Taylor Sheridan - Fluch oder Segen für Paramount+

Taylor Sheridan

Taylor Sheridan: Der Paramount-Goldgräber?

Die Welt der Streaming-Dienste hat sich innerhalb weniger Jahre rasant entwickelt und unterliegt stetigen Veränderungen. Im Wettkampf untereinander buhlen die Anbieter weltweit um Hunderte Millionen von Kunden. In diesem Kontext ist Taylor Sheridan quasi zum Synonym für Qualität und Erfolg geworden. Für Paramount+ entwickelte der amerikanische Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler gleich mehrere erfolgreiche Serien wie "Yellowstone", "1883" oder "Tulsa King". Gänzlich unumstritten ist Sheridan trotz aller Erfolge nicht. Immer wieder wurden Streitigkeiten zwischen ihm und Schauspielern publik. Daher stellt sich die Frage, ob Sheridan sich letztlich eher als Fluch oder doch als Segen für Paramount+ herausstellen wird.

Wer ist Taylor Sheridan?

Taylor Sheridan wurde am 21. Mai 1970 als Sheridan Taylor Gibler, Jr. in Cranfills Gap, Texas, geboren und schlug zunächst eine Karriere als Schauspieler ein. Die ersten Jahre seiner Karriere lassen sich als mäßig beschreiben, denn er erhielt lediglich kleinere Rollen, wie etwa für die Serie "Walker, Texas Ranger". Erste größere Erfolge feierte Sheridan gegen Ende der 2000er Jahre, als er eine Rolle in "Sons of Anarchy" ergattern konnte, welche er über 21 Episoden hinweg besetzte. Wenngleich dies sein Durchbruch zu sein schien, verschwand er im Anschluss einmal mehr von der Bühne.

Der endgültige Durchbruch gelang Sheridan letztlich im Jahr 2015 mit dem Film "Sicario" - jedoch nicht als Schauspieler, sondern mit seinem Debüt als Drehbuchautor. Kritiker lobten dabei insbesondere seine Fähigkeit als Geschichtenerzähler, wodurch die Produktionsfirmen zunehmend an Interesse gewannen. Binnen kürzester Zeit folgten weitere Drehbücher für Filme wie "Hell or High Water" sowie "Wind River", die ebenfalls positive Kritiken erhielten. Für "Hell or High Water" wurde er im Jahr 2017 sogar für einen Oscar nominiert.

Besonders bemerkenswert ist Sheridans Beitrag zur Modernisierung des Western-Genres. Mit Werken wie der Fernsehserie "Yellowstone" und den daran anknüpfenden Ablegern "1883" und "1923" trug er maßgeblich zur Wiederbelebung des Genres in Hollywood bei. Vor allem seine Fähigkeit, packende Geschichten mit komplexen Charakteren zu verbinden, hat dazu geführt, dass er mittlerweile zu den gefragtesten kreativen Köpfen der Branche gehört.

Taylor Sheridans Arbeit bei Paramount+

Der rasche Aufstieg inmitten der Streaming-Dienste verdankt unter anderem der Zusammenarbeit mit Taylor Sheridan. Seit einigen Jahren arbeitet er eng mit Paramount+ zusammen und kreiert hochwertige Inhalte, dank derer sich Paramount+ auf dem Markt etablieren konnte.

Die wohl bekannteste Serie aus seiner Feder ist nach wie vor "Yellowstone", die seit 2018 ausgestrahlt wird. Paramount Network schnappte sich die Rechte, aber die damalige Mutterfirma Viacom veräußerte die Serie an den NBC-Streamingdienst Peacock. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte. Die Serie beleuchtet das Leben der Familie Dutton, die sich ein Landwirtschaftsimperium in Montana aufgebaut hat. Mit Kevin Costner in der Hauptrolle des John Dutton avancierte "Yellowstone" rasch zum Flaggschiff der amerikanischen Unterhaltung. Der kleine Spartensender Paramount Network spielt mit der Staffel vier und fünf in der Liga der großen US-Networks. Bis zu zehn Millionen Menschen sahen die lineare Ausstrahlung.

Aufgrund der hohen Popularität entschied sich der Streaming-Dienst Paramount+ dafür, das Universum rund um die Duttons auszubauen. In "1883" sowie "1923" wird die Vorgeschichte der Familie beleuchtet. Die Serien, die 2021 sowie 2022 debütierten, bieten den Zuschauern dabei einen tieferen Einblick in die Geschichte und die Charaktere, die sie in der Originalserie bereits kennengelernt haben.

Die Zusammenarbeit zwischen Taylor Sheridan und Paramount+ hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen und hat dem Streaming-Dienst dabei geholfen, sich als wichtiger Akteur in der Unterhaltungsbranche zu etablieren. So verwundert es nicht, dass Sheridan durch Paramount+ für weitere Serien engagiert wurde. "Special Ops: Lioness", "Mayor of Kingstown", "Tulsa King", "Landman" und "Lawmen: Bass Reeves" wurde allesamt innerhalb weniger Jahre durch Taylor Sheridan entwickelt und produziert.

Warum setzt Paramount+ so stark auf Taylor Sheridan?

Unter dem Strich sind es gleich mehrere Faktoren, die zur engen Zusammenarbeit zwischen Sheridan und dem Streaming-Dienst Paramount+ geführt haben. Die Fülle an aktuell produzierten Serien macht es den Anbietern zunehmend schwerer, erfolgreiche Konzepte zu entwickeln, die die Zuschauer idealerweise über Jahre hinweg fesseln. Sheridan hat dahingehend für Paramount+ überragende Arbeit geleistet. Seine bisherigen Arbeiten haben nicht nur Lob von Kritikern erhalten, sondern auch ein breites Publikum angezogen. Diese Erfolgsbilanz macht Sheridan ohne jeden Zweifel zu einem wertvollen Partner für Paramount+.

Hinzu kommt der Umstand, dass es Sheridan gelungen ist, ein fast vergessenes Genre wiederzubeleben. Das Western-Genre spricht, in der von Sheridan konzipierten Form, auch heute noch ein Millionenpublikum an. Damit besitzt Paramount+ ein Alleinstellungsmerkmal, das der Anbieter gerne behalten möchte. Darüber hinaus spielt das große Potenzial, das der Anbieter in Taylor Sheridan sieht, sicherlich eine große Rolle. Mit Serien wie "Mayor of Kingstown" oder "Special Ops: Lioness" gab man ihm immerhin die Möglichkeit, sich in anderen Genres zu versuchen - mit ordentlichen, aber keinesfalls überragenden Resultaten. Seitens der Kritiker wurden beide Serien eher mäßig bewertet, während sie beim Publikum jedoch Anklang fanden. Alle Serien lassen sich als "New Western" gut zusammenfassen. Die Geschichten von Sheridan spielen im mittleren Westen und grenzen sich stark von den West- und Ostküsten-Dramen der anderen Anbieter ab. "Yellowstone" und andere Serien sind rau, brutal und rückständig. Themen wie erneuerbare Energien haben keinen Platz, das alte Amerika wird am Leben gehalten.

Doch warum versucht Paramount+, Sheridans Talent auf derart vielfältige Weise in Szene zu setzen? Sheridans Stil und seine Themen passen schlicht gut zur Markenidentität von Paramount+ und sprechen ein breites Publikum an. Seine Serien bieten sowohl Drama, Spannung als auch Action und wecken somit das Interesse unterschiedlicher Zielgruppen.

Potenzielle Risiken - wird Sheridan zum Fluch für Paramount+?

Trotz aller Erfolge ist die Arbeit von Sheridan bei Paramount+ längst auch mit einigen Skandalen verbunden. Allen voran Streitigkeiten zwischen ihm und Schauspielern stellen ein großes Risiko dar. Steigen wichtige Darsteller aus einer Serie aus, kann dies dramatische Folgen haben. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Serie "Two and a Half Men". Nach dem Serienaus von Charlie Sheen wurde Ashton Kutcher als Ersatz verpflichtet - mit überschaubarem Erfolg. Die Neugier des Publikums sorgte dafür, dass die Zuschauerzahlen zunächst beinahe identisch blieben. Nach der ersten Staffel nahmen diese jedoch signifikant ab.

Ein ähnliches Schicksal droht nun auch "Yellowstone". Zunächst stritt sich Taylor Sheridan mit Hauptdarsteller Kevin Costner. Dabei ging es neben terminlichen Schwierigkeiten auch um kreative Differenzen zwischen den beiden. Aktuell sieht alles danach aus, als würde "Yellowstone" infolge des Streits nach der fünften Staffel enden und unter dem Titel "2024" mit Matthew McConaughey in der Hauptrolle weitergeführt. Doch nicht nur mit Costner liegt Taylor Sheridan im Clinch. Publikumsliebling Cole Hauser brachte kürzlich seine eigene Kaffee-Marke heraus - ganz zum Unmut von Sheridan, da dieser ebenfalls Kaffee vertreibt und Hauser nun verklagen will. Es scheint also, als wäre bei Taylor Sheridan längst nicht alles Gold, was glänzt.

Die Abhängigkeit von einem einzelnen kreativen Kopf wie Taylor Sheridan birgt auch das Risiko, dass Paramount+ anfällig wird. Sollte es beispielsweise zu Streitigkeiten zwischen dem Streaming-Dienst und Sheridan kommen, könnte dies in einem großen Knall enden.

Unter dem Strich ist Sheridan maßgeblich für den Erfolg von Paramount+ in den letzten Jahren verantwortlich. Gänzlich auf dieses Pferd zu setzen, birgt allerdings eine Vielzahl an Risiken. Es dürfte daher spannend zu beobachten sein, wie sich Sheridans Karriere entwickeln wird und ob - und inwiefern - diese Seite an Seite mit Paramount+ stattfinden wird. Im Grunde besteht Paramount+ nur aus Sheridan und "Star Trek". Mit Angeboten von CBS-Studios, Showtime und MTV Studios wird das Angebot abgerundet, jedoch schlagen die meisten Titel keine Wellen. Paramount steht vor einem Dilemma: Das Angebot von Paramount+ ist sehr spitz und sollte dringend in die Breite ausgebaut werden. Allerdings muss der Mutterkonzern sparen, weil das Unternehmen zu niedrige Gewinne abwirft. Sollte Sheridan sein Pferd satteln und zu einer anderen Ranch übersiedeln, dann dürfte der Paramount-Streamingdienst ein seelenloses Gebilde sein.

vgw
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