodeln. Sehr selbstbewusst treten sie auch in "Hallo?!" auf: denn sie lassen sich von keinem billigen Anmach-Spruch rumkriegen. Dieser lustig-amüsante Text – mit auflockernden Zwischenrufen "Hallo?!" – ist musikalisch in einen Blues-Country gepackt, ist damit aber auch der einzige Song dieses Genres.
Doch bei all diesem selbstbewussten Feminismus kommen auch die Gefühle nicht zu kurz. So finden sich einige Liebeslieder auf dem Silberling, wie zum Beispiel "Sie sind nichts gegen dich", "Nur eine von vielen" oder "Mit dir gehen sie dahin" – alle jedoch musikalisch im gewohnt flotten Pop-Tempo. Nur "Weil ich mehr von dir will" ist auch musikalisch – mit Klavier- und Streicheruntermalung – eine echte Ballade. Durch die reduziertere Instrumentierung kommt auch endlich der mehrstimmige Gesang viel mehr zur Geltung. Und mit ihm auch die Emotionen. Dieses Phänomen findet man auch in "Email für dich": Der Schwerpunkt auf den akustischen Instrumenten macht das Lied leichter, beschwingter und Liedermacher-mäßiger. Hinzu kommt ein humoristischer Text mit voyeuristischer Note: Die Sängerin beginnt für den Absender einer Email zu schwärmen, die gar nicht für sie bestimmt war.
Fazit: Schöner mehrstimmiger Frauen-Gesang mit amüsanten Texten in deutscher Sprache. Jedoch mehr Schlager und Pop und leider nur sehr wenig Country.
Label: Ariola (Sony) | VÖ: 8. Mai 2009 |
Titelliste
Links
01 | Kommst Du damit klar? | 08 | Hallo?! |
02 | Sie sind nichts gegen Dich? | 09 | Das wär mein Kuss gewesen |
03 | Nur eine von vielen | 10 | Wenn ich du wär |
04 | Email für Dich | 11 | Was ist das für'n Arsch |
05 | Du bist mein Lieblingsplatz | 12 | So was würden Männer niemals denken |
06 | Mit dir geh'n sie dahin | 13 | Den kriegen wir schon hin |
07 | Weil ich mehr von Dir will |