Ruhige Hand, das passt zu Eric Claptons Nickname "Slowhand". Dieses Attribut hat man dem einstigen Cream-Wundergitarristen schon in den 70er Jahren angedichtet. Warum? Weil er sich, anstatt auf Geschwindigkeitsrekorde schielend, am Gitarrengriffbrett Zeit ließ. Wenn es sein musste: alle Zeit der Welt - um die bestimmten Töne seiner Stratocaster zu entlocken. Feeling ist es, worauf es ankommt. Das lehrte und lehrt uns Eric Clapton in seiner grandiosen Karriere. Immer und immer wieder.
So auch hier. Mit sensibler Unterstützung von Weltklassebegleitern wie Drummer Steve Gadd, Bassist Nathan East und Keyboarder Paul Carrack groovt sich der Meister erst mal ganz behäbig mit ein paar Bluessongs ein: "Somebody’s Knockin' On My Door" aus der Feder seines verstorbenen Freundes JJ Cale, dem Klassiker "Key to The Highway" und, als erste Eigenkomposition, das wunderbare "Tell The Truth". Mit dem 80er Rock-Kracher "Pretending" schlagen Clapton und Co. erstmals harschere Töne an - die kommen natürlich bei dieser Musikergüte genauso edel und souverän, wie alles andere. Nach einer herrlichen Version des Willie Dixon-Meilensteines "Hoochie Coochie Man" gibt Clapton erstmals im Verlauf der Show den Sideman: Keyboarder Paul Carrack darf den Billy Preston-Song (auch er gehörte einst zur Clapton-Band) "You Are So Beautiful" anstimmen - und sorgt sofort für Gänsehautgefühl. Zumal einem bei der herrlichen Ballade, mit der auch schon Joe Cocker einen Top-Hit landete, bewusst wird, dass auch schon Preston längst im Musikerhimmel verweilt.
So durchweht diesen Jubiläums-Abend immer wieder das Gefühl der Melancholie und des Abschieds. Vor allem natürlich bei der Jahrhundertballade "Tears In Heaven", das er für seinen verstorbenen Sohn geschrieben hat. Damit gerade bei diesem Song nicht zu sehr auf die sich anbietende Tränendrüse gedrückt wird, präsentieren sie den Track in einer etwas flotteren, mit Reggae-Ornamenten verzierten Version. Guter Versuch - doch das Original bleibt unerreicht. Schneller als die Studio-Version fällt auch das prächtige Liebeslied "Wonderful Tonight" aus - auch hier geht leider einiges vom ruhigen Glanz der Nummer verloren. Das gilt auch für "I Shot The Sheriff". Anstatt sich dem synkopierten Zauber des Bob-Marley-Reggaes hinzugeben, bügeln Clapton und Mannen den Titel wundersam glatt. Schlimmer aber noch machen sich hier die beiden Wuchtbrummen-Sängerinnen bemerkbar, die mit ihren angestrengt modulierten Chorgesängen viel zu laut nach vorne gemischt sind.
Natürlich ist ein Clapton-Konzert in diesem noblen Rahmen keine wilde Sause. Deshalb sitzt auch das Publikum - fast wie bei einer Klassik-Aufführung - auch hier artig lauschend, um das meisterhaft präsentierte Programm zu würdigen. Zumindest so lange bis Clapton gegen Ende der Show seine Trumpf-Karte zückt: "Cocaine". Schon bei den ersten Riffs der weiteren JJ Cale-Komposition gibt es für zwei, drei verzückt tanzende Pärchen kein Halten mehr. Immerhin...
Fazit: Schöne Kamerabilder, kunstvolle Nahaufnahmen, keine hektischen Schwenks, grandiose Musiker - alles an der DVD hat Klasse und Stil. Mitunter etwas zu viel davon. Gediegene Qualität ist für einen wie Clapton allemal zu wenig.
Sound: DTS Surround Sound/Dolby Digital 5.1/Dolby Digital Stereo; Bild:16:9/NTSC; Ländercode: 0 Laufzeit: ca. 123 Minuten Label: Eagle Vision (Edel) |
VÖ: 13. November 2015 |
01 |
Somebody's knockin' on my door |
02 |
Key to the highway |
03 |
Tell the truth |
04 |
Pretending |
05 |
Hoochie coochie man |
06 |
You are so beautiful |
07 |
Can't find my way home |
08 |
I shot the sheriff |
09 |
Driftin' blues |
10 |
Nobody knows when you're down and out |
11 |
Tears in heaven |
12 |
Layla |
13 |
Let it rain |
14 |
Wonderful tonight |
15 |
Crossroads |
16 |
Cocaine |
17 |
High time we went |
18 |
Little queen of spades |