Bei einer solchen Aktivität ist verständlich, dass man leicht vergisst, warum Adkins zu solcher Medienpräsenz gelangte. Der Grund wirk klar, wenn man sein Debütalbum für Show Dog–Universal hört, "Cowboy's Back in Town", das sich sofort nach seinem Erscheinen im August an die Spitze der Country Album Chart katapultierte. Nur wenige Künstler in diesem Genre können so überzeugend so viele verschiedene Rollen spielen wie Adkins, der mühelos umschaltet von Romantik ("Still Love You", aus der Feder von Robert Arthur, Jeff Bates und Kirk Roth) auf Comedy ("Hell, I Can Do That", von Jim Collins, Tony Martin und Lee Thomas Miller und die Top-Single "This Ain't No Love Song" von Tony Lane, Marcel und David Lee) und wie kein anderer Songs, die eine Geschichte erzählen, interpretiert ("Cowboy's Back in Town").
Den Beweis dazu erbringt er in genau diesem Titelsong, meint Kenny Beard, einer der beiden Produzenten dieses Albums. "Trace, Jeff Bates und ich haben diesen Song in der dritten Person geschrieben" erklärt er. "Aber so wie Trace ihn singt, wird er selbst zu genau diesem Cowboy und der Song bekommt eine sehr persönliche Aura. Als ich ihn zum ersten Mal seinen Part singen hörte, staunte ich 'das ist ja echt Klasse!' Es wurde schon so viel über seine Einzigartigkeit als Baritone gesprochen, aber die Leute vergessen völlig, dass er viel, viel mehr kann, er hat unglaublich viele Facetten. Er ist einer unserer besten Sänger - aber ist noch viel mehr als ein Sänger. Er ist ein herausragender Vokalist."
In "Cowboy's Back in Town" ist beides zu finden, Einheit und Vielfalt, denn Adkins möchte mehr als nur als kraftvoller Sänger wahrgenommen zu werden und er tut etwas dafür. Jede Note, die er abliefert, entsteht auf einem soliden maskulinen Fundament, das auch in empfindsamen Momenten und Slapstick-Einlagen stabil bleibt und niemals seinen Stolz verliert. So entsteht durch seine Performance ein einziges Gesamtbild, das sich jedoch aus vielen komplexen, gleichzeitig vorhandenen Teilen zusammensetzt.
"Ich habe einfach schamlos versucht, die Platten von Ronnie Milsap nach zuspielen" erklärt Adkins. "Ich bin ein Riesenfan von ihm, und ein Grund dafür ist, dass man auf einer Ronnie Milsap-Platte nie weiß, was einen von einem Stück zum nächsten erwartet. Er kann zum Beispiel einen Popsong mit den Pointer Sisters machen und im nächsten Moment Gospels, R&B oder einen eiskalten Countrysong singen. Er zeigt offen und ehrlich alle Einflüsse, die Bedeutung für ihn hatten. Ich wuchs genauso mit all diesen Einflüssen auf, und deswegen packe ich auf den Platten, die ich mache, auch von allem etwas hinein, das mir gefällt".In diesem Fall jedoch wagte Adkins eine ganze Menge, indem er einige Veränderungen in der Aufstellung seiner Mannschaft vornahm. Mit dem Produzenten Frank Rogers verband ihn bei seinen letzten Alben "Dangerous Man" und "X" eine gut funktionierende Arbeitsbeziehung. Eines Tages jedoch, während er gemeinsam mit Beard schrieb, vertraute er ihm an, dass er gerne etwas völlig anderes machen würde und fragte Beard, ob er als Koproduzent seines nächsten Albums mitmachen würde.
"Ich sagte 'ganz bestimmt nicht'" erinnert sich Beard mit einem Lachen. "'Nachfolger von Frank zu sein wäre ein Riesending. Er ist ein großer Produzent'. Deswegen überlegte ich mir, ob ich jemanden empfehlen könnte und meine einzige Empfehlung war Michael Knox, da die beiden so viel gemeinsam haben. Sie sind beide große, warmherzige, knuffelige Daddy-Typen und Familienväter. Beide achten sie genau auf jedes Detail. Ich war mir sicher, dass die beiden sich mögen würden."
Knox war gut etabliert, besonders durch seine Zusammenarbeit mit Jason Aldean. "Ich bin dermaßen neben der Spur gewesen, dass ich das überhaupt nicht mitbekommen habe" gibt Adkins zu. "Ich rief ihn trotzdem an, und praktisch am nächsten Tag fuhr er hoch nach Cincinnati und kam in die Show. Wir verstanden uns ab dem ersten Moment. Er hat sehr gute Ohren. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten. Und ich liebe seinen Humor. Es ist toll, mit jemandem zu arbeiten, der das gemeinsame Ziel im Auge behält und dabei leicht und locker bleibt. Wenn wir keine gute Platte hinbekommen sollten, geht davon die Welt nicht unter; das müssen wir uns immer vor Augen halten. Es geht darum Musik zu machen und es soll Freude machen. Wenn’s keine Freude macht, dann will ich mit dir auch nicht arbeiten. Aber Michael und ich kommen wunderbar miteinander aus."
