Von Randfiguren und Außenseitern
Auch das Songwriting offenbart Weisheit und Gelassenheit. Colter Walls Storytelling ist klassisch und orientiert sich am Stil seiner Vorbilder Steve Earle, Dylan LeBlanc und Parker Milsap sowie am Delta Blues-Stil der Marke Robert Johnson und Blind Willie Johnson.
Geboren ist Colter Wall in Saskatchewan, einer kanadischen Prärieprovinz. Inzwischen wohnt der in Kentucky. Sein Zuhause aber ist das Amerika der Gesetzlosen und Ungezähmten. Diese raue Welt wird Wirklichkeit in den Songs von Colter Wall.
In seinen Liedern singt der passionierte Hutträger und Kettenraucher von Außenseitern und Randfiguren, von verlorenen Pfaden und zerrütteten Träumen, von Tagen im Zweifel und Nächten im Knast.
Colter Wall fokussiert auf das Wesentliche
Dazu zupft Wall zupft seine Gitarre, die meist pur und unverstärkt aufgenommen wurde. Ab und an gibt es Footstomps, Handclaps und in manchen Songs auch eine Slide-Gitarre. Minimalistisch ist das, und konzentriert auf das Wesentliche.
Dazu trägt auch die staubtrockene Produktion von Grammy-Preisträger Dave Cobb bei.
Das Album "Colter Wall" startet gemächlich mit "Thirteen Silver Dollars". Doch der erste Eindruck täuscht. Colter Wall ist zwar kein lärmender Lautsprecher, die Gemächlichkeit des Openers aber führt auf die falsche Fährte. Die besten Songs dieser insgesamt starken Platte sind "Codeine Dream", das die Relaxtheit eines Frontporch-Sonnenuntergangs in sich trägt, und die tiefschwarze Western-Ballade von "Kate McCannon". Colter Wall beschreibt darin einen Mord aus Eifersucht, kühl und sachlich wie einst Johnny Cash.
Weiteres Highlight sind der überschwängliche "Transcedent Ramblin' Railroad Blues".
Neun der elf Stücke sind Eigenkompositionen. Dazu gesellen sich mit "Snake Mountain Blues" von Townes Van Zandt und dem traditionellen Folk-Song "Fraulein" zwei Cover-Versionen, denen Colter Wall mühelos eine eigene Note verleiht.
Fazit: Das Debüt-Album von Colter Wall ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Seine Songs sind ungeschliffen und roh und gerade dadurch so intensiv und romantisch. Es ist der starke Erstling des interessantesten unter den vielen vielversprechenden jungen Talenten im Country-Kosmos.
Label: Young Mary's Record Co. (Alive) | VÖ: 12. Mai 2017 |
01 | Steel Town |
02 | Suitcase |
03 | Jealous Girl |
04 | Summer Without Her |
05 | Love Drunk |
06 | Hearts Don't Break That Way |
07 | Wheels |
08 | Siddle's Saloon |
09 | School |
10 | Just Long Enough |
11 | Gold |