Colter Wall - Imaginary Appalachia (EP)

CD Cover: Colter Wall - Imaginary Appalachia

2018 veröffentlicht Colter Wall seine 2015er EP "Imaginary Appalachia" erneut.

Mit "Imaginary Appalachia" beweist Colter Wall, dass ein Schritt zurück nicht immer ein Rückschritt bedeutet. Sein neuster Extended Player (EP) entstand nämlich bereits 2015 und wird jetzt, im Januar 2018, lediglich neu aufgelegt. Allerdings beweist die Sammlung von Songs solch ungewöhnliche Eigenart, dass sich eine Neuauflage nach seinem ersten erfolgreichen Album "Colter Wall" durchaus lohnt. Denn "Imaginary Appalachia" erschien höchstens lokal.

Mit lokal ist natürlich die kanadische Einöde gemeint. Denn genau daher kommt Colter Wall. Aus Swift Current der kanadischen Provinz Saskatchewan um genau zu sein. Wer den Landstrich nicht kennt, muss sich nicht schämen. Selbst Colter Wall gibt zu, dass diese Gegend nicht der Nabel der Welt ist. "You either work the oil rigs, or you farm, or you ranch", sagte er in einem Interview. Oder man macht eben Musik. Für Letzteres hat sich Wall dann entschieden und das ist gut so. Sonst hätte die Welt wohl auf eine der markantesten Stimmen der letzten Jahre verzichten müssen.

Colter Wall erhebt den Minimalismus zur Existenzform

Mit viel dürfte Colter Wall in seiner Kindheit also nicht ausgekommen sein und viel braucht er auch nicht für seine Lieder, um das Maximum herauszubekommen. Dazu gehören Gitarre, Fiddle, Bass, Schlagzeug und manchmal das Peddle Steel. Das Augenmerk wird sowieso auf die einzigartige Stimme gelegt, welche ein bisschen an Johnny Cash erinnert. Oder wie es Kollege Sebastian Meißner in seiner Besprechung zum ersten Album so schön sagte: In Walls Gesang schwingt die Erfahrung eines gelebten Lebens mit.

Deshalb sollte man auch bei "Imaginary Appalachia" keine musikalische Opulenz erwarten. Walls Lieder ziehen ihre düstere Anziehungskraft aus den minimalistischen Rhythmen und der charismatischen Stimme. Hinzu kommen simple, doch kluge Texte, die einem an die Nieren gehen. Egal ob "Sleeping on the Blacktop", "Living on the Sand" oder "The Devil Wears a Suit and Tie": Schmerzhaft sind die Lyrics. Und echt! Manch einem könnte das alles allerdings zu bedrückend sein.

Imaginary Appalachia ist einzuordnen

Musikalisch bleibt "Imaginary Appalachia" in wunderbar einzuordnenden Bahnen. Immer mehr Künstler meinen ja Country Music mit allen möglichen Musikrichtungen mischen zu müssen. Colter Wall bleibt auch bei der Musik so straight wie bei seinen Texten. Viel Folk und Americana und ein bisschen Country Music erwartet den Hörer, das war es.

Wie erfolgreich seine Musik ist, kann man an Hollywoods Interesse erkennen. Die Songs von "Imaginary Appalachia" findet man nicht nur in der US-Reality-TV-Show "Dog - Der Kopfgeldjäger" sondern auch in Filmen wie "Hell or High Water" und dem bald in Kino startenden "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri". Vielleicht sah man seitens der Produktionsfirma gerade deshalb noch einmal die Chance den bald drei Jahre alten EP noch einmal neu aufzulegen. Gute Idee!

Fazit: Minimalistisch, echt, düster. Wer die melancholische Stimmung von "Imaginary Appalachia" verträgt, darf sich das frühe Werk von Colter Wall nicht entgehen lassen.

Label: Young Mary's / Thirty Tigers (Alive) VÖ: 19. Januar 2018
01 Sleeping on the Blacktop
02 Johnny Boy's Bones
03 Caroline
04 Living on the Sand
05 Ballad of a Law Abiding Sophisticate
06 Nothin'
07 The Devil Wears a Suit and Tie

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