Was seine Arbeit angeht, bezeichnet sich der sonst eher sanfte Familienmensch und Hundeliebhaber als verrücktes Arbeitstier. Manchmal habe er in der Endphase von "On Purpose" nur für den Feinschliff eines Gitarrensolos zwei Tage im Studio verbracht, bis er vollkommen zufrieden war. Einige der Instrumente spielte er selbst ein, erstmals auch Slide Guitar, nahm teilweise den Background- zusätzlich zum auf Hauptgesang auf, schrieb alle 14 Titel komplett oder zum Teil mit (unter anderem unterstützte ihn Frank Rogers, der auch für Darius Rucker oder Brad Paisley arbeitet) und produzierte sie im eigenen Studio in seinem Haus in Nashville, Tennessee, was es ihm zusätzlich ermöglichte, rund um die Uhr zu arbeiten.
So konnte er auch seine Ehefrau, Sängerin und Schauspielerin Lisa Hartman, mit der er seit 24 Jahren zusammen ist, erneut mit einbeziehen. Mit ihr singt er "You Still Get to Me", diesmal keine Liebesballade wie bei früheren Aufnahmen, sondern auch eher beschwingt.
Beständigkeit scheint für Clint Black nicht nur in privaten Beziehungen, sondern auch in der zu seinen Fans ein Thema zu sein. Denn er erklärte in Interviews, dass für ihn die Meinung dieser durchaus auch bei der Auswahl des Songmaterials für das Album Bedeutung hatte. Schließlich seien sie es, die über all die Jahre zu ihm standen und ihn begleiteten. Dies sei ihm wichtiger, als aktuelle Trends. Dass ihm dies gelang, wird deutlich, denn "On Purpose" ist durch und durch einfach das, was man von ihm kennt und liebt.
Lieder, wie "One Way to Live" oder "Summertime", mit dem er den warmen Sommer in die nun trübe Herbstzeit zurück holt, hätten gut auch bereits 1989 aufgenommen sein können. Jedoch wäre es falsch, zu glauben, der 53-jährige wäre in alten Bahnen gefangen. Im Gegenteil. Die Gratwanderung für Künstler der damaligen New Country-Generation ist oft keine leichte. Es kann ganz schnell peinlich werden, wenn ein doch schon etwas in die Tage gekommener Sänger meint, nun zwanghaft losrocken zu müssen. Doch was schon dem ebenfalls in dieses Genre gehörenden Tracy Lawrence mit "Headlights, Taillights And Radios" exzellent gelang, nämlich, seinen ganz eigenen Stil nur um einen Hauch umzuschleifen und ihn in die junge Zeit herüber zu transportieren, schaffte nun Clint Black ebenso auf eine Art, die seine langjährigen Bewunderer berührt und mit der er mit Sicherheit jede Menge neue gewinnen wird.
Denn es ist durchaus nicht so, dass er nicht auch doch geschickt einen der heute fast so unausweichlichen Drinking Songs eingebaut hat. "Beer" ist einfach Party und Clint Black kann auch das! Es scheint, als sprudle all die Kreativität, die er über die Jahre zurück hielt, nun aus ihm heraus. Er ist wieder da und das mit aller Macht!
Die Entscheidung, dieses so lang erwartete Album für sein eigenes Label, aufzunehmen, war, wie es aussieht, die richtige, da sie ihm alle Freiheiten ließ, sich zu entfalten. Sein Vertrieb, Thirty Tigers, äußerte sich dazu, dass es eine Ehre sei, mit einem Künstler wie ihm zu arbeiten. Dass ein so großer Songschreiber endlich wieder ein Album heraus bringe, dafür sei die Zeit mehr als reif.
Auch textlich konnte sich Clint Black, der im Lauf seiner Karriere über 100 Lieder geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht hat, dessen Album "Killing Time" von CMT als eines der 100 größten Country-Alben gelistet wurde und der unzählige Awards der Academy of Country Music sowie einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame erhielt, ausleben. Die Geschichten, die er erzählt, würden seine Lebenseinstellung repräsentieren, dass es nicht einfach sei, im Leben immer seinen eigenen Weg zu gehen, so Clint Black, doch der Lohn sei größer, wenn du dabei Deinem Herzen folgst. Dies sei es, was die Fans von ihm erwarten würden und er hoffe, dass sie es wieder finden, wenn sie die Lieder hören. Obwohl er weltweit bereits 20 Millionen Alben verkauft habe, erfülle ihn dieses Projekt mit besonderem Stolz.
"Ich war schon besser, ich war aber auch schon schlechter", singt er in einem der Songs, doch das ist definitiv nicht wahr. Denn auch, wenn "A Better Man" oder "Killing Time" zu den schönsten Songs der Country Music zählen und viele die Zeit des New Country und deren Künstlern überhaupt enorme Bedeutung beimessen, war Clint Black nie so gut wie heute!
Fazit: Mit "On Purpose" könnte es Clint Black gelingen, 26 Jahre nach seinem legendären Album "A Better Man" einen weiteren für die Ewigkeit bestehenden Abdruck in der Geschichte der Country Music hinterlassen!
Label: Blacktop (Alive) | VÖ: 2. Oktober 2015 |
01 | Time for That |
02 | Better and Worse |
03 | Summertime Song |
04 | One Way to Live |
05 | Doing it Now for Love |
06 | You Still Get to Me (mit Lisa Hartman) |
07 | Right On Time |
08 | Still Calling it News |
09 | Making You Smile |
10 | Stay Gone |
11 | Breathing Air |
12 | Beer |
13 | The Trouble |
14 | The Last Day |