Schlechte Nachrichten für alle Fans des Fünfers um Olli Dittrich? Ganz im Gegenteil: Mit "I Promise” kommt Ende September eine neue Single auf den Markt, die zusammen mit den restlichen fünf Neuproduktionen und einer Live-DVD vom WDR-Rockpalast-Konzert auch zu einer hochwertigen Special-Edition für´s anlaufende Weihnachtsgeschäft geschnürt wird. Je nach Sichtweise, besitzt der neue CD/DVD-Doppeldecker nur einen kleinen Schönheitsfehler. Denn wer das bislang einzige Texas-Lightning-Album "Meanwhile, Back at the Ranch" besitzt, findet die Songs nun erneut unterm Weihnachtsbaum. Sie bilden nämlich eine Art Füllmaterial, und dies, obwohl das Album im Frühjahr ohnehin schon mal um den Grand-Prix-Song "No, No Never" aufgestockt wurde, genau genommen also bereits in die dritte Runde geht.
"Wer braucht das?", fragten wir einen der prominentesten Plattenkritiker und Oldie-Kenner Deutschlands, der aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden möchte. "Eigentlich niemand", lautete seine Antwort, denn diese Art der Immer-Wieder-Verwertung sei völlig untypisch für die gesamte Country- und Popszene und erinnere ihn eher an einen Marktschreier, der noch dies und jenes in die Tüte pfeffert, Hauptsache, alles verkauft sich.
Wenn es darum geht, altes Material zu "DeLuxe”, "Extended” oder "Repackaging"-Versionen zu vermarkten, gibt sich die Mehrzahl der Künstler eher besondere Mühe. So spielte Tracy Lawrence seine größten Erfolge kürzlich für sein "Then & Now: The Hits Collections”-Album noch ´mal völlig neu ein, nachdem er wegen seines Plattenlabel-Wechsels alte Lizenzen und Rechte verloren hatte. Shania Twain legte die Songs ihres berühmten "Up!”-Longplayers gleich in drei verschiedenen Stilrichtungs-Varianten - zu erkennen am roten, grünen oder blauen Cover - auf. Wenn die großen Byrds ihre legendäre Komplettbox von 1991 dieser Tage nochmal unverändert herausbringen, dann mit der berechtigten Begründung, dass 15 Jahre später ein neues Publikum herangewachsen ist. Und selbst bei Sängerin Tori Amos, vermutlich Weltmeisterin im unkontrollierten Massenausstoß aller möglicher Singles, EPs, Live-Mitschnitte, Coverversionen, Special-Editions, etc., sind überschneidungen eher die Ausnahme.
Warum also haben Texas Lightning die Geldbeutel der Fans nicht mit einer EP geschont oder der sehenswerten DVD nicht wenigstens nur solch ein Mini-Album beigelegt? Die Antwort klingt ein wenig paradox: Weil sie ihren Fans eine umfassende Freude machen wollten. Denn zugegeben: Nur sechs neue Songs zustande zu bringen, klingt trotz aller Entschuldigungen ein wenig dünne. Doch sich diese Stücke für das nächste Album aufzusparen, hätte die Fans noch weiter auf die Folter gespannt. So musste der neuen DVD also ohnehin eine zusätzliche CD beigelegt werden. Weil die Anzahl der Songs für den Verkaufspreis des ganzen Doppeldeckers aber keine nennenswerte Rolle spielte, sind die alten Nummern eher als kostenlose Dreingabe zu sehen.
Wenn also Texas-Lightning-Pressdame Biggi Dinter erklärt, dass "die Gruppe allen Fans eigentlich nur ein pickepacke volles Produkt liefern wollte, um ihnen so viele schöne Stunden als möglich zu machen", ist das ganz sicher nicht gelogen.
Unser Tipp deshalb: Nicht ärgern, sondern Doppler am Player einfach wegprogrammieren.