Devin Dawson - Karriere im Internet-Zeitalter
Seit 2012 arbeitet Devin Dawson an seiner Musikkarriere. An seinem Sound, der irgendwo zwischen Pop, Folk und Country liegt. Als pfiffiges Kerlchen versteht der Mann etwas von Promotion, von den Möglichkeiten des Internets und vom Abstrahlen der Popularität eines Superstars. So war sein gedrehtes Mashup von Taylor Swift genau das richtige Futter für den YouTube-Kanal: seine Clips der Swift-Hits "Blank Space" und "Style" (gemeinsam mit seiner Freundin Louisa Wendorff) avancierten mit über 35 Millionen Clicks zum viralen Hit.
Wer das hinbekommt hat den Plattenvertrag eigentlich schon in der Tasche. Nun ja, auf jeden Fall sind einige einflussreiche Leute auf den tätowierten Sänger mit der einfühlsamen Stimme aufmerksam geworden. Darunter: Tim McGraw und Faith Hill, die den YouTube-Star mit auf Tour nahmen. Und dann natürlich Jay Joyce, der findige, immer auf der Suche nach aktuellen Sounds stöbernde Produzent mit Hit-Garantie.
"Dark Horse" - so klingt Country Anno 2018
Wie "Dark Horse", das zwölf Titel starke Erstlingswerk von Devin Dawson zeigt, haben sich hier zwei gesucht und gefunden. Seine geschmeidig zwischen Pop, Folk- und Country-Pop changierende Stimme scheint wie geschaffen für die von Joyce entworfenen Sounds zu sein. Resultat: Country Anno 2018. Gefällig, jung, tanz- und träumbar.
Natürlich ist das nicht die Musik, die bei Line-Dance-Veranstaltungen in den Player kommt. Sie wird auch so manchem Traditionalisten den Angstschweiß auf die Stirn treiben - und womöglich für Wutfalten sorgen, wenn man den Sound von Devin Dawson als Country bezeichnet. Nun, aber so tickt Nashville heute. Und so klingt Country 15 Jahre nach dem Tod von Johnny Cash.
Okay, der gute Man in Black wird sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er den klangtechnisch auf Hochglanz getrimmten Pop von Songs wie "Dip", "Prison", "War Paint" oder die wuchtig wummernde R&B-Ballade "Symptoms" hören würde. Natürlich. Diese Musik ist vom Country eines Johnny Cash’ mindestens so weit entfernt, wie Trump von Nordkoreas "Rocketman" Kim Jong Un.
Mit anderen Tracks der CD würde Cash aber wohl gnädiger umgehen. Beispielsweise mit "All On Me", ein Titel, wie ihn auch Thomas Rhett regelmäßig in die Charts singt: Pop? Ja! Aber Country auch! Noch besser würde wohl der ruhige, akustische Folksong "Asking for a Friend" abschneiden, ein unaufgeregter und damit umso schönerer Song.
(Mit)komponiert hat ihn, wie jeden weiteren Track von "Dark Horse" der talentierte Newcomer höchstselbst. Das ist aller Ehren wert. Denn sein Songwriting ist - egal ob man jetzt mit der Betonung auf Pop so viel anfangen kann oder nicht - lupenrein professionell. Am schönsten zeigt sich sein Gespür für wunderbare Melodien in der sehnsüchtigen, wehmütigen und dazu hochgradig betörenden Ballade "Secondhand Hurt". Ein Popsong, das ja. Aber auch ein Titel, der Country-Feeling atmet.
Fazit: Devin Dawson hat nicht nur eine großartige Stimme und sieht dazu gut aus, er hat auch ein großartiges Songwriter-Händchen. Sein von Jay Joyce produziertes Debüt-Album bietet Pop mit Country - und so manche Song-Perle.
Label: Atlantic Nashville (Warner) | VÖ: 19. Januar 2018 |
01 | Dip |
02 | All On Me |
03 | Asking for a Friend |
04 | Second to Last |
05 | Symptoms |
06 | I Don't Care Who Sees |
07 | Secondhand Hurt |
08 | Placebo |
09 | War Paint |
10 | I Can't Trust Myself |
11 | Prison |
12 | Dark Horse |