Auf den ersten Blick fällt Ashton Shepherd momentan besonders durch ihren runden Babybauch auf. Nicht gerade üblich für eine Sängerin, sich kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes im September noch für Promotion-Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. Doch bei Shepherd ticken manche Uhren eben etwas anders. So ist die Songschreiberin zwar öfter in Nashville, Tennessee,hat aber ihrer Heimat im beschaulichen Leroy, Alabama, die Treue gehalten. So ist es auch kein Zufall, wenn die Frau, die mit ihrer Familie auf einer großen Farm lebt, aus eigener Erfahrung darüber berichten kann, "Where Country Grows".
Die Country-Sängerin, die acht der zehn Songs selbst (mit-)geschrieben hat, hält auf der CD, was der Titel verspricht. Kommen Country-Einflüsse für eine möglichst große Breitenwirkung bei vielen Produkten aus Nashville etwas kurz, gibt es hier eine Vollbedienung an dem, was die Musik liebenswert macht. Eine klare und ausdrucksstarke Stimme, kleine Geschichten (nicht nur vom Landleben), durchdachtes Songwriting und eine auf den Punkt genaue Instrumentalisierung mit Gitarren, Fiddle, Pedal Steel - die hier mal kein Schattendasein führen müssen.
So erinnert das fett gefiedelte Intro bei "More Cows Than People" an die besten Songs von Shania Twain. "Beer On A Boat", "Trying to Go to Church" und der Titelsong zeigen, dass sich Shepherd im Bereich von Gute-Laune-Country Music doch bestens auskennt, obwohl diese Art von Songs auf ihrem Debüt "Sounds So Good" vor drei Jahren etwas zu kurz gekommen ist.
Seltsam, dass die 24-jährige bei so vielen Top-Songs ausgerechnet das weniger mitreißende "Look It Up" als erste Single ausgewählt hat. Da dürfte das von Ashton Shepherd und Bobby Pinson verfasste "Where Country Grows" in den Charts demnächst klar weiter oben landen. Produziert hat das Album übrigens Buddy Cannon (u.a. Kenny Chesney), der sich bekanntlich in den höheren Rängen der Charts gut auskennt.
Das hohe Niveau ihrer schnelleren Kompositionen erreicht Shepherd auch im ruhigeren Bereich. Vorzeigestück aus der Balladen-Fraktion ist zweifelsfrei "I'm Just A Woman". Ganz klar eine Hymne für Frauen und besonders Mütter, der sich mit den immer neuen Aufgaben im Leben befasst: "And I guess I'm just a Woman and that's Women do. We carry the Weight of the World on our Shoulders, making sure every little thing goes through. And I know you're doing all you can and I know that after all you are just a Man. But you should understand that I'm just a Woman." ("Und ich glaube ich bin nur eine Frau und das ist was Frauen so machen. Wir tragen das Gewicht der Welt auf unseren Schultern und sehen zu, dass jede Kleinigkeit auch funtkioniert. Und ich sehe, dass Du es immer wieder versuchst, aber am Ende des Tages bist du nur ein Mann. Aber Du solltest verstehen, dass ich nur eine Frau bin")
Die Tatsache, dass sich Shepherd inhaltlich nicht nur mit den Vorzügen des Landlebens befasst, zeigt "That all leads to one Thing" - ein packendes Stück über eine Ehekrise. "Rory's Radio" sorgt dagegen der Folge für einen sehr harmonischen wenn auch viel zu frühzeitigen Album-Abschluss.
Fazit: Eine starke Sängerin und Mutter, die Karriere und Familie unter einen Hut bekommt. An dem Album werden New Country-Fans und Traditionalisten viel Freude haben.
Label: MCA Nashville / HumpHead (Helikon Harmonia Mundi) | VÖ: 15. Juli 2011 |
Titelliste
01 | Look It Up | 06 | Beer On a Boat |
02 | I'm Good | 07 | While It Ain't Rainin' |
03 | Where Country Grows | 08 | Tryin' to Go to Church |
04 | I'm Just a Woman | 09 | That All Leads To One Thing |
05 | More Cows Than People | 10 | Rory's Radio |