Auch wenn er schon lange Adkins Schaffen bewunderte, war es für Knox doch unerlässlich, ihn in echt agieren zu sehen. "Erst wenn ich Künstler live erlebe, wird mir erst richtig klar, welche Art Melodie sie am natürlichsten singen", erklärt er. "Man kann zwar heutzutage einfach in ein Studio gehen und einen beliebigen Song mit irgendjemandem aufnehmen, aber es ist schwierig herauszufinden, welchen Song jemand ganz natürlich rüberbringt. Genau darauf achte ich bei einer Show: was tut er und wie tut er es?"
Was konnte Knox über Adkins während seines Bühnenauftritts erfahren? "Trace liebt eine kraftvolle, deutliche Melodie" sagt er. "Er drängt gern vorwärts. Er ist gerne stark. Er ist ein kraftvoller Vokalist, aber das kann beim Mix verlorengehen. Er hat eine starke Meinung von sich selbst. Er weiß genau, was er sagen möchte. Das ist selten und macht es schwierig, einen Songtext zu finden, der ihm gewachsen ist."
Es war offensichtlich auch schwierig, zu dem fast zwei Meter großen Künstler, der Beard für das neue Album noch nicht aufgegeben hatte, Nein zu sagen. Dies führte am Ende dazu, dass "Cowboy's Back in Town" fünf von Beard und sechs von Knox produzierte Titel enthält. "Ich kann ungefähr verstehen, warum Trace die Hälfte von Michael und die andere Hälfte von mir hat machen lassen - auf diese Weise ist eine größtmögliche Vielfalt entstanden", sagt Beard. "Genau das hatten wir erhofft."
In der Tat hat Beard Adkins empfohlen, den Horizont des Albums mit dem Titel "Still Love You" noch weiter zu stecken. "Ich hatte nicht die Absicht, eine Ballade zu machen" sagt Adkins. "Du musst Verletzlichkeit rüberbringen, und das ist nicht immer einfach, jedenfalls was mich persönlich betrifft. Es kommt nicht auf natürliche Weise, ganz von allein. Aber ich war einmal drüben in Kennys Büro, hörte mir dort ein paar Titel an, und er sagte 'Spiel du mir doch mal das hier vor, was Jeff Bates zusammen mit ein paar anderen (Robert James Arthur und Kirk Roth) gerade geschrieben hat. Es ist eine Ballade, aber ich will, dass du sie dir einmal anhörst'. Da Jeff ein Freund von mir ist, sagte ich 'Ja, OK.Ä Er spielte es mir vor und ich sagte 'Oh, mein Gott!'"
Kreative Herausforderungen sind für Adkins die natürlichste Sache der Welt. Was ihn jedoch mehr stresst, ist die Marketing-Seite des Geschäfts, was diejenigen etwas überrascht, die den Aufstieg seiner "Marke", wie man heute sagt, verfolgen. "Ich selber denke über mich nicht so", wehrt er ab. "Hoffentlich bleibst du lange genug im Geschäft, bis du eine gewisse Stufe erreicht hast, wo du wenigstens halbwegs eine Ikone bist, falls dies das richtige Wort ist. Ab dem Punkt geht's dann los mit den Markenkennzeichen. Ich habe jedenfalls noch nicht damit angefangen, ganz abgehoben in der dritten Person von mir zu reden."
Genau aus diesem Grund war Adkins so erfolgreich als Sprecher einer einzigartigen Kampagne, in der er und Richard Petty sich in spielerischer Rivalität mit dem Kopfschmerzmittel beschäftigen, das jeder von ihnen jeweils bevorzugt, wobei Adkins für BC Powder wirbt und die NASCAR-Legende für Goody's Headache Powders, beide im Besitz von GlaxoSmithKline. Diese Vignetten zeigen die beiden, wie sie sich gegenseitig zu übertreffen versuchen und ihre Fans ermutigen, Teil ihres Online-"Teams" zu werden und sich für Preise anzumelden: Ein Mitglied des Richard-Teams gewinnt eine Reise für vier Personen zum Goody's 500 in Martinsville, Va., im April, während der Sieger des Trace-Teams die gleiche Reise gewinnt, mit Unterbringung und einer Anzahl von Tickets für ein Adkins-Konzert im Frühjahr 2011.
"Bei unserem ersten Treffen mit Trace sagte er so etwas wie, dass er immer an mir festhalten wird", sagt Anthony Balk, Brand Manager, BC Powder. "Er sagt 'Du belädst den Karren und ich ziehe ihn'. Er lebt dieses Motto; er übertrifft unsere Erwartungen bei allem, was er für uns tut. Und er ist ein Improvisationstalent. Wir haben ihm nur wenige Gesprächspunkte für diese Webisodes vorgegeben und ansonsten freie Hand gelassen. Das ist sein Stil".
"Nun, ich habe diese Dinge einfach hingenommen als etwas, das ich tun musste", zuckt Adkins die Schultern. "Den ganzen Tag mit Richard Petty verbringen zu dürfen, war sehr aufregend für mich. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, was ich zum Projekt beitragen könnte; Ich war einfach nur begeistert mit Petty zu sein. In dem Sinne war ich nicht besorgt, dass ich vergessen hatte, wer ich bin oder wo ich herkomme, weil mich das nur daran erinnert hat, dass ich nur so ein Kerl aus Sarepta, La., bin, der vor bestimmten Leuten immer noch in Ehrfurcht erstarrt. Ich betrachte mich selbst nicht als Marke; Ich habe einfach nur Spaß."
Wer Trace Adkins einmal live auf der Bühne erleben möchte, kann dieses am 9. und 10. September 2011 im Rahmen der Country Night Gstaad. (Weitere Infos im Terminkalender)