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Dass Clint Eastwood ein veritabler Saxophonist und Jazz-Experte ist, ist seit seinem Film über John Coletrane "Bird" kein Geheimnis. Doch dem Schlaks aus Kalifornien liegt überhaupt Musik im Blut. Vor allem die Country Music hat es ihm angetan. Doch wen wundert's bei seiner mit vielen Top-Western geschmückten Hollywood-Karriere?
Diese Aufnahmen hier entstammen allerdings einer Zeit, in der der smarte Clint noch eher die kleineren Rollen besetzte. Im Fernsehen noch dazu. Zur Höchstform lief der junge Schauspieler in der Westernserie "Rawhide" auf, in der er den verwegenen Draufgänger Rowdy Yates mimte. Die hier versammelten zwölf Titel (plus 2 Bonustracks) sang der damals 31jährige Eastwood ein - doch Rowdy Yates ist irgendwie bei diesem Dutzend nostalgischer Country & Western-Songs raus zu hören.
Überhaupt "Nostalgie": Diese CD wirkt wie ein Ritt in die Vergangenheit, in die 50er, frühen 60er Jahre. In die Zeit der schwarz-weiß-Fernseher, als John Wayne noch ein Jungspund war und - gemeinsam mit Robert Taylor und später Clint Eastwood - das Klischee des tapferen Westerner prägte. Gut und Böse waren so klar definiert, wie die Schritte beim Line-Dance; der Himmel war weit, die Prärie endlos. Irgendwo glimmt immer ein Lagerfeuer an dem unrasierte Cowboys aus Blechtassen dampfenden Kaffee schlürfen. Wer sich diese Bilder hinter seinem geistigen Auge vorstellen kann, wird auch Melodien im Kopf haben.
Songs wie "Bouquet of Roses", "Along The Santa Fe Trail" oder das von Billy Hill geschriebene "The Last Round Up". So furchtbar genau muss man auf dieses angejahrte Song-Dutzend nicht eingehen, denn: sie klingen alle schon sehr, sehr ähnlich: alle sind sie mehr oder weniger im knisternden Lagerfeuer-Slow-Motion-Tempo angesiedelt, ständig bläst eine Mundharmonika puren Kitsch in das Arrangement, im Hintergrund perlt ein Saloon-Klavier und schmettert ein Chor. Eine Gitarre zupft dezente Melodien, eine Pedal-Steel-Guitar weint bitterlich. Über dieses Bouquet an nostalgischer Stimmung schwebt Eastwoods angenehme Stimme. Sie klingt so wie Rowdy Yates - sympathisch, kernig, nicht zu laut, nicht zu leise, nicht zu schwach, nicht zu kräftig. Sie klingt aber nicht unbedingt wie ein ausgebildeter Sänger, sondern - authentisch - wie ein Schauspieler, der in einem rührseligen Filmmoment mal ein Lied anstimmt.
Aus der gemütlichen Grundstimmung ragen hervor: das flotte "San Antonio Rose", geschrieben vom King of Western Swing Bob Wills und einer der beiden Bonus-Tracks: "Rowdy" - ein peitschenknallender Rodeo-Feger. So temperamentvoll wie süß.
Fazit: Clint Eastwood war nicht immer der wortkarge coole Westernheld, er war auch mal ein schmachtender Cowboy. Zu hören auf diesen alten Aufnahmen.
Label: Ace (Soulfood) / Real Gone (H'ART) | VÖ: 30. März 2012 |
Titelliste
01 | Bouquet of Roses | 08 | Tumbling Tumbleweeds |
02 | Along The Sante Fe Trail | 09 | Twilight On The Rail |
03 | The Last Round Up | 10 | San Antonio Rose |
04 | Sierra Navada | 11 | Don't Fence Me In |
05 | Mexacali Rose | 12 | Are You Satisfied |
06 | Searching For Somewhere | 13 | Rowdy |
07 | I'll Love You More | 14 | Cowboy Wedding Song |