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Beginnen wir mit einem mittlerweile ziemlich großen Namen: The BossHoss. Die siebenköpfige Combo um Alec "Boss" Völkel und Sascha "Hoss" Vollmer unterzeichnete bereits 2004 ihren Plattenvertrag beim Major Label Island Records / UniversalMusic und mischt inzwischen längst in der ersten Liga mit. Das aktuelle fünfte Album, "Liberty of Action", landete auf Platz vier in den Charts und für die im März startende Deutschland-Tour (plus Abstecher nach Wien und Zürich) sind Hallen der Größenordnung von bis zu 15.000 Zuschauern gebucht. Kurzum: The BossHoss sind schwer auf Erfolgskurs. Nicht zuletzt, weil die beiden Unterhemden-Stetson-Freaks auch zur Jury von "The Voice Of Germany" gehören und damit klasse PR in eigener Sache machen können. Dass sich die Band allerdings von Album zu Album weiter vom Country entfernt um auf Pop und Rock einzuschwenken, ist wohl der Preis für die neue Popularität. Über den Style der Band meint Boss: "Wir haben unseren eigenen Stil gefunden. Unsere Musik ist mittlerweile mehr Rock 'n' Roll als Country."
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Stiltreuer sind da schon Texas Lightning. Wobei: Gibt es die Band eigentlich noch? Vor fünf Jahren haben die norddeutschen Cowboys um Olli Dittrich und Jane Comerford Deutschland noch achtbar beim Eurovision Songcontest vertreten. Ihr Beitrag "No No Never" zählt heute zur Grundausstattung eines jeden Mainsteam-Radiosenders. Nach etlichen Umbesetzungen könnte der gut gelaunte Track allerdings auch so etwas wie das Vermächtnis der Band sein. Die Website der Formation wurde seit Juni 2010 nicht mehr aktualisiert. In 2011 gab die Combo immerhin noch ein paar Konzerte. Dass Texas Lightning jetzt so sang- und klanglos die Bühnenbretter verlassen, möchte man aber nicht so recht glauben. Immerhin war Olli Dittrich immer von den Qualitäten der Formation überzeugt: "Offensichtlich gelingt es uns, Leute zu erobern, mit etwas, von dem sie geglaubt haben, das es sie eigentlich nicht interessiert und das sich irgendwie in einem unberechtigten Klischee aufgehalten hat. Wie oft wurde mir schon nach Auftritten gesagt: 'Eigentlich steh ich ja gar nicht auf Country, aber ...'" Auf derartige Botschafter des Country-Sounds kann Deutschland eigentlich kaum verzichten.
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Einen beachtlichen Start legte auch die blonde, kesse Meg Pfeiffer mit ihrem Debüt "Bullrider" hin. Die CD erschien immerhin bei Platten-Riese Sony Music und hielt mit einer countryfizierten Coverversion des Lady-Gaga-Hits "Pokerface" auch so manch originelle Note parat. Eine Kombi, die Meg Pfeiffer öfters im Fernsehen auftauchen ließ: neben dem braven "ZDF Fernsehgarten" durfte sie auch bei "Popstars" auf ProSieben ihre Talente ausstellen. Wer mehr über die pfiffige Pfeiffer erfahren möchte, sollte ihre Facebook-Seite besuchen. Hier erfährt der geneigte User, dass sie im abgelaufenen Jahr ordentlich am Touren war und dass sie gerade fleißig am zweiten Album bastelt. Allerdings steht sie nicht mehr bei Sony Music unter Vertrag - ganz stillschweigend trennte man sich. Zurzeit verhandelt man mit anderen Plattenlabeln, darunter auch der Major Universal Music.
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Keine Frage, Mark Bender ist ein Vollblutmusiker. Als Sänger, Textdichter, Komponist, Produzent und Songschreiber ist er fit in allen Bereichen. Und auch Stilrichtungen. Obwohl der Oberpfälzer bereits 1999 mit dem texanischen "American Horizon Award" ausgezeichnet wurde - als einziger deutschsprachig singender Künstler - ist Mark Bender auch immer wieder im Schlager und volkstümlichen Bereich erfolgreich. Wen wundert es? Der Mann muss schließlich von etwas leben. In 2006 wird Bender auf Rang 15 der erfolgreichsten deutschen Textdichter gelistet. Ein Jahr vorher wird er im österreichischen Wieselburg für den European Country Award nominiert. Alles schon eine Weile her. Seine jüngste Produktion heißt "Guten Abend, Gute Nacht" und hält- richtig!- eine Kollektion von Schlafliedern parat. Wie gesagt: Der Mann kennt keine Berührungsängste.
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Also in Punkto Optik und Süß-in-die-Kamera-Lächeln können es die drei von Schwesternherz durchaus mit den Dixie Chicks aufnehmen. Und musikalisch? Na ja... Da liegt schon mehr dazwischen, als die Paar Tausend Kilometer zwischen der Schwesternherz-Heimat Bad Muskau in der Oberlausitz und Nashville, Tennessee. Wer mal bei YouTube ein paar Live-Videos guckt, sieht drei adrette, putzige Mädels, die trotz langer Erfahrung recht unbeholfen auf der Bühne herumstaksen und hörbar Mängel in der Intonation aufweisen. Für textliche Raffinessen und harmonische Winkelzüge steht Carina, Anja und Maria allerdings kein Geringerer als Frank Ramond (Roger Cicero, Annett Louisan) zur Seite. Während sie bei ihrem Debüt "Zarte Bande" (2007) noch an Wilson Phillips und - ganz sachte - an die Dixie Chicks erinnerten, ging es mit der Nachfolger CD "Kommst Du damit klar?" (2009) verstärkt in seichtere Schlager-Gefilde. Anfang 2012 soll nun das nächste Album erscheinen - als einziger Live-Termin ist, laut Website, der 8.6. eingetragen: beim "25 Jahre Zillertaler Haderlumpen Open Air". Das sagt eigentlich alles über die musikalische Orientierung der Drei aus...
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Auch Franziska Katzmarek hat den Cowboyhut an den Nagel gehängt. 2006 ging die Sängerin aus Sachsen-Anhalt als - neckisch! - "Franzie" an den Start. Süße 13 Jahre alt war sie zu diesem Zeitpunkt. Und der Stetson, den ihr damals Produzent Bernd Jost (Linda Feller, Jonny Hill) überstülpte, war ihr in allen Belangen mehrere Nummern zu groß. Der Kritiker von CountryMusicNews.de war von dem Retorten-Ergebnis nicht sonderlich angetan und spendierte dem drolligen Sing-Kind einen einzigen Mitleids-Punkt. Der Versuch, eine neue Schlager-Country-Nicki zu etablieren ist also gescheitert - die Karriere von Franziska Katzmarek jedoch nicht. Als blondes Schlager-Mäuschen ist sie ganz ordentlich im Geschäft: im Fernsehen zeigt sie schon mal ihren sexy Po, auf Facebook hat sie immerhin knapp 5.500 Menschen zum "gefällt mir"-posten motiviert. Ihr letztes Album erschien 2011: "Herzklopfen" stürmte, wie es eigentlich nur ironisch auf Wikipedia heißen kann, von Null auf Platz 77 der deutschen Charts.
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Vielversprechend gingen 2009 die Teletunes an den Start. Als echte Rheinländer haben sie in Sachen gute Laune natürlich den Bogen raus. Aber auch, wenn es um solide Country-Songs geht. Mit ihrem 2009 erschienenen Debüt "Long Way Home" konnten die fünf Musiker um Songschreiber, Sänger und Gitarrist Jost Kemmerling jedenfalls unsere Kritikerin überzeugen: 4,5 Punkte spendierte sie dem Erstlingswerk und attestierte der Band dabei "Singer-Songwriter-Country mit eigener Note". Diesem gelungenem Auftakt sollte, so der Wunsch der Band, eine Produktion in Nashville folgen. Leider ist es, so wie es scheint, dazu bisher nicht gekommen. Dafür aber waren die Teletunes im abgelaufenen Jahr Stammgäste in den einschlägigen Live-Clubs. Angeblich wurde auch die zweite CD fertig gestellt. Man darf also gespannt sein...und sich auf eine weitere Country-Großtat der Band freuen.
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Keine schlechte Figur im Country-Outfit hat auch Annika Bruhns hingelegt. 2010 zog sich die 1966 geborene Blondine und genauso erfahrene wie erfolgreiche Musical-Sängerin Jeans und Holzfällerhemd über, um mit Songschreiber und Produzent Paul Glaser das Album "Annika" aufzunehmen. Sie präsentiert darauf eine stilistische Vielfalt, die von sprödem Singer-Songwriter-Folk über reinrassige Country-Tracks bis hin zum pathetischen Celine-Dion-Pop reicht. Stilistisch ist das natürlich nicht konsequent - und das muss einen auch nicht wundern. Die Dame hat ihre Stärken und Wurzeln eindeutig in anderen Gefilden geerdet. Auch wenn dieser Ausflug in Countryregionen nur ein einmaliger Tripp gewesen sein sollte - es war die Reise wert. Andererseits: wenn nicht einmal eine Könnerin wie Annika Bruhns ihr Publikum in diesem Genre findet, dann sieht es nicht allzu rosig für Country in Deutschland aus. Aber wem muss man das schon sagen...
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Ach ja, was macht eigentlich Dirk Daniels? Der smarte blonde Allrounder ist ein buchstäblich ausgezeichnetes Bühnentier (zwei Mal als "Entertainer des Jahres" gekürt) und ein talentierter Hans-Dampf in allen Unterhaltungsgassen. 2006 ließ er mit dem Album "Freiheit" in der Country-Gemeinde aufhorchen. Unser Kritiker attestierte der CD "deutsche Songs im Grenzbereich zwischen Pop, Schlager, Rock und Country ... präsentiert von einem glaubhaften und stimmstarken Sänger". 3,5 Sterne gab es immerhin für das Werk. Drei Jahre später startete er das Live-Projekt "One Night Of Eagles", eine- solides, gut gemachtes Eagles-Tribute-Show. Seine Bestimmung scheint er damit aber auch nicht gefunden zu haben. Ein Blick auf YouTube zeigt den Showman mal bei einer "Swing Night", mal in einem "Ibiza Swing"-Projekt. Und heute? Seine Website gibt dazu keine Auskunft, sie wird momentan überarbeitet.
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Im Sommer 2010 warfen drei gut aussehende Herren aus Berlin ihren Grill an: Christoph, Mitch und Marcel. Angeblich hatten sie an einem verregneten Tag die Idee, den alten Rudi Carrell-Gassenhauer "Wann wird's mal wieder richtig Sommer?" in ein Country-Kostüm zu stecken. Hat funktioniert. Und eine neue Band war geboren: BBQ. Das klingt stilecht und entsprach offenbar den kulinarischen Vorzügen des Trios. Doch noch nie hat eine CD, wie das Abum "Großstadt Cowboys", die Musikredaktion von CountryMusicNews.de so gespalten. So kam es zu einem bisher einmaligen Vorgang auf unserer Seite: Auf der selben Seite wurden zwei unterschiedliche CD Rezensionen veröffentlicht. Neben dem alten Carrell-Schinken haben sich BBQ auch noch über weitere Evergreens aus Rock und Pop munter hergemacht: "Durch den Monsun", "Haus am See", "Das geht ab" und so weiter. Abgerundet wurde das bestens bekannte Material durch neue, meist im Schlagerbereich geerdete Song, geschrieben von verschiedenen Autoren-Teams. All das klingt sehr nach Retorte und Reißbrett - und das war es wohl auch. Geholfen hat es wenig: Die Band ist mittlerweile Geschichte - trotz soliden Gesangs und professioneller Produktion. Marcel Brell ist inzwischen in anderen Gefilden unterwegs, so produziert er Songs für David Hasselhoff, Kristina Bach, Lafee und andere.
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In 2007 meldete sich der Bremer Ed Csupkay zu Wort: "Das Tier in mir" hieß das wuchtige Debüt des Herren mit der markanten Buddy Holy-Brille und ungarischen Wurzeln. In zehn deutschsprachigen Songs breitet der ehemalige Gitarrist der Psychobilly-Band "Rumble On The Beach", Hafenarbeiter und Kneipen-Rausschmeisser sein bewegtes Seelenleben aus. Die düsteren Innenansichten verpackte er in hemdsärmelige Blues-, Folk- und manchmal auch Country-Töne. Ein Gebräu, das - so unser Kritiker - "an die Nieren geht" und prima in den Herbst passe. Für eine Karriere hat das alles wohl nicht so recht gereicht. Seine Website jedenfalls listet als Tourdaten Termine aus dem Jahre 2007 auf. Damals ging er im Vorprogramm von Element Of Crime als Support-Act auf Konzertreise. Seitdem: nichts mehr Neues von Ed Csupkay.
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Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf den aktuellen Karriere-Stand von Fryman. Vor ziemlich genau einem Jahr (Januar 2011) erschien das von Truck Stop-Gitarrist Dirk Schlag produzierte und mit-komponierte Debüt-Album des Wolf-Maahn-Sidemans Erik Fryman: "Lebensspuren". Es hält 14 originelle Tracks parat, die mit Message, Sozial-Kritik und Phantasie keinesfalls geizen- im Gegensatz zu Country-Klänge. Die findet man hier, trotz Dirk Schlag, nur mit der Lupe. Der eingeschlagene Pop-Kurs führte dennoch nicht in mehrheitstaugliche Charts-Gefilde. Die Website von Erik Fryman ist jedenfalls ebenfalls im Umbau und verrät nur: "Erik Fryman- Stand-up, Songs & Stories..."