Zum 15 Jubiläum war allerdings vieles anders als sonst: Zunächst spielte die für die CMA Awards als Sängerin des Jahres 2003 nominierte Terri Clark. Mit überzeugender Stimme und strecken-weise ohne Band brachte sie aktuelle Hits ebenso wie große Klassiker. Besonderes Highlight jedoch waren die mit einer täuschend echten Männerstimme und rein akustisch vorgetragene Songs. Diese brachten ihr, wie die Kanadierin erzählte, noch vor Beginn ihrer Karriere in Bars und Clubs mehr Trinkgelder ein, als die in ihrer normalen Stimmlage gesungenen Lieder.
Nach ihr gaben sich dann Joe Diffie, Mark Chesnutt und Tracy Lawrence die Ehre. Und während in den vergangenen Jahren Solokünstler oder Bands ihr musikalisches Können in großen Bühnenshows einzeln darboten, traten die drei Sänger und Gitarristen diesmal gemeinsam auf. Wie auch auf ihrer derzeit in den USA überaus erfolgreichen "Rockin' Roadhouse Tour", spielten Sie ihre eigenen Songs, coverten alte Klassiker und öffneten dabei jede Stilschublade. Drei Solokünstler, die insgesamt über 22 Millionen verkaufter Alben und über 42 No.1 Hits verbuchen können auf einer Tour: Das lässt sicherlich Vergleiche zum legendären Rat Pack zu, dem Trio aus Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. das einst Las Vegas begeisterte. Oder es erinnert an die Highway Men, rund um den am ersten Festival Tag verstorbenen Johnny Cash. Ihm wurde denn auch in einer Minute der Stille und durch Chesnutts Interpretationen einiger seiner großen Hits wie "Ring of Fire" oder "I Walk The Line" gedacht. Eine gebührende Ehrung! Hatte doch Chesnutt selbst Cash über viele Jahre gekannt und oft mit ihm zusammen musiziert.
Der allgemeinen Begeisterung über das Konzert, konnte die Trauer über Cashs Tod am Ende jedoch nichts anhaben. Im Gegenteil: Wie so oft trat nach der erfolgten Würdigung das Gefühl des "Jetzt erst Recht ein" und was bis dahin für manche vielleicht ein wenig gewöhnungs-bedürftig war, weil drei Solo-Künstler neben Ihren Trios auch einzeln auftraten, und es folglich immer wieder zu Unterbrechungen und Stiländerungen kam, wurde jetzt zu einer gemeinsamen Veranstaltung von Künstlern und Publikum. Ein Publikum, das am Ende stehende Ovationen brachte, und das im Übrigen nicht nur aus Pseudo-Cowboys bestand, sondern aus Menschen aller Altersklassen und Schichten die einfach gerne gute Musik hören! Hierzulande leider unvorstellbar, wo ein Genre, das wie kein anderes verschiedene Musikalische Stilarten miteinander verbindet, grundsätzlich mit Hüten, Colts und demonstrativ zur Schau getragenen Bierbäuchen assoziiert wird.
Nun denn. Weitergefeiert wurde auch nach dem Konzert in der perfekt amerikanisch eingerichteten Festwirtschaft, die sich dem Konzertzelt anschließt. Bis morgens um vier wurden hier alle Nimmermüden in der Harley Bar oder an langen "Barn"-Tischen mit Finger Food, Muffins oder amerikanischen Getränken verköstigt. Wenn auch in der Schweiz: Hier in Gstaad erlebten über ein Wochenende alle die wollten, und am Sonntag dann wieder den Heimweg antraten, ein Amerika von seiner freundlichen, lebenslustigen und auch weltoffenen Seite.