Aber im Falle von Kevin Costner irrt man sich nicht nur. Man tut dem Kerl auch Unrecht. Denn für den 56jährigen ist die Musik weit mehr als ein neuer Part im Script seiner Biografie- es scheint vielmehr eine echte Leidenschaft entbrannt zu seit, seit Costner in 2007 seine Band "Modern West" gründete. Mit "From Where I Stand" legen der smarte Kalifornier und Band nun ihr drittes Album vor.
Nun ja, es ist garantiert nicht schlecht. Aber: Es ist auch nicht sonderlich gut. Es ist: einigermaßen unterhaltsam. Aber unter'm Strich- und auch nach mehreren Hörgängen- leider auch ziemlich belanglos. Das liegt vor allem an der Qualität der Songs. Der überwiegende Teil der elf neuen Tracks ist nach dem Muster "Midtempo + Bumm-Zack-Groove + harte Gitarren-Riffs + Allerweltsmelodie + heisere Stimme" gestrickt. Da die Band aus versierten Musikern besteht und Costner hinter dem Mikro eine prima Figur abgibt, reicht das zumindest für solide Durchschnittskost. Songs wie der Opener "Indian Summer", "Where Do We Go From Here" oder "No Fences" zählen zu dieser Kategorie. Songs die nicht stören, aber auch nicht hängen bleiben.
Womit wir auch beim Haken dieser viel zu eindimensional produzierten CD sind: Es fehlt an griffigen Songs und Melodien, an Hooklines, die sich in den Gehörgängen einnisten. Den rockigen Songs, und das sind mit Abstand die meisten der CD, gelingt das so gut wie überhaupt nicht. Die Melodieführungen sind dafür einfach zu vorhersehbar und damit zu wenig originell und markant. Da hilft es auch nicht, dass sich Costner, wie bei "Hurricane Rain" und "Cleo At The Wheel", als Sänger abmüht und einen Bon Scott mit Cowboy-Boots gibt.
Die stärksten Szenen haben Costner und Band eindeutig in den raren verhaltenen und ruhigen Tracks. "Lights to Change"“ und das finale "The Angels Came Down" versprühen inmitten diesem leider zu rabiaten und zu betonten 4-to-the-floor-Umfeld immerhin diskreten Country- und Folk-Charme. Leise, intime Songs bei denen Costner auch etliche Töne tiefer und weitaus entspannter singen darf.
Ach ja, und dann wäre dann noch "Let Go Tonight". Ein weiterer Midtempo-Rocker, bei dem sich der rockende Schauspieler das Mikro mit- hüstel, hüstel- unserer liebsten Luftballon-Sängerin Nena teilt. Ein Duo, leider so überflüssig wie eine siebte Gitarrensaite.
Fazit: Klar, der Mann ist cool. Und er singt auch richtig gut. Doch leider sollte er für die nächste CD einen anderen Regisseur/Produzenten wählen, der ihm bessere Songs zur Hand gibt. Außerdem: zu rockig, zu wenig Country- und Folk-Flair.
Label: Ear (Edel) | VÖ: 16. September 2011 |
Titelliste
01 | Indian Summer | 07 | Let the River Carry Itself |
02 | Hurricane Rain | 08 | No Fences |
03 | Where Do We Go From Here | 09 | Lights to Change |
04 | Let Go Tonight (mit Nena) | 10 | Cleo at the Wheel |
05 | Find That Girl | 11 | The Angels Came Down (Remastered) |
06 | The Hero |