Wer aufgrund des Albumtitels nun glaubt, dass Randy Rogers und Wade Bowen nur stumpfsinnige Lieder übers trinken im Repertoire haben, befindet sich (zum Glück) gewaltig auf dem Holzweg. Vielmehr machen die Beiden rustikale, bodenständige Country Music, die abwechslungsreich unterhält. Man nehme nur den Auftaktsong "In The Next Life". Ein walzender Track, der einer humorvollen Autobiographie gleicht. Rogers und Bowen lassen ihre Karrieren Revue passieren, spielen teilweise sogar ein gesangliches Frage-und-Antwort-Spiel. Das macht Spaß, woran auch die gelungene musikalische Untermalung inklusive Fiddle nicht ganz unschuldig ist.
"Hold My Beer, Volume 1" macht Spaß
Wo wir schon bei Spaß sind: Der kommt auf dem gesamten Album "Hold My Beer, Volume 1" selten zu kurz. "I Had My Hopes Up High", ein Cover-Song von Joe Ely, verdeutlicht dies ganz ausgezeichnet. Die fetzige Nummer ist ein echter Honkeytonk-Gassenhauer, inklusive Piano und Steel Guitar. Da packt schlechte Laune freiwillig die Koffer. Auch kann man bereits jetzt lobend erwähnen, wie großartig die Stimmen von Randy Rogers und Wade Bowen miteinander harmonieren. Rauchig (Rodgers) meets charismatisch (Bowen) - das ist absolut stimmig, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein wenig ernster wird es dann bei "'Til It Does". Die weinende Steel Guitar unterstreicht die Thematik des Verlassenwerdens, ebenso wie die klagende Geige. Nun aber schnell zurück zur Heiterkeit, und da kommt das gewohnt schmissige "Good Luck With That" wie gerufen.
Mittlerweile scheint es Zeit für einen Trinksong (ganz ohne geht es bei dem Albumtitel ja nun auch nicht), und der Merle Haggard Klassiker "It's Been a Great Afternoon" erfüllt das Anforderungsprofil voll und ganz. Stark, wie Randy Rodgers und Wade Bowen dem humorvollen Song neues Leben einhauchen. Humor heißt auch das Stichwort bei "Standards", der ersten Singleauskopplung des Albums. Mit einem Augenzwinkern geben die beiden Protagonisten zu verstehen, dass sie sich nicht für den einen großen Hit verbiegen lassen, sondern an ihren Prinzipien festhalten. Gut so!
Den Schlussspurt auf "Hold My Beer, Volume 1" leitet mit "El Dorado" eine gemächliche Nummer zum Mitschunkeln ein, die (wie wirklich alle Titel des Albums) musikalisch zum mit der Zunge schnalzen ist. Traditional Country vom Feinsten! "Hangin' Out In Bars" widmet sich dann noch einmal, wie der Name schon erahnen lässt, der Thematik Alkohol. Wenn einen die Frau verlässt, kommt auch der stärkste Cowboy vom rechten Weg ab, und ertränkt seinen Kummer in den nächstgelegenen Durstlöschanstalten. "Lady Bug" sorgt anschließend mit seinem lockeren Groove noch einmal für gelöste Stimmung, bevor mit "Reasons to Quit" der Vorhang fällt. Ein hochkarätiger Abgang, ist der Song doch im Original ein Duett von Haggard (den scheinen Rodgers und Bowen wirklich zu mögen - wer mag es ihnen verdenken) und Willie Nelson. Es geht um die Entbehrungen des Künstlerlebens und um die Frage, ob der Einsatz den Ertrag rechtfertigt. Rodgers gab unlängst zu Protokoll, dass der Song hervorragend auf ihn und Bowen passe. Da kann man nur hoffen, dass die beiden trotz aller Strapazen noch lange weiter gemeinsam Musik machen.
Fazit: Bei dem, was Randy Rogers und Wade Owen auf "Hold My Beer, Volume 1" verewigen, dürfte jeder Fan traditioneller Country Music vor Freude Purzelbäume schlagen. Musikalisch und stimmlich ein echter Volltreffer.
Label: Lil Buddy Toons (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 21. April 2015 |
01 | In the Next Life |
02 | I Had My Hopes up High |
03 | 'Til It Does |
04 | Good Luck With That |
05 | It's Been a Great Afternoon |
06 | Standards |
07 | El Dorado |
08 | Hangin' out in Bars |
09 | Lady Bug |
10 | Reasons to Quit |