Wie eigentlich erwartet, legt Wade Bowen mit "Flyin" ein weiteres Album in seinem traditionell-modernen Stil nach
Bereits die erste Auskopplung des neuen Albums, "Raining On Me", bleibt hängen. Mehr Country geht nicht - Verzweiflung, eine Bar, ein Pick Up-Truck - das Gefühl, das jeder irgendwie kennt. Laut aufdrehen, ganz ganz laut, selbst, wenn man gerade nicht in dieser Verfassung ist, es passt zu jeder Autofahrt. Wahrscheinlich sogar im Anzug oder im Kostüm im Büro. Und von dieser Art packte Wade Bowen einige der insgesamt 12 Songs auf "Flyin". Jeder erzählt eine Geschichte aus dem Leben.
Etwas irritierend startet das Album mit dem Titelsong "Flying" im eher provokativen Gewand, auch die bluesige Nummer "Nothin' But Texas" mag nicht so richtig ins Gehör gehen. Doch dies entschädigen dann wieder Steel Guitar schwelgende Titel, wie "Two Hurts, One Stoned" oder "The Request". Nashvilles derzeit angesagte und mit einem Grammy ausgezeichnete Songschreiberin Hillary Lindsey unterstützt Wade Bowen bei "When I Wanna Be Wanted". Über "Mary Jane" sagt der Künstler selbst, er könne sich vorstellen, dass dies zu den Liedern gehören wird, die man immer und immer wieder abspielt. Von dieser Art, so denke er, gebe es auf jedem seiner Alben ein paar.
Wade Bowen bietet keinen Nashville-Einheitsbrei
Dass "Flyin" nicht in einem auf Konsum orientierten Studio in Nashville produziert wurde, ist hörbar. Spürbar. Wade Bowen zollt seinen tiefen texanischen Wurzeln Tribut. Die Auswahl der Lieder für das Album könnte ihm schwergefallen sein, denn seine Kreativität ist grenzenlos. Fast schon besessen tourte er sogar während der Studioaufnahmen. Er braucht diesen Spaß, auf der Bühne zu stehen, die Nähe zum Publikum. Authentisch zu bleiben, wie die Menschen, die seine Musik hören und kaufen, davon lebt er und gibt dies eben genauso wieder zurück. Seit nunmehr über 20 Jahren.
Die Songs für "Flyin" mit Bedacht ausgewählt
"Als Künstler möchten wir, dass unsere Alben sich zusammenhängend anfühlen", hat Wade Bowen einmal in einem Interview gesagt. "Du willst, dass die Songs stimmig sind und dass das ganze einen Sinn macht". Doch inzwischen fühle er sich etwas entspannter und während der Vorbereitungen dieses nun 10. Studioalbums habe er gelernt, "die Songs auch atmen und für sich alleine stehen zu lassen". So wird man beim Hören von "Flyin" durch eine Flut von Eindrücken geschickt, die am Ende doch eine Einheit ergeben. Ehrlich eben.
Wade Bowen nennt die Eagles als seine musikalischen Vorbilder. Ihre Songs würden so groß und energievoll klingen, oft sanft und magisch "und Dir dann doch auch wieder in den Allerwertesten treten". Oft spiele er deren "Heartache Tonight" aus dem Jahr 1979 noch immer auf seinen Live-Konzerten. Genau das sei es, worum es in der Musik ginge. Und dieser Einfluss ist auf "Flyin" hörbar. Nur drei der Lieder darauf wurden nicht von Wade Bowen selbst geschrieben.
Fazit: Wade Bowen gelang mit "Flyin" in jedem Fall, seine Reihe greifbarer Musik fortzusetzen. Der wahre Country-Fan wird vielleicht den ein oder anderen Song überspringen, wer es derber mag, findet auch für sich was.