Doch, wer hätt's geglaubt, die Rechnung ging natürlich schnurstracks in den Charts auf: Platz eins in der Country- und ein mehr als veritabler Platz fünf in der Gesamtwertung sprechen eine deutliche Sprache. Der Erfolg ist allerdings auch verdient. Denn auch wenn bei dem Trio der Spaßfaktor groß geschrieben wird- alleine schon der Titel ihres Debüt-Albums "Hell On Heels"- gehen Miranda & Co. natürlich professionell und ambitioniert zu Werke. Zehn Titel haben die Pistol Annies aus dem Hut gezaubert (oder muss man in ihrem Fall sagen: aus der Hüfte geschossen?). Zehn Tracks, die ausnahmslos über überdurchschnittliche Qualität verfügen.
Auch wenn so manches Cover-Foto- die Mädels lasziv in Pelz und Abendrobe gewickelt- glamourösen Country-Pop erwarten lassen, steuern sie einen völlig anderen Kurs: ansprechender Country-Rock und -Pop, luftiger Folk, Bluegrass- und Country-Roots. Dass sie sich zum Glück nicht in die Riege der überproduzierten Country-Tussies einreihen, wird schon im Opener und Titelsong deutlich. Wobei diese Gute-Laune-Nummer noch eher eine der schwächeren ist. Schon das anschließende "Lemon Drop" legt mit feingliedrigen, ruhigen Folktönen eine deutliche Qualitäts-Schippe drauf.
Erstaunlicherweise können sie sich auch in den folgenden Titeln noch weiter steigern: das im extrem langsamen Dreiviertel-Takt angesiedelte "Beige" erinnert an frühe Fleetwood-Mac-Harmonien und wirkt einfach nur betörend schön. Das liegt zu einem guten Teil auch an dem wundervollen Satzgesang der drei Ladies.
Dass in ihren Venen aber hochprozentiges Countryblut fließt, machen sie natürlich auch immer wieder deutlich. Am besten in den zünftigen Roots-Tracks "Bad Example" und "The Hunter's Wife"- alleine diese zwei Songs rechtfertigen den Kauf der CD.
Natürlich, sie kennen schließlich die Gesetze der Branche, muss zwischendrin auch ein radiotauglicher 08/15-Song mit 08/15-Themen sein. Ein Titel wie "Boys From The South". Der Titel sagt ja schon alles...
Mit dem Folk von "Trailer For Rent" und dem rustikal rockenden "Family Feud" klingt die von Frank Lidell klasse produzierte CD absolut top aus. Hut ab vor den Ladies!
Fazit: Aus Spaß wurde eine ernsthafte CD: das Girlie-Trio um Miranda Lambert füllt die Lücke, welche die Dixie Chicks hinterlassen haben. Ein toller Einstand- und deshalb hoffentlich nicht nur auf ein Experiment begrenzt.
Label: Columbia Nashville (Sony) | VÖ: 7. Oktober 2011 |
Titelliste
01 | Hell On Heels | 06 | Takin' Pills |
02 | Lemon Drop | 07 | Boys From The South |
03 | Beige | 08 | The Hunter's Wife |
04 | Bad Example | 09 | Trailer For Rent |
05 | Housewife's Prayer | 10 | Family Feud |