Eric Clapton - Slowhand at 70 - Live At The Royal Albert Hall

DVD Cover: Eric Clapton - Slowhand at 70 - Live At The Royal Albert Hall

2015 ist für Eric Clapton das Jahr der Jubiläen: Im März wurde die Gitarrenlegende 70, im Mai gastierte er zum - unglaublichen - 200. Mal in der ehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall - 50 Jahre nach seiner ersten Show mit den Yardbirds. Bei so vielen runden Geburtstagen ist ein opulentes Geschenk Pflicht. Im Falle des legendären Briten: eine Live-DVD seiner Show in erwähnter Royal Albert Hall. Sieben Mal hintereinander sorgte Clapton gemeinsam mit einer handverlesenen All-Star-Band für volles Haus. Sieben Mal präsentierte er ein musikalisches Feinschmecker-Menü. 18 Song-Glanzlichter plus Bonus-Track "Little Queen of Spades" zeigt die von ruhiger Hand gefilmte DVD.

Ruhige Hand, das passt zu Eric Claptons Nickname "Slowhand". Dieses Attribut hat man dem einstigen Cream-Wundergitarristen schon in den 70er Jahren angedichtet. Warum? Weil er sich, anstatt auf Geschwindigkeitsrekorde schielend, am Gitarrengriffbrett Zeit ließ. Wenn es sein musste: alle Zeit der Welt - um die bestimmten Töne seiner Stratocaster zu entlocken. Feeling ist es, worauf es ankommt. Das lehrte und lehrt uns Eric Clapton in seiner grandiosen Karriere. Immer und immer wieder.

So auch hier. Mit sensibler Unterstützung von Weltklassebegleitern wie Drummer Steve Gadd, Bassist Nathan East und Keyboarder Paul Carrack groovt sich der Meister erst mal ganz behäbig mit ein paar Bluessongs ein: "Somebody’s Knockin' On My Door" aus der Feder seines verstorbenen Freundes JJ Cale, dem Klassiker "Key to The Highway" und, als erste Eigenkomposition, das wunderbare "Tell The Truth". Mit dem 80er Rock-Kracher "Pretending" schlagen Clapton und Co. erstmals harschere Töne an - die kommen natürlich bei dieser Musikergüte genauso edel und souverän, wie alles andere. Nach einer herrlichen Version des Willie Dixon-Meilensteines "Hoochie Coochie Man" gibt Clapton erstmals im Verlauf der Show den Sideman: Keyboarder Paul Carrack darf den Billy Preston-Song (auch er gehörte einst zur Clapton-Band) "You Are So Beautiful" anstimmen - und sorgt sofort für Gänsehautgefühl. Zumal einem bei der herrlichen Ballade, mit der auch schon Joe Cocker einen Top-Hit landete, bewusst wird, dass auch schon Preston längst im Musikerhimmel verweilt.

So durchweht diesen Jubiläums-Abend immer wieder das Gefühl der Melancholie und des Abschieds. Vor allem natürlich bei der Jahrhundertballade "Tears In Heaven", das er für seinen verstorbenen Sohn geschrieben hat. Damit gerade bei diesem Song nicht zu sehr auf die sich anbietende Tränendrüse gedrückt wird, präsentieren sie den Track in einer etwas flotteren, mit Reggae-Ornamenten verzierten Version. Guter Versuch - doch das Original bleibt unerreicht. Schneller als die Studio-Version fällt auch das prächtige Liebeslied "Wonderful Tonight" aus - auch hier geht leider einiges vom ruhigen Glanz der Nummer verloren. Das gilt auch für "I Shot The Sheriff". Anstatt sich dem synkopierten Zauber des Bob-Marley-Reggaes hinzugeben, bügeln Clapton und Mannen den Titel wundersam glatt. Schlimmer aber noch machen sich hier die beiden Wuchtbrummen-Sängerinnen bemerkbar, die mit ihren angestrengt modulierten Chorgesängen viel zu laut nach vorne gemischt sind.

Natürlich ist ein Clapton-Konzert in diesem noblen Rahmen keine wilde Sause. Deshalb sitzt auch das Publikum - fast wie bei einer Klassik-Aufführung - auch hier artig lauschend, um das meisterhaft präsentierte Programm zu würdigen. Zumindest so lange bis Clapton gegen Ende der Show seine Trumpf-Karte zückt: "Cocaine". Schon bei den ersten Riffs der weiteren JJ Cale-Komposition gibt es für zwei, drei verzückt tanzende Pärchen kein Halten mehr. Immerhin...

Fazit: Schöne Kamerabilder, kunstvolle Nahaufnahmen, keine hektischen Schwenks, grandiose Musiker - alles an der DVD hat Klasse und Stil. Mitunter etwas zu viel davon. Gediegene Qualität ist für einen wie Clapton allemal zu wenig.

Sound: DTS Surround Sound/Dolby Digital 5.1/Dolby Digital Stereo; Bild:16:9/NTSC; Ländercode: 0
Laufzeit: ca. 123 Minuten
Label: Eagle Vision (Edel)
VÖ: 13. November 2015
01

Somebody's knockin' on my door

02

Key to the highway

03

Tell the truth

04

Pretending

05

Hoochie coochie man

06

You are so beautiful

07

Can't find my way home

08

I shot the sheriff

09

Driftin' blues

10

Nobody knows when you're down and out

11

Tears in heaven

12

Layla

13

Let it rain

14

Wonderful tonight

15

Crossroads

16

Cocaine

17

High time we went

18

Little queen of spades

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