The Mavericks - In Time

CD Cover: The Mavericks - In Time

Sie haben sich eine längere Auszeit gegönnt. Der eine (Raul Malo) hat an der Solo-Karriere gefeilt, der andere (Eddie Perez) verdingte sich als Sideman für Miranda Lambert und George Strait und der nächste (Paul Deakin) versuchte sich sogar als Kunsthandwerker. Alles schön und gut. Aber so richtig schön und so richtig gut klappts wohl doch bloß im Verbund, mit The Mavericks.

Mit "In Time" meldet sich jetzt die einst als "next big thing" Nashvilles gehandelte Formation zurück: 14 Titel die, man muss sich nicht wundern, typischen Mavericks-Sound bieten: Tex-Mex-Schmalz, Country-Schmus, 50ies-Feeling, dezenter Schlager-Touch. Mal im Zeitlupentempo, mal im flotten Polka-Rhythmus dargeboten.

Wie schon bei ihrem Erfolgsalbum von 1995 "Music For All Occasions" kann man sich bei den Klängen Malo & Co richtig vorstellen, wie sie im Studio ihren Spaß hatten. Klar, alles ist wie immer überzeichnet. Aber mit leichter Hand. Die Ironie mit der sie jeden einzelnen Song würzen, gleitet nie zur Parodie ab. Ergebnis: extrem ungetrübtes Hörvergnügen.

Das war ja schon immer das eigentliche Konzept der einstigen Post-Punk-Band aus Miami. Ihre Musik musste vor allem Spaß machen. So haben sie auch für "In Time" wieder Melodien und Rhythmen entworfen, die nach wenigen Takten Endorphine im Körper freisetzen. Man nehme nur das wuchtig im flotten Zwei-Vierteltakt dahindonnernde "All Over Again": ein beschwipstes Akkordeon trifft auf rockige Gitarrenriffs, die "Und"-Betonung lässt an Ska denken, ein schmissiger Bläsersatz an eine Sombrero tragende Mariachi-Combo. Und über allem: die Resi-Schmelz-Stimme von Raul Malo.

Diese unglaublich sanfte, einschmeichelnde und unvergleichliche Stimme des stämmigen Sängers mit kubanischen Wurzeln trägt selbstverständlich jeden Track. Wenn er, wie bei nostalgisch getränkten Balladen á la "Forgive Me", die höchsten Höhen erklimmt, dann darf geträumt werden: von den 50ies, von pastellfarbenen Cadillacs, von Petticoats und natürlich von Roy Orbison, dem größten Schmusekater der Musikgeschichte. Raul Malo ist, keine Frage, sein würdigster Nachfolger. Ähnlich wie "Pretty-Woman"-Roy gelingt es schließlich auch Malo, puren Kitsch in großes Gefühl zu verwandeln. Eine Meisterleistung. Doch der Mann kann auch anders. In dem flotten Rock 'n' Roll von "As Long As There's Loving Tonight" gibt er einen unter Tequila stehenden Elvis. Ein potentieller Hit. Auch, muss man sagen.

Denn das gilt nahezu für jeden Titel. Jeder Song zeichnet eine, wenn schon nicht unbedingt super-originelle, dafür aber umso eingängigere Melodie aus; die Band spielt wie aus einem Guss, und über den Sänger ist genug gesagt. Das größte Hit-Potential bringt wohl das recht kommerzielle, Schlager-Kanal-taugliche "Dance In The Moonlight" mit. Dem unverblümten Schielen nach Erfolg schicken sie flugs eine  echte Tex-Mex-Oper hinterher: "Call Me When You Get To Heaven" - ein acht Minuten, 21 Sekunden langer, chilischarfer Song-Knaller.

Fazit: Tex-Mex mit Nostalgie, Rock 'n' Roll, Augenzwinkern und einem unvergleichlichen Sänger. Die Mavericks feiern ein glanzvolles Comeback.

Label: Valory Music Co. VÖ: 1. Februar 2013
01 Back In Your Arms Again
02 Lies
03 Born to Be Blue
04 Come Unto Me
05 In Another's Arms
06 Fall Apart
07 All Over Again
08 Forgive Me
09 Amsterdam Moon
10 That's Not My Name
11 As Long As There's Loving Tonight
12 Dance In The Moonlight
13 Call Me When You Get to Heaven
14 Ven Hacia Mi (Come Unto Me)
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