Diese musikalische Leidenschaft lebte Jason Isbell bereits zwischen 2001 und 2007 bei den Drive-By Truckers aus. Eine Alternative Country und Southern Rock-Band, die in Insiderkreisen absoluten Kultstatus genießt. Sein Schritt in Richtung Solokarriere muss ihm also einiges an Mut und Selbstvertrauen abverlangt haben. Wie Recht er mit der Entscheidung trotzdem hatte, belegen seine Alben "Sirens of the Ditch" (2007), "Jason Isbell and The 400 Unit" (2009) und erst Recht seine aktuelle Produktion "Here We Rest".
Schon der Opener verheißt ein echtes Hörerlebnis: "Alabama Pines", eine semiakustische Ballade, gefühlvoll, eingängig, tiefgehend und mit Amanda Pearl Shires von den Thrift Store Cowboys als hingebungsvoll singende/fiddelnde Gastmusikerin. Auch bei den nächsten Tracks bleibt Jason Isbell mit seinen 400 Unit - Keyboarder Derry DeBorja, Bassist Jimbo Hart, Gitarrist Browan Lollar und Drummer Chad Gamble - entspannt auf Cruising-Kurs: Mit dem Alternative-Rock von "Got It Alone", dem herrlichen Folk-Rocker "We've Met" und schließlich mit "Codeine", ein mit Harp und sehnsüchtigen Melodien aufgeladener Song, der gleichermaßen an Bob Dylan wie Neil Young denken lässt. Auch inhaltlich geht Isbell zuweilen so schonungslos wie Bob und Neil zu Werke. Ein genaues Hinhören lohnt sich allemal, offenbart schönste Songwriter-Poesie.
Doch Isbell & Co. sind auch Meister der Dosierung. Sie verstehen es hervorragend, den Hörer durch die 40 Minuten der CD zu führen, ohne dass auch nur ein Moment Langeweile aufkommen könnte. Tracks wie das ganz im akustischen Folk verankerte "Daisy Mae" und der anschließende Rock 'n' Roll-Kracher "The Ballad of Nobeard" sorgen für überraschende Momente aber auch für ein Wechselbad der musikalischen Gefühle. Das gilt auch für "Never Could Believe". Mit rauer Stimme intoniert und von souligen, Funky-Rhythmen und einem knarrenden Fender Rhodes-Piano angeführt, fühlt man sich spontan an Rod Stewart erinnert, als er noch bei den Faces oder bei der Jeff Beck Group sang. Natürlich hat Jason Isbell nicht so viele Reißnägel in den Stimmbändern, dafür aber ein ähnliches Charisma. Es ist jedenfalls eine Stimme, der man nur zu gerne lauscht. Ihm, seiner Band und seinen Songs.
Fazit: Als Geheimtipp ein Sechser im Lotto. Starke Stimme, klasse Songs, trocken und gefühlvoll arrangiert. Wer für Alternative Country, Americana und Folk etwas übrig hat, wird die CD lieben.
Label: Lightning Rod / Blue Rose (Soulfood) | VÖ: 15. April 2011 |
01 | Alabama Pines |
02 | Go It Alone |
03 | We've Met |
04 | Codeine |
05 | Stopping By |
06 | Daisy Mae |
07 | The Ballad of Nobeard |
08 | Never Could Believe |
09 | Heart On A String |
10 | Save It For Sunday |
11 | Tour Of Duty |