Jason Isbell & The 400 Unit - Here We Rest

CD Cover: Jason Isbell & The 400 Unit - Here We Rest

Wieder mal ein Act aus der Rubrik "Geheimtipp": Jason Isbell & The 400 Unit. Die Band um den gerade mal 32jährigen, aus Muscle Shoals, Alabama stammenden Sänger, Songwriter und Gitarristen Jason Isbell liefert mit "Here We Rest" ihr drittes Album ab. Ein ganz hervorragendes dazu. Obwohl der Ortsname "Muscle Shoals" natürlich sofort an urwüchsigen Soul denken lässt - immerhin sind hier die legendären Muscle Shoals Studios beheimatet - hat sich der talentierte Musiker ganz dem Folk, Country und Americana verschrieben.

Diese musikalische Leidenschaft lebte bereits zwischen 2001 und 2007 bei den Drive-By Truckers aus. Eine Alternative Country und Southern Rock-Band, die in Insiderkreisen absoluten Kultstatus genießt. Sein Schritt in Richtung Solokarriere muss ihm also einiges an Mut und Selbstvertrauen abverlangt haben. Wie Recht er mit der Entscheidung trotzdem hatte, belegen seine Alben "Sirens of the Ditch" (2007), "Jason Isbell and The 400 Unit" (2009) und erst Recht seine aktuelle Produktion "Here We Rest".

Schon der Opener verheißt ein echtes Hörerlebnis: "Alabama Pines", eine semiakustische Ballade, gefühlvoll, eingängig, tiefgehend und mit Amanda Pearl Shires von den Thrift Store Cowboys als hingebungsvoll singende/fiddelnde Gastmusikerin. Auch bei den nächsten Tracks bleibt Jason Isbell mit seinen 400 Unit - Keyboarder Derry DeBorja, Bassist Jimbo Hart, Gitarrist Browan Lollar und Drummer Chad Gamble - entspannt auf Cruising-Kurs: Mit dem Alternative-Rock von "Got It Alone", dem herrlichen Folk-Rocker "We've Met" und schließlich mit "Codeine", ein mit Harp und sehnsüchtigen Melodien aufgeladener Song, der gleichermaßen an Bob Dylan wie Neil Young denken lässt. Auch inhaltlich geht Isbell zuweilen so schonungslos wie Bob und Neil zu Werke. Ein genaues Hinhören lohnt sich allemal, offenbart schönste Songwriter-Poesie.

Doch Isbell & Co. sind auch Meister der Dosierung. Sie verstehen es hervorragend, den Hörer durch die 40 Minuten der CD zu führen, ohne dass auch nur ein Moment Langeweile aufkommen könnte. Tracks wie das ganz im akustischen Folk verankerte "Daisy Mae" und der anschließende Rock 'n' Roll-Kracher "The Ballad of Nobeard" sorgen für überraschende Momente aber auch für ein Wechselbad der musikalischen Gefühle. Das gilt auch für "Never Could Believe". Mit rauer Stimme intoniert und von souligen, Funky-Rhythmen und einem knarrenden Fender Rhodes-Piano angeführt, fühlt man sich spontan an Rod Stewart erinnert, als er noch bei den Faces oder bei der Jeff Beck Group sang. Natürlich hat Jason Isbell nicht so viele Reißnägel in den Stimmbändern, dafür aber ein ähnliches Charisma. Es ist jedenfalls eine Stimme, der man nur zu gerne lauscht. Ihm, seiner Band und seinen Songs.

Fazit: Als Geheimtipp ein Sechser im Lotto. Starke Stimme, klasse Songs, trocken und gefühlvoll arrangiert. Wer für Alternative Country, Americana und Folk etwas übrig hat, wird die CD lieben.

Label: Lightning Rod / Blue Rose (Soulfood) VÖ: 15. April 2011
01 Alabama Pines
02 Go It Alone
03 We've Met
04 Codeine
05 Stopping By
06 Daisy Mae
07 The Ballad of Nobeard
08 Never Could Believe
09 Heart On A String
10 Save It For Sunday
11 Tour Of Duty

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