Total durchgeknallt? Sehr mutige Hinterwältler ? Oder nur ganz anders als der Rest? Gedanken, die einem in den Kopf kommen, wenn man die Musik der Dirt Daubers zum ersten Mal hört. Ganz sicher ist der ungewöhnliche Mix aus Bluegrass, Ragtime, Jazz, Country und akustischem Rockabilly keine Musik für die große Bühne. Stattdessen führt einen das Trio, das im Studio von Steve Latanation am Schlagzeug unterstützt wird, manche Musikfans wieder zurück zu den Anfangstagen des Americana-Sounds. Dazu erweckt die flotte Hillbilly-Musik bei Filmfreunden unweigerlich Erinnerungen an Streifen wie "Beim Sterben ist jeder der Erste" oder die "Die letzten Amerikaner".
Aber keine Angst, ganz so gefährlich geht es hier nicht zu. Auf ihrem zweiten Album "Wake Up Sinners" bleibt sich die kleine Gruppe selbst treu, denn erneut ist keines der 13 Stücke länger als drei Minuten. Für den Einsatz im Radio sind somit eigentlich alle Songs der nicht einmal 28-minütigen CD ungeeignet, was die Musiker aus Paducah, Kentucky, und Nashville, Tennessee, natürlich nicht kratzt. Lieber setzt man hier auf viele Old Time Roots. Dabei muss der Gesang nicht immer sauber sein oder das Instrument perfekt klingen - Hautsache ist hier, dass es Spaß bereitet - und den Eindruck vermittelt die Band ganz sicher.
Das Album, auf dem sich Eigenkompositionen ebenso wie vier Cover-Stücke finden, erlebt mit der Adaption des Burl Ives-Klassikers "The Wayfaring Stranger" einen munteren Auftakt. Eine Neufassung, die bei einer Live-Vorstellung in einem irischen Pup sicher klasse ankommen würde. Noch losgelöster geht es beim folgenden "Get Out of My Way" zu Werke. Mundharmonika, Kazoo und ein wie in alten Westernfilmen klimperndes Piano sorgen für die ungewohnte musikalische Untermalung des von Jessica Wilkes vorgetragenen Songs. Die darf auch bei der ersten Single, die gleichzeitig der Titelsong des Albums ist, hinter das Mikro. Der Song haut einen zwar nicht vom Hocker, aber das dazu gedrehte Video verströmt auf jeden Fall Charme.
"Angel Long The Track" erinnert durch die rauhe Stimme von J.D. Wilkes und den treibenden Banjo-Rhythmus an die irischen Folk-Punker The Pogues - auf jeden Fall ein tanzbarer Song. In eine ähnliche Richtung galoppiert auch "The Devils Gets His Due", der allerdings nicht so gelungen ist, weil die "Woo Hoos" im Hintergrund doch schnell nerven. Eingängiger ist da schon das erneut vom Colonel gesungene "Trucks, Tractors and Trains". Statt perfekter Produktion im Nashville-Sound erwartet den Hörer hier und bei den anderen Stücken eher ein Retro-Feeling - passend zur Musik.
Viel Zeit zum Luftholen gewähren die Dirt Daubers ihren Zuhörern nicht. Es schein fast so, als könnten sie ihre zahlreichen Instrumente nur im High Speed-Modus betreiben, denn erst beim instrumentalen Album-Abschluss ("My Old Kentucky Home") geht es im Stil einer Spieluhr einmal ruhiger zu.
Fazit: Viel Geklimper und Spontaneität - die Dirt Daubers sind nichts für die Masse. Wer aber Känge abseits des Country-Mainstreams bevorzugt, solle einmal reinhören.
Label: Colonel Knowledge (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 13. September 2011 |
Titelliste
01 | Wayfaring Stranger | 08 | High and Low |
02 | Get Outta My Way | 09 | Trucks, Tractors and Trains |
03 | Angel On the Tracks | 10 | Wake Up, Sinners |
04 | Be Not Afraid | 11 | Single Girl |
05 | The Devil Gets His Due | 12 | She and Us Pets |
06 | Say Darlin' Say | 13 | My Old Kentucky Home |
07 | Can't Go to Heaven |