The Greencards - Fascination

CD-Cover: The Greencards - Fascination
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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
Userwertung

The Greencards sind ein Folk/Bluegrass-Trio bestehend aus der Aussie Sängerin und Bassistin Carol Young, dem ebenfalls australischen Saiten-Künstler Kym Warner und dem britischen Violonisten Eamon McLoughlin. Alle drei leben und arbeiten in Nashville. Warum? Aus Liebe zu Folk und Bluegrass. Schon in ihrer jeweiligen Heimat konnten sie Erfolge feiern: Carol als Solo-Künstlerin, Kym als vierfacher Sieger des Australian National Bluegrass Mandolin Championship und Eamon in der Countryband seines Vaters. Wie erfolgreich sie nun schon seit fünf Jahren als Trio ihrer Musik frönen, zeigen nicht nur Tourneen gemeinsam mit großen Namen wie Bob Dylan und Willie Nelson, sondern auch Auszeichnungen: 2006 gewannen The Greencards den Americana Music Award als "Emerging Artist of the Year" und letztes Jahr waren sie sogar für den Grammy als "Best Country Instrumental Performance" nominiert.

Mit "Fascination" präsentieren die technisch höchst versierten Musiker bereits ihr viertes Album, das erste unter Vertrag bei Sugar Hill. Produziert hat es kein Geringerer als Jay Joyce. Das passt alles zu den experimentell aufgeschlossenen Musikern, die sich ständig weiterentwickeln. Dass man vom Album nicht unbedingt konventionellen Old-School-Country erwarten muss, zeigt schon das dünne, kartonierte Cover: Ein Bild des Trios in lässiger Pose und Kleidung ist eingerahmt von schwarzen Linien - mit einigen roten und beigen Farbakzenten -, die wie Kindergemälde unbeholfen scheinen, oder allenfalls wie Telefonzettel-Gekritzel. Sehr ausgeflippt - macht aber neugierig auf den Inhalt der Verpackung.

Die eher unkonventionellen zwölf Songs stammen alle - bis auf einen - aus eigener Feder, unter Mithilfe von Jedd Hughes, Jake Stargel, Giles Reaves und Jay Joyce, die auch als Gastmusiker an den Aufnahmen beteiligt waren. Insgesamt lässt sich die Musik als Mischung zwischen Bluegrass, Folk und Pop beschreiben, wobei jedes einzelne Lied sehr individuell ist. Aber schon die Instrumentation mit zitternder Mandoline und schwelgerischer Geige zu honigsüßem Gesang ergibt einen puren, raffinierten Sound - ein wahres Markenzeichen. Dies zeigt sich direkt beim Opener und Titeltrack, der in seiner Mischung so neu und experimentell klingt, dass er gar nicht recht ins Ohr gehen will. Ein abgehackt klingender Teil mit Mandolin-Akkorden im Off-Beat wechselt sich ab mit melodiös-gebundenem Teil mit Violinen-Untermalung. Auf jeden Fall sehr interessant und auf eine ganz eigene Art schön. Ohne Übergang geht es weiter zum nächsten, Ohrwurm-fähigeren Song "Outskirts of Blue". Der zweistimmige Gesang lässt das Stück traditioneller, die Fiddle Folk-artiger erscheinen. Mandoline und Violine sind hier wie im Zwiegespräch.

"The Avenue" ist ein Beispiel für einen Song, der so mitreißend rockig-poppig daher kommt, dass er eigentlich Mainstream-Radio-tauglich wäre - wenn da die Instrumentation nicht wäre. Die Mandoline als Haupt-Harmonieträger gibt dem Ganzen seinen ganz besonderen Sound. Ähnlich "poppig" ist auch das einzige Cover auf dem Album: "Davey Jones". Im Original von Gordie Sampson gesungen (auf seinem "For the Few and Far Between" von 2008), zu Akustikgitarre und Akkordeon. The Greencards machen daraus Mandoline und Violine - der Song klingt ruhiger und akustischer.

Aber auch mit noch leiseren Tönen kennt sich das Trio aus; mehrere Balladen befinden sich auf dem Silberling, wie die Liebeshymne "Three Four Time". Sie baut auf einer Melodie auf, die an Lou Reeds "Walk on the Wilde Side" erinnert und stimmt durch seine Eindringlichkeit sehr nachdenklich. Auch bei der Folk-Ballade "Water in the Well" und dem zuckersüßen "Lover I Love the Best" singt Carol mit warmer Stimme. "Into the Blue" ist zwar auch sehr langsam, aber durch den gleich bleibenden Rhythmus und durch viele Anspielungen an Jazz und Blues klingt der Song wie ein Lament oder gar eine Halluzination.

Nicht dass irgendjemand an den instrumentalen Fähigkeiten der Musiker zweifeln würde, aber um diese noch einmal besonders hervor zu kehren, gibt es auch zwei Instrumentalstücke auf dem Album. "Little Siam" ist ein Wettstreit zwischen wild gewordener Mandoline und Violine - nach guter, alter Bluegrass-Manier. "The Drystal Merchant" ist dagegen ruhiger, fast schon gedankenvoll.

Fazit: Ein Kaleidoskop verschiedenster Farbtupfer, die zusammen ein Meisterwerk ergeben - recht modern mit traditionellen Einflüssen, akustisch mit leisen, feinen Tönen, ein Folk-Pop-Bluegrass-Gemisch der ganz besonderen Art.

Label: Sugar Hill (in Deutschland nicht veröffentlicht) VÖ: 21. April 2009

  • Titelliste

  • Links


01 Fascination 07 Little Siam
02 Outskirts of Blue 08 Water in the Well
03 Avenue 09 Into the Bell
04 Chico Calling 10 Rivertown
05 Three Four Time 11 Crystal Merchant
06 Davey Jones 12 Lover I Love the Best


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