The Mavericks: Der Triumph der Sturköpfe

The Mavericks

Sechs Alben in rund 25 Bandjahren. Das spricht nicht gerade für eine arbeitswütige Band. Doch mit üblichen Maßstäben kommt man den Mavericks ohnehin nicht bei - wie wir im Gespräch mit Band-Chef und Honig-Stimme Raúl Malo erfahren durften.

Schon der Opener ihres aktuellen Albums "Mono" geht unter die Haut: "All Night Long" bietet rasierklingenscharfe Bläsersätze, Vibrato-Gitarren, einen lasziv-lässigen Groove, nostalgische Bar-Melodien - und natürlich die testosteron-geschwängerte Stimme von Ober-Maverick Raúl Malo. Ein Soundgebräu, das seinesgleichen sucht und das nur The Mavericks anrühren. Was möchte man als Band mehr, als einen ganz ureigenen, unverkennbaren Klang? Dennoch hat es für die aus Florida stammenden Country-Rebellen nicht zum richtig großen Wurf gereicht. Warum eigentlich nicht? "Tja", sagt Raúl Malo nach etwas Nachdenkens, "gute Frage. Warum eigentlich nicht?" Er legt noch einmal eine kurze Pause ein, um dann die Antwort zu geben: "Man trifft als Künstler immer wieder Entscheidungen: Möchte man etwas machen, das ein bisschen anders ist? Wenn das Einzige, das für einen zählt, die eigene Musik ist, muss man eben einen Preis zahlen. Man ist dann einfach nicht konform."

Und konform, stromlinienförmig, angepasst, den Mainstream bedienend und so weiter, das alles waren The Mavericks noch nie. Sie sind es bis heute nicht und so gehen sie unverdrossen ihren eigenen Weg. Der führt sie bisweilen in nostalgische Kitsch-Rock 'n' Roll-Gefilde, in launiges, temperamentvolles Tex-Mex-Gelände oder in - nicht selten - leicht ironisiertes, überzeichnetes Roots-Country-Terrain. Nie aber auch nur in die Nähe aktueller Country-Gewässer, aus denen angesagte Acts ihre Hits schöpfen.

Wobei: 1995 war ein großes Jahr für The Mavericks. Die Billboards in Nashville waren vollgeklebt mit großformatigen Mavericks-Fotos: Die Band in bunten Klamotten und betont gestelzten Posen bewarb ihr Meister-Album "Music For All Occasions". Man konnte glauben, dass sie auf dem Sprung zur ganz großen Karriere wären. Auch wenn es CMA-Awards und einen Grammy® gab, haben sie das Versprechen von damals nicht so ganz einlösen können. "Es hängt ja von so vielen Faktoren ab", plaudert der 49-Jährige aus dem Karriere-Nähkästchen, "wenn du dich als Band nicht anbiedern möchtest, dann gehst du das Risiko ein, dass dein Sound nicht zum Mainstream passt. Oder: Dein Sound passt nicht mehr zum Label. Oder vielleicht zum Management. Es muss schon vieles zusammenkommen, damit es funktioniert." Während er über die vielen Möglichkeiten des kommerziellen Scheiterns referiert, behält Malo seinen fröhlichen Tonfall bei. Von Verbitterung keine Spur. Warum auch? "Man muss sich fragen: Will ich Künstler sein - oder will ich berühmt sein? Es geht nicht immer beides zusammen."

The Mavericks - Mono

Irgendwie haben Malo und seine Mitstreiter Paul Deakin (Schlagzeug), Eddie Perez (Gitarre) und Jerry Dale McFadden (Keyboard) recht kompromisslos ihren (Cowboy)Stiefel durchgezogen. Sie haben vielleicht nach links und rechts geschielt und verfolgt, was und wer gerade in den Charts das Sagen hat und die Sonnenplätze beansprucht. Falls sie sich aber davon inspirieren ließen, haben sie das sehr gut kaschiert. "Wir haben die Musik gemacht, die wir machen wollten und wollen", sagt er, "das gilt auch für "Mono". Doch der Geschmack des Publikums ändert sich und oft genug dreht er sich im Kreis. Und - Überraschung! - die Leute mögen uns wieder!"

"Mono" war für The Mavericks, wie Malo sagt, leicht aufzunehmen. Sie waren zuvor rund dreieinhalb Jahre auf Tour, die Band war entsprechend top aufeinander eingespielt und, sagt Malo, vermutlich miteinander besser vertraut denn je. "Jeder wusste, was zu tun war." So waren die Songs nach rund acht Aufnahmetagen auch schon im Kasten. Das Schwierigste dabei war, so Malo weiter, das Song-Dutzend für die CD auszuwählen.

Auch wenn sich musikalisch nicht so viel im neuen Mavericks-Kosmos verändert hat, gehen Malo & Co. ihren zweiten oder dritten Karrierefrühling mit einer anderen Einstellung an als früher. Sie würden heute jede Minute ihres Banddaseins aus vollen Zügen genießen. Mehr noch: Malo glaubt schon fast an überirdische Fügungen. "Dass wir als Band mit lauter rund 50-Jährigen einen neuen Plattenvertrag bekommen haben und genau die Musik machen dürfen, die wir auch machen wollen, grenzt schon fast an ein Wunder." Himmlischer Beistand oder nicht - die Herren von The Mavericks sind für diese Karriere-Phase dankbar. Sie wissen, dass es eher die Ausnahme als die Regel im harten Musikbusiness ist.

In dieser ach so harten und auf Umsatz gepolten Geschäftswelt ist, auch das weiß Malo, Humor nicht immer ein Karrierebeschleuniger. "Das gilt aber nicht nur für die Music Row", philosophiert der Musiker mit den kubanischen Roots, "das war schon immer so. Das Establishment mag Ironie nicht. Es hieß schon immer: Kunst vs. Humor. Das war bei Mozart nicht anders. Er hat auch gegen Herrscher gekämpft. Doch letztlich müssen wir alle ab und an vor einem Herrscher spielen. Man tut, was man kann, aber am Ende ist es nur Musik." In ihrem Fall: gute, ach was, sehr gute Musik.

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