Wie schon auf den beiden Vorgängern schwelgen die zwei Raubeine auch auf "Hold My Beer, Volume 3" genüsslich im Country-Retro-Sound. Es geht um gebrochene Herzen, ums Tanzen und Trinken und um melancholische Nostalgie. Genau genommen nichts, was das Herz schwer oder das Oberstübchen überstrapazieren könnte. Ganz im Gegenteil. Mit diesen (leider nur) sechs neuen, von den beiden mitgeschriebenen Tracks geht einem gleich die Mühsal des Alltags um einen Tick leichter von der Hand. Schon alleine deshalb ist " Hold My Beer, Volume 3" ein guter Tipp für den Country-Freund.
Einzeln stark, gemeinsam noch besser: Randy Rogers & Wade Bowen
Eigentlich unterhalten die beiden ja solide Solo-Karrieren. Randy Rogers ist mit seiner nach ihm benannten Band seit den frühen 2000er Jahren ein Stammgast in den Country-Charts. Und Wade Bowen, der wie Rogers im Jahr 2000 seine Karriere begann, hat sich mit einigen Tonträgern und unzähligen Konzerten eine solide Fanbase erspielt. Dennoch: Gelegentlich ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Auch im Falle von Rogers & Bowen trifft die berühmte Aristoteles-Weisheit zu. Warum? Weil sich die beiden, die offenbar exzellent gut miteinander können, launig die Bälle gegenseitig zuspielen, sich anfeuern und hochpushen und sich dazu stimmlich perfekt ergänzen. Man erahnt, welch großen Spaß die zwei Sänger bei den Sessions gehabt haben müssen.
Nicht nur bei dem unvermeidlichen Drinkin' Song "It's A Beautiful Day". Zu fröhlichen Country-Klängen singen sie im gemütlich schunkelnden Sechs-Achtel-Takt "it's a beautiful day for drinking". Bierselig, glücklich. Gegen Ende des Tracks wird aus dem traditionellen Country-Song glatt eine Revue-Nummer mit angeheitertem Chor und Gläsergeklirr, bis sie die letzte Minute des über vierminütigen Songs auf Begleitung verzichten: Eine Gitarre, die zwei Sänger, dazu: Hundegebell und Vogelgezwitscher. Wir verstehen: Es war auch a beautiful night for drinkin', man hat mal wieder durchgezecht.
Ähnlich gut gelaunt gehen sie auch "We Ain't the Only Ones" an. Bei dem sehr klassisch gehaltenen Song über texanische Musiker und Highways ist auch Rhett Akins mit von der Partie. Klar, dass da nichts anbrennen kann. Rockiger steigen die beiden allerdings in das Album ein: "Shooting Hand" bringt die Energie eines strammen Country-Rockers und das traditionelle Setting - inklusive Fiddle und Pedal Steel - perfekt auf einen gemeinsamen Nenner. Um eine Spur härter fällt "It's A Beautiful Day" aus, wobei auch hier das klassische Arrangement für Bodenhaftung sorgt.
Süffig und gehaltvoll: "Hold My Beer, Volume 3"
Stilistisch fällt der vorletzte Track dieser Pretiosen-Sammlung etwas aus dem Rahmen: "I Moved Into a Bar" lässt mit seinem Fiddle-Schwerpunkt, dem vorwärtstreibenden Groove und einer dezent keltisch anmutenden Melodie an irisch gefärbten Folk-Rock denken. Ein starker Track mit einer zwingenden Refrain-Melodie, bei der sich die beiden stimmlich bestens ergänzenden Sänger zu Höchstleistungen befeuern. Ein Song, den man immer wieder hören kann. Ein Song, mit Hit-Potential!
Balladen verkaufen sich bekanntlich ja nicht so gut. Wäre das anders, müsste man auch dem finalen "Dumb Kids" gute Chancen einräumen. Denn diese von bittersüßer Melancholie getränkte Ballade gehört vielleicht zu den schönsten Sad-Songs der jüngeren Country-Vergangenheit. So wie Randy Rogers und Wade Bowen hier gefühlvoll und zu jeder Note glaubwürdig in ihren Kindheitserinnerungen schwelgen, lässt die Gänsehaut nicht lange auf sich warten. Auch, weil dieses Lied alles vereint, was Country Music auszeichnet und so einzigartig macht. Man darf sich jetzt schon auf die vierte Bier-Runde der beiden munteren Gesellen freuen.
Fazit: Zwei Texaner mit starken Stimmen und großen Herzen: Randy Rogers und Wade Bowen läuten mit "Hold My Beer, Volume 3" die dritte Country-Retro-Runde ein. Mal rustikal, mal herzerwärmend - immer aber top.
Label: LilBuddy / Thirty Tigers (Membran) | VÖ: 7. Juli 2023 |
Disk 1 | |
01 | Shooting Hand |
02 | We Ain't the Only Ones |
03 | Things That Never Change |
04 | It's a Beautiful Day |
05 | I Moved into a Bar |
06 | Dumb Kids